Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Sie klang äußerst zufrieden mit sich, aber da war auch ein grimmiger Unterton. „Ich glaube, Nikolai hat gar nicht mitbekommen, dass ich mir mithilfe von Hypnosekassetten Sprachen beigebracht habe. Ich kann es nicht ab, wenn er mit Leuten redet und ich nichts verstehe.“
Zu meiner Überraschung lachte ich bitter auf. „Mir geht’s genauso. Welchen Dämon jagt Japh in Saint City?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin keine Magi. Ich weiß nur, dass es sich um einen Dämon handelt, den die dämonische Führungsriege lebendig ausgeliefert haben möchte. Das ist alles.“
Das traf nur auf einen Dämon zu. Japhrimel jagte also doch Eve, hier in Saint City.
Und er glaubte, er könne das vor mir verbergen. Sogar Tiens und Nikolai wussten mehr als ich darüber, was mit den Dämonen los war. Ich war mir ziemlich sicher, dass mit dem „grünäugigen Ältesten“ nicht Luzifer gemeint war. Jedenfalls würde Luzifer nicht wollen, dass mir jemand Schutz gewährte. Er würde wollen, dass ich starb. Vor allem dann, wenn er herausfand, dass ich mich mit Eve getroffen hatte und entschlossen war, ihr zu helfen.
Allmählich fragte ich mich, ob er seinen Willen bekommen würde – und ob es auf der Erde wohl irgendeinen Ort gäbe, an dem ihm niemand etwas schuldete. „Welche Klinik?“, fragte ich. Die Fortieth war eine lange Straße.
„Ecke Fortieth und Napier, am Rand des Tank District. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als dort nur leere Landparzellen waren – bevor der erste Transportbrunnen ausgehoben wurde.“
„Wie lange sind Sie und Nikolai schon zusammen?“ Das war eine unhöfliche Frage, aber ich war wirklich neugierig, nicht nur, was die Antwort auf diese Frage anging. Ich wollte auch wissen, woher ihre Zuneigung zu mir kam.
„Lange genug, um zu wissen, dass er bald nach mir schauen wird, um sicherzugehen, dass ich nichts Unbesonnenes mache. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt leidet er immer mehr an Verfolgungswahn. Allmählich ist es schon ein Wunder, dass ihm das Atmen noch nicht verdächtig vorkommt.“ Sie führte mich durch schwach erleuchtete, stille Flure, in denen die Büste eines römischen Herrschers und andere unbezahlbare Artefakte standen. Ich hätte gewettet, dass sie die Auswahl getroffen hatte – die Räume waren nicht so überladen wie in einem richtig alten Nichtvren-Nest. Einige Holovidmagazine widmeten sich ausschließlich den Häusern der Paranormalen. Ich hatte mal eins oder zwei durchgeblättert und war zu dem Schluss gekommen, dass Nichtvren, je älter sie wurden, ihre Häuser umso mehr mit geschmacklosen Wertgegenständen vollstopften.
Selene blieb vor einer großen Doppeltür aus Eiche stehen, die mit Eisenstangen versperrt war. Die Sicherheitssysteme des dahinterhegenden Zimmers waren kräftig und stachelig – eine Form von Magik, die mir noch nie begegnet war.
Die Söldnerin in mir war entsetzt. Eine völlig neue Form von Sicherheitssystemen? Götter, ich ließ wirklich nach. Die geübte Psinergiearbeiterin in mir war fasziniert. „Wer hat das geknüpft?“
„Nikolai. Und dann hat er zwei Magi angeheuert, damit sie noch ein paar Schichten obendrauf packen. Aber keine Angst, ich bin ja bei Ihnen.“ Sie ging geradewegs auf die Tür zu. Die Energieschichten schimmerten und pulsierten, beruhigten sich aber, als sie Selene berührten. Es war seltsam intim – sogar die Verteidigungsschichten des Primus waren ihr zugetan.
Das erinnerte mich daran, wie sich Japhrimels Aura oft um meine schloss, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Das Mal an meiner Schulter war immer noch taub, mein linker Arm kalt. Aber es war nicht die kalte, kribbelnde Kühle aus der Zeit, als Japhrimel im Schlummer gelegen hatte. An das Gefühl konnte ich mich noch gut erinnern. Das hier war neu. Schloss er mich aus? Vielleicht. Sobald ich die seilartige Narbe mit den Fingerspitzen berührte, hatte ich durch seine Augen sehen können. Tat er vielleicht gerade etwas, das ich nicht mitbekommen sollte?
Oder verblasste das Mal? Nein, die pulsierende Psinergie glitt mir immer noch in gleichmäßigen Abständen über die Haut, und ich hatte das Mal angezapft und magische Energie erhalten. Ich fragte mich schon lange nicht mehr, ob Japh mich bewusst mit Psinergie überschwemmte. Vielleicht war es einfach nur die überschüssige Energie seines jetzt wieder vollen Dämonenstatus.
Ein Gefallener mit der Macht eines Dämons. Schaudernd folgte ich Selene. „Nehmen Sie mir die Frage nicht übel, aber
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