Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
so hatte er immer gesagt, lautet: Versetz dich in deine Beute hinein. Wenn man die Natur dessen, was man jagt, begriffen hat, versteht man auch, wozu es in der Lage ist, und kann den nächsten Schritt vorausahnen.
    Es dämmerte bereits, und kalte violette Schatten fielen auf die regendurchtränkten Ecken des Trivisidiro. Die Mauern um Gabes Grundstück harrten schweigend in dem feuchtkalten Regen aus. Die Sicherungssysteme, die ich miteinander verflochten hatte, hielten noch immer stand. Ich wartete in meinem Versteck zwischen der Mauer eines Nachbarhauses und einer Stechpalmenhecke, die mich durch die feuchten Klamotten hindurch überall pikste. Von meiner Haut stieg Dampf auf, wenn Regentropfen mich berührten. Allerdings lösten sich die Wölkchen rasch wieder auf, sodass sie meine Position nicht verraten konnten. Still und ruhig stand ich da und verließ mich darauf, dass die durch den Sturm ausgelösten Turbulenzen und der Psinergiefluss mir gute Deckung boten. Ich hatte echt Probleme, mich noch unauffällig zu verhalten. Ich brauchte dringend Ruhe, Essen, Schlaf.
    Aber so schnell würde ich nichts von alledem bekommen. Also stellte ich mich eben darauf ein.
    Wenn man auf Beobachtungsposten steht, geht einem so viel krudes Zeug durch den Kopf, dass man mit der Zeit regelrecht geistig abstumpft. Ich dachte an Japhrimel, zwang mich, ihn zu vergessen, trieb meinen Verstand hin zu Gabe. Dann dachte ich an Gabes Tochter und an ihr Lächeln, das an ein Holo-Standbild erinnerte. Würde sie ein Grübchen in der linken Wange bekommen, wie Gabe eins hatte? Würde sie Eddies heiseres, schrilles Lachen haben? Würde ich sie schützen können, wenn ich gleichzeitig vor Japhrimel und vor Luzifer flüchten und dabei auch noch Eve lange genug am Leben halten musste, damit sie ihr Ziel erreichen konnte?
    Obwohl sich Eve offenbar nicht allzu schlecht schlug. Wozu brauchte sie mich überhaupt? Was war bloß mit diesen Dämonen los, dass sie an mir so einen Narren gefressen hatten?
    Was mich wieder direkt zu Japhrimel zurückbrachte. Ich hatte ihn angefleht, Eve nicht zu jagen. Und dennoch hatte er sich geweigert, mir zu verraten, was eigentlich los war, und hatte mich allein mit McKinley zurückgelassen, während er sich auf die Suche nach ihr machte. Was wäre geschehen, wenn er sie tatsächlich geschnappt und zu Luzifer geschleppt hätte? Hätte er mir das überhaupt gesagt?
    Mich wunderte, dass ich immer noch überrascht war. Jedes Mal aufs Neue war ich überrascht, wenn ich daran dachte. Er war ein Dämon. Seine Vorstellung von Ehrlichkeit unterschied sich grundlegend von meiner. Für ihn war ich wahrscheinlich nicht mehr als ein geschätzter Besitz, ein Haustier. Man liebt seine Katze oder seine geklonten Koi, aber man behandelt sie nicht wie einen Menschen. Nein, man tätschelt sie, füttert sie, bringt sie zum Animonen, um sie impfen und untersuchen zu lassen. Aber man sieht sie nicht als Partner, als ebenbürtig an.
    Nicht mal, wenn – wie bei uns – von ihnen in der Einzahl gesprochen wird.
    Hatte er geglaubt, ich würde mich auf Luzifers Seite schlagen, wenn er in Gefahr zu sein schien? Oder hatte er sich einfach nur verrechnet und nicht gedacht, dass Eve stark oder schlau genug war, um ihn gefangen zu nehmen und derart lang festsetzen zu können?
    Wieso? Wenn ich ihm eine Frage stellen könnte, wäre es dieses kleine Wörtchen. Die Antwort würde so viel klarstellen, wenn ich ihm denn Glauben schenken könnte.
    Aber als ich in Tränen aufgelöst gewesen war, hatte er mich in den Armen gehalten. Und ganz egal, welchen Ärger ich mir eingebrockt hatte, darauf, dass er mich raushauen würde, hatte ich eigentlich immer zählen können. Und das war schließlich auch etwas wert, oder?
    Die Zeit mit dir weiß ich sehr zu schätzen. Seine rauchige, sanfte Stimme.
    Mit einem fast schon körperlichen Ruck riss ich mich von den Gedanken an ihn los. Was war mit Lucas und Leander? Wo waren die beiden? Waren sie verzweifelt auf der Suche nach mir? Oder hatte sie inzwischen jemand getötet?
    Ich hatte keine Zeit für weitere Grübeleien. Meine Beute war im Anmarsch. Seelenruhig spazierten sie in der frühmorgendlichen Dämmerung Arm in Arm den Bürgersteig entlang, als müssten sie sich um überhaupt nichts Sorgen machen. Wahrscheinlich hielten sie sich für völlig sicher.
    Und wen hatten eine Sedayeen und ein Bulle hier auch schon groß zu fürchten?
    Nur mich, dachte ich im Schatten der Hecke.
    Nur mich.
    Ich wartete, bis sie

Weitere Kostenlose Bücher