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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Meine Ringe sprühten Funken, und ich unterdrückte den Fluch, der mir über die Lippen kommen wollte.
    Japhrimel schloss die Schlafzimmertür und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen. Ich legte die Akte und die Blätter mit der Skinlinschrift beiseite und hielt eine der Phiolen hoch.
    Die körnige Substanz glänzte im Licht des regnerischen Nachmittags. Stille breitete sich im Zimmer aus. Die Gardinen wehten einmal kurz hoch und hingen dann wieder ruhig herab. Japhs konzentriertes Schweigen und mein wütender Schmerz, den ich mit aller Macht unter Kontrolle hielt, ließen die Wände leise aufstöhnen.
    Ich hatte Schmerzen in der Brust, und meine trockenen Augen – die, da war ich wild entschlossen, auch unbedingt trocken bleiben sollten – brannten. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass meine Hand leicht zitterte und die feinen Körnchen in der Glasphiole aufgewirbelt wurden.
    Das Mal an meiner Schulter war jetzt vollkommen ruhig, es brannte nicht mehr, um mich vor dem Abgleiten in einen Schockzustand zu bewahren. Aber das Prickeln, das durch Japhrimels Aufmerksamkeit ausgelöst wurde, war noch immer vorhanden. Es fühlte sich an, als würde sich eine Katze an den Beinen ihres Besitzers reiben, um ihm Trost zu spenden.
    War es so verkehrt, dass ich das gern annehmen wollte? Mit uns beiden war es schließlich so aussichtslos wie immer.
    Ich sah zur Tür hinüber. Japhrimel hatte, vielleicht, um mich zu schonen, die Lider leicht gesenkt, sodass das grüne Leuchten seiner Augen ein wenig gedämpft war. Dennoch waren sie das Lebendigste im ganzen Zimmer und so hell, dass seine hohen Wangenknochen Schatten warfen.
    Zwanzig nicht enden wollende Sekunden lang starrten wir uns an, zwanzig Sekunden, in denen nur mein Herzschlag mir in Erinnerung rief, dass ich am Leben war.
    „Sie ist tot“, sagte ich schließlich matt. Wer spricht denn da mit meiner Stimme? Sie klingt besiegt. Hoffnungslos.
    „Es tut mir leid.“ Es war das erste Mal, dass ich seine Stimme vor Traurigkeit beben hörte, wenn auch nur ganz leicht. „Wenn ich es ändern könnte, würde ich es für dich tun.“
    Beinahe hätte ich ihm geglaubt. Nein, das ist eine Lüge. Ich glaubte ihm wirklich. War das nicht paradox? Hätte er sie dem Tod entreißen und zurückbringen können, hätte er es getan. Nichts als ein weiteres Geschenk für seine Hedaira, ein Zeichen seiner Kraft, die er eingesetzt hätte, weil er nicht wusste, was er mir sonst geben oder wie er mich sonst glücklich machen sollte.
    Es war zu schade, dass er es nicht tun konnte. Ich hätte ihn angefleht, wenn er es hätte tun können.
    Aber dem Tod kann man nichts verweigern. Ich wusste das, auch wenn alles in mir dagegen rebellierte. Doch es gab jetzt Wichtigeres.
    Wieder hielt ich die Phiole hoch und schüttelte sie vorsichtig. Die Körner wirbelten auf, als wollten sie sich über mich lustig machen. „Was, glaubst du, ist da drin?“ Ich schloss die Augen und ließ die Hand sinken. Ich hatte das Gefühl, immer schlechter Luft zu bekommen, als hätte sich die Luft in Schlamm verwandelt.
    Ich hörte, wie Japhrimel das Zimmer durchquerte. Neben dem Bett blieb er stehen und ließ die Finger durch mein Haar gleiten. Die Berührung war sanft und intim, eine Geste, mit der er mich in Toscano regelmäßig aus meinen fieberhaften Studien gerissen hatte. Seine Fingerspitzen glitten unendlich zärtlich meine Schläfen entlang und über meine Wange.
    „Mir wäre es fast lieber, du würdest weinen.“ Seine Stimme war wie goldener Samt. Besänftigend und so völlig anders als sonst, wenn er in seinem trockenen, ironischen Tonfall sprach, dass es sich kaum noch um dieselbe Person zu handeln schien. „Was kann ich für dich tun? Sag mir, was ich tun soll, Dante.“
    „Wie bösartig kannst du sein?“ Es fühlte sich an, als würden sich die Worte in meiner Kehle in Asche verwandeln. „Denn wenn ich diejenigen finde, die das getan haben, dann will ich, dass sie wirklich leiden.“
    Schweigend strich er mit seinen empfindsamen Fingerspitzen über meine Wange. Warme Schauder flossen meinen Rücken hinab, bis der Schmerz in meiner Brust allmählich nachließ.
    „Dämonen verstehen etwas von Rache.“ Zärtlich fuhr er meine Oberlippe entlang.
    Götter. „Gibt es auch irgendwas, wovon Dämonen nichts verstehen?“
    „Menschen.“ Das kam so prompt, dass ich lachen musste, auch wenn es mehr ein Kichern war, das ganz und gar nicht nach mir klang. Ich nahm drei der vier Phiolen und reichte sie

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