Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
wird nicht einfach. In der Stadt treiben sich eine Menge Söldner herum, und wir können uns nicht zu offensichtlich in menschliche Angelegenheiten einmischen oder in irgendetwas, das mit Dämonen zu tun hat. Also vertrauen Sie niemandem. Wenn Sie einen sicheren Ort zum Übernachten brauchen, gehen Sie ins Haus der Liebe an der …“
„Zu Polyamour?“ Ich versuchte, nicht zu ungläubig zu klingen. „Sie ist in diese Geschichte verwickelt?“
„Nein, das ist sie nicht. Genau deshalb ist es bei ihr ja sicher. Außerdem hat sie etwas für Sie – aber erst, wenn Sie Ihre Aufgabe erledigt haben.“ Sie schwieg einen Moment lang. „Am liebsten würde ich Sie begleiten. Seit Jahrhunderten ist nichts mehr wirklich Spannendes passiert.“
„Nun ja.“ Ich hin von meinem dämonischen Liebhaber verlassen worden, man hat mich mit Gleitern und Reaktionsfeuern angegriffen, und der Teufel hat mir die Kehle zerquetscht -zweimal.
Ganz zu schweigen davon, dass mich Höllenhunde gejagt haben und ein minderbemittelter Werwolf mich beinahe ausgetrickst hätte. Von mir aus können wir gern tauschen: Du kriegst die Aufregung, ich die Langeweile. „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“
Sie zog die elegante Nase kraus. „Ich kann mich an genügend Aufregung erinnern, um Langeweile zu schätzen zu wissen. Es war nur so eine …“ Sie legte den Kopf auf die Seite. „Oh, wie nett. Nikolai ist im Anmarsch. Beeilen Sie sich. Hier, die Treppe rauf und dann im zweiten Stock nach links. Der Sicherungsriegel am Fenster dort ist kaputt. Diese Möglichkeit hatte ich mir offengelassen, wenn ich das nächste Mal tanzen gehen möchte. Eins noch, Dante: Trauen Sie niemandem. Nicht einmal mir. Dämonen sind in der Stadt, und wenn die sich einmischen, ist niemand mehr sicher.“
Habe ich es nicht gewusst? „Danke“, brachte ich heraus. „Sie sind sehr ehrenhaft.“ Polyamour hat etwas für mich? Natürlich. Plötzlich ging mir ein Licht auf. Wie blöd, dass ich nicht gleich darauf gekommen war. Eine Sache weniger, um die ich mir Gedanken machen muss.
Sie winkte ab. „Gehen Sie. Ich halte Nik und Tiens auf.“
19
Die Nacht war bereits weit fortgeschritten, und der Himmel verfärbte sich schon grau, als ich endlich die Kreuzung Fortieth und Napier erreichte. Auf den Straßen war es merkwürdig ruhig, selbst im Tank District. Meine Haare waren feucht vom frühmorgendlichen Nieselregen. Wie aufgeheizt mein Stoffwechsel war, merkte ich daran, dass von meiner Haut kleine Dampfschwaden aufstiegen.
Meine linke Schulter fühlte sich schwer und taub an, mein ganzer linker Arm war kalt. Beinahe hätte ich unter mein Hemd gegriffen, um Japhrimels Mal zu berühren. Ein flüchtiger Kontakt hätte vermutlich gereicht, dass er mich hätte aufspüren können, und ich … vermisste ihn. Wenn es eins gibt, das Dämonen hassen, dann ist das Hilflosigkeit. Tja, dann waren wir in etwa quitt. Auch ich hasste dieses Gefühl. Aber von da aus war es ein weiter Weg zu der Annahme, Japhrimel könnte irgendjemandem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein. Mich eingeschlossen. Immerhin kannte er keine Hemmungen, mich mittels seiner größeren Stärke in die Rolle der kleinen, braven, gehorsamen Hedaira zu zwingen. Hilflos? Er? Wohl kaum.
Und dennoch …
Innere Ruhe empfinde ich nur dann, wenn du in Sicherheit bist und ich in deiner Nähe sein kann.
Vielleicht war Hilflosigkeit gar nicht im körperlichen Sinn zu verstehen.
Immerhin hatte er tatsächlich Luzifers Hand gepackt und den Teufel zurückgestoßen.
Der Fehdering summte so leise wie ein Eisblock, auf den ein Schallfräser trifft. Allzu viel wollte ich darüber nicht nachdenken. Dann würden nur meine Hände anfangen zu zittern und meine Knie weicher werden als ohnehin schon. Luzifer hatte meinen Tod geplant, einen qualvollen dazu. Meine Lebenserwartung würde immer noch recht kurz sein, wenn Japhrimel nicht dafür sorgte, dass mir nichts zustieß. Daran konnte auch das dämonische Artefakt an meinem Handgelenk nichts ändern.
Ich suchte gegenüber der Danae-Klinik Deckung. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, der Geruch von geschmolzenem Plastahl und Multifrostschutzmittel wehte durch die Straßen. Ich holte tief Luft, sondierte die unterschiedlichen Düfte und streckte behutsam einen Fühler in Richtung Klinik aus.
Sobald mein auf Empfang geschaltetes Bewusstsein auf die Schutzschirme traf, zog ich mich zurück. Es waren, von Sedayeen und Schamanen sorgfältig ausgelegt, massive
Weitere Kostenlose Bücher