Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Sicherheitssysteme, dicke Schichten von Psinergie pulsierten und vereitelten ein Weiterkommen. Sie hatten vermutlich den Großteil der Explosion abgeleitet, denn von der Bombe konnte ich keine Nachwirkungen mehr wahrnehmen. Einfacher Sprengstoff, wahrscheinlich G19 oder Vaston. Das hieß: höchstwahrscheinlich ein Mafiajob.
Der scharfe Geruch nach Sedayeen – Veilchen und weiße Malve – jagte mir einen galvanischen Schauder über den Rücken. Seit Doreens Tod hatte ich den Umgang mit Heilern gemieden.
Dieser Gedanke ließ mich erneut erschaudern – die Erinnerung an mein stoßweises Atmen, an die Klauen, die mein menschliches Fleisch durchbohrten. Ich wurde von meiner Vergangenheit überwältigt.
„Runter, Doreen, runter.“
Ein Donnerschlag. Ich versuche, mich zu bewegen, krabble verzweifelt vorwärts … meine Finger kratzen über den Beton, ich komme mühsam auf (He Beine, weiche den vorbeizischenden Kugeln und Plasbolzen aus. Bleibe wie angewurzelt stehen, ah er plötzlich aus der Dunkelheit vor mir auftaucht – in der einen Hand funkelt das Rasiermesser, an der anderen glitzern seine Krallen.
„Das Spiel ist aus“, sagt er kichernd, und als er mich aufschlitzt, verwandelt sich das Reißen in meiner Seite in brennende Taubheit. Ich werfe mich nach hinten, nicht schnell genug, nicht schnell genug …
Ich stieß den Atem aus. Meine Finger fummelten am Hemdkragen herum, doch statt mit dem Mal spielten sie mit Jace’ Halsband. Es klimperte beruhigend, als ich es berührte, pulsierte wie ein schlechtes Zahnimplantat.
Ich rieb das knorrige Ende eines Baculums, während ich die Klinik im Auge behielt. Vage, kaum wahrnehmbare Bewegungen warnten mich, dass ich nicht als Einzige auf Beobachtungsposten war. Ich wich an die Ziegelwand zurück, wobei mein Magen vor Hunger knurrte. Die Versuchung, das Buch aus meiner Tasche zu fischen, war beinahe übermächtig, und ich konnte mich jedoch gerade noch beherrschen. Zeit zum Recherchieren hatte ich jetzt wahrlich nicht. Ich befand mich auf einer Jagd, die immer hektischer wurde.
Die werden noch eine ganze Weile nicht aufmachen. Hol dir was zum Frühstücken, Dante.
Nicht, solange da noch jemand anders lauerte. Wer immer das auch sein mochte, er war gut getarnt und verschmolz geradezu mit seiner Umgebung. Die Ziegel fühlten sich rau und kalt an, als ich mich noch enger an die Mauer drückte und fast unsichtbar wurde.
Selene hatte recht. Es waren Dämonen in Saint City, und alles wurde zunehmend unvorhersehbarer. Der vertraute Rhythmus des kalten Herzschlags des städtischen Psinergiebrunnens hatte sich leicht verändert. Er war nun durchdrungen und gespickt vom Moschusgeruch der Dämonen. Das war mir schon früher aufgefallen: Wenn ein oder zwei Dämonen aktiv sind, nimmt die ganze Stadt ihren Geruch an.
Immerhin wird den Dämonen nachgesagt, dass sie die Menschen den Städtebau gelehrt hatten. Noch etwas, wofür wir ihnen dankbar sein können.
Geh noch einmal alles durch, Dante.
Eddie hatte an irgendetwas gearbeitet, an dem auch eine Biotech-Firma beteiligt war. Er wurde ermordet – und Gabe wollte entweder nicht aufhören weiterzugraben oder wusste etwas Gefährliches über seine Arbeit. Deshalb wurde sie ebenfalls hingerichtet. Die Phiolen mit dem Granulat und die Unterlagen mit den Skinlin-Notizen waren entweder ein Täuschungsmanöver oder der Grund, warum man sie umgebracht hatte. Und irgendwer hatte keinerlei Probleme gehabt, in ihre Sicherheitssysteme einzudringen, sich danach die Zeit genommen, Gabes Haus komplett auf den Kopf zu stellen, und sich anschließend noch die Mühe gemacht, alle psychischen Spuren zu beseitigen.
Das hieß, was immer ich da mit mir rumschleppte, war heiße Ware. Von der Akte gar nicht zu reden. Hatte Gabe sie der Polizei von Saint City geklaut, bevor sie jemand hatte kopieren können? Oder existierten in irgendeinem Revier noch weitere Exemplare?
Aus der Zeit, als ich noch regelmäßig Erscheinungen durchführte, um der Mordkommission bei ihren Ermittlungen zu helfen, hatte ich noch einige Kontakte zur Polizei. Dort mal ein bisschen nachzuforschen schien mir der nächste logische Schritt zu sein, sobald ich herausgefunden hatte, was es mit dieser Klinik auf sich hatte.
Schön wäre nun ein ruhiges Plätzchen, wo ich Eddies Akte und das Buch, das ich von Selene bekommen hatte, durchgehen könnte. Zwei Rätsel hatte ich zu lösen: Was hatte meine beiden letzten Freunde getötet, und wo zum Teufel war Japhrimel? Erst
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