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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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spannte die Finger an und bohrte ihm die Klauen in die Nackenpartie.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Fast hätte ich zugeschlagen, doch ich erkannte gerade noch rechtzeitig, dass es die Sedayeen war. Ein vertrautes, angenehmes Gefühl durchflutete mich, als wohltuende Psinergie über meine Haut glitt, mir den Kopf freimachte und die eiskalte Wut wenigstens teilweise mit sich fortspülte.
    „Lass ihn gehen.“ Eine klare, sanfte, angenehme Junge Stimme. „Ich kann dir sagen, wer sie geschickt hat. Das sind Schläger der Tanner-Familie.“
    Blut blubberte dem Mann aus dem Mund. Seine Augen weiteten sich vor Verzweiflung. Ich sah die goldgelben Stoppeln auf seinen Wangen, einen schiefen Vorderzahn, fein geschwungene Augenbrauen. Letztlich hatte er nur einen Job angenommen. Er war nur ein Söldner.
    Was tue ich da eigentlich?
    Mit einem kurzen rauen Laut riss ich meine rechte Hand los, krümmte die Finger, fuhr die Krallen aus und machte eine blitzschnelle, scharfe Bewegung. Blut spritzte durch die Luft, aber da hatte ich ihn bereits von mir gestoßen. Der Sprühregen aus seiner Arterie traf mich nicht, doch er hatte ohnehin derart heftige innere Blutungen, dass nicht mehr allzu viel Druck für die Fontäne übrig war.
    Ich schüttelte die Hand der Sedayeen ab. War mir ihr Näherkommen nicht aufgefallen, oder war sie unter meinem Magscan hindurchgeschlüpft, weil sie eine Heilerin war und deshalb keine Gefahr darstellte? Sedayeen sind nicht in der Lage, jemandem ohne entsetzliche Rückkopplungen Leid zuzufügen. Sie sind die Swanhilds der psionischen Welt – hilflose Pazifisten ohne deren natürlichen Vorteil: giftiges Fleisch. Sedayeen überleben, indem sie sich den Mächtigeren in der Welt der Paranormalen oder Psione anschließen, und für ihre Beschützer sind sie so wertvoll, dass eine Ausrottung, wie sie die Sexhexen im Chaos direkt nach dem Großen Erwachen beinahe erlitten hätten, verhindert wurde.
    Die Frau trug ein ausgebleichtes PhenFighters-T-Shirt und Jeans sowie Silmari-Sandalen an den kleinen Füßen. Von ihrem schön geformten Kopf standen die Haare in einem kurzen Igelschnitt ab. Sie blickte mich aus zwei schmutzigbraunen Augen an. Wie die meisten Heilerinnen hatte sie ein dreieckiges Gesicht, ein spitzes Kinn und klassisch geschwungene Lippen. Ihre Zulassungstätowierung war das für Sedayeen charakteristische Auch, in diesem Fall mit zwei Flügeln und einem zusätzlichen kurzen Querstreifen durch die senkrechte Linie. Um ihren Hals hing eine Hanfkette mit Perlen aus Türkis. Sie sah nicht viel älter als sechzehn aus. Allerdings sieht man Sedayeen das Alter meist nicht an. Demnach dürfte sie um die dreißig gewesen sein.
    Die Schamanin war die Größere von beiden und hatte ihre blonden, geflochtenen Zöpfe nach hinten gebunden. Sie stand am Eingang zur Gasse und hob ihren Eichenstab hoch, an dessen Ende gelbe Bänder im leichten Morgenwind flatterten. Ihre Augen waren auf faszinierende Weise bernsteinfarben, also vermutlich gentechnisch verändert. Die Tätowierung auf ihrer linken Wange bewegte sich unruhig hin und her. Ihr mit Dornen und Krallen verziertes Triquetra, ein keltisches Dreieckssymbol, verriet, dass sie in speziellen Techniken ausgebildet war. Ihre Anspannung zeigte zudem, dass sie auch im Kampftraining nicht völlig unerfahren war. Die Hand am Stab zitterte kein bisschen. Ich fragte mich, wieso sie kein Schwert trug. Schamanen mit Kampfausbildung stehen normalerweise auf Stahl.
    Tanner-Familie. Aus welchem Grund sollte die Mafia plötzlich eine Heilerin und eine Schamanin töten wollen? Nachdem sie bereits einen Skinlin und eine Nekromantin durchlöchert hatten. Führte die Mafia Krieg gegen Psione? Ich schüttelte die rechte Hand aus. Langsam zogen sich meine Krallen zurück. Mein Atem ging stoßweise, allerdings nicht vor Anstrengung.
    Ich keuchte, weil ich nicht aufhören wollte. Ich wollte töten. Der Blutdurst wurde immer stärker und führte mich in Versuchung. Es wäre so einfach.
    Sie waren doch nur Menschen.
    Hör bloß damit auf Danny. Du bist selbst ein Mensch. Du stehst wirklich ganz nah am Abgrund. Du nimmst alles hier viel zu persönlich und wirst noch Schiffbruch erleiden. Beruhige dich endlich. Das Kältegefühl in meinem Arm wich vor der Hitze des Blutdurstes zurück. Ich kämpfte darum, mich wieder in den Griff zu bekommen.
    „Annette Cameron“, quetschte ich mühsam heraus. „Ich suche Annette Cameron.“ Bitte, Anubis, greif mir ein wenig unter die

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