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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Arme. Ich habe den Verdacht, dass ich allmählich jede Kontrolle über mich verliere. Meine Wut ließ langsam nach, und ein vages Gefühl von Anspannung kehrte zurück.
    Ich analysiere. Das ist schlecht. Zu viel Stress und zu wenig Erholung. Meine Psyche zerfaserte allmählich.
    Und das Schlimmste war, ich war mir nicht einmal sicher, ob mich das noch interessierte.
    Die Sedayeen nickte mit weit aufgerissenen Augen. Offenbar war ich derzeit selbst für eine Sedayeen mit ihrer inneren Ruhe nur schwer zu ertragen. „Das ist Cam.“ Sie zeigte auf die Schamanin. „Ich heiße Mercy. Kommen Sie rein.“
    „Weißt du, wer ich bin?“, fragte ich trotz des dicken Kloßes in meinem Hals. Meine Schulter war immer noch taub, aber ein tiefer Schmerz kündigte sich bereits an.
    „Sie sind Dante Valentine.“ Die Hände der blonden Schamanin zitterten ein wenig, und die Bänder am Stab flatterten leicht. „Eddie hat Sie uns beschrieben. Er hat gesagt, wenn ihm jemals etwas passieren sollte, dann wären Sie jemand, dem wir vertrauen könnten.“
    Ich hatte vergessen, wie es ist, sich in Gesellschaft von Sedayeen zu befinden. In der Klinik – es war stockdunkel, weil alle Fenster mit Brettern vernagelt waren und Mercy es nicht für nötig befand, das Licht einzuschalten – war die friedliche Stimmung fast mit Händen zu greifen. Selbst die aufgewühlteste Aura wurde hier besänftigt. Der Geruch von Veilchen lag in der Luft. Eine der Besonderheiten an Psionen ist, dass dieser Veilchenduft ihre Nasenrezeptoren nicht einfach außer Funktion setzt. Wir sind vermutlich die einzigen menschlichen Wesen, die diesen Geruch über einen sehr langen Zeitraum wahrnehmen können.
    Echte Glückspilze.
    Im Wartezimmer standen ein paar Stühle, und auch eine Spielecke für Kinder fehlte nicht. Der Anblick von grellbuntem Plastizin verschlug mir den Atem. Galle stieg in mir hoch. Rasch wandte ich den Blick ab und steckte das Schwert sicherheitshalber in die Schlaufe am Rüstzeug. Ich wollte nichts tun, was ich hinterher bereuen würde. Am Empfang stand kein KI-Deck. Jede Wette, dass während der Öffnungszeiten hier ein Psion die Patienten einer ersten Prüfung unterzog. Eine gute Idee, wenn man es in einer freien Klinik mit Chill-Süchtigen und menschlichem Abschaum zu tun hatte.
    Als wir hereinkamen, zog sich ein Wartungsroboter mit rot blinkender Digitalanzeige gerade zurück. Die ganze Atmosphäre strahlte eine himmlische Ruhe aus, die Luft war geschwängert vom Geruch nach Blumen und Malven. Mercy führte mich durch Schwingtüren in ein Gewirr aus Untersuchungszimmern, Büros und Privatlaboren.
    Die Schamanin, Cameron, sah die ganze Zeit nervös zu mir herüber. Verübeln konnte ich ihr das nicht. Ich wusste, welchen Eindruck meine Aura machte: der für Nekromanten typische Funken regen wie aus einer Stroboskoplampe, gepaart mit den dunklen, diamantfarbenen Flammen einer Dämonin. Das Mal an meiner Schulter pochte und verfärbte sich durch meinen unruhigen Verteidigungs- und Energiemantel hindurch. Ich fiel im hiesigen Psychoäther ebenso störend auf wie der Klang eines Slicboards bei einem Ludditenkongress. Nicht ganz so stark wie Japhrimel vielleicht, aber im Unterschied zu vielen Psionen war ich nicht in der Lage, mich zu tarnen. Kurz gesagt: Ich roch nach Ärger.
    Und es stimmte ja auch. Ich spürte, dass ich Ärger machen würde.
    „Woran hat Eddie gearbeitet?“, fragte ich, als Mercy ein Scanschloss an der rechten Seite einer Gleittür aus Plastahl berührte. Sie zuckte zusammen. Na toll, jetzt jage ich schon einer Sedayeen Angst ein. „Gabe hat mir nichts davon erzählt.“
    „Es geht nicht darum, woran er gearbeitet hat“, antwortete die Heilerin. „Es geht darum, was er entdeckt hat, was er vollendet hat.“ Mit einem Wuuusch glitt die Tür beiseite. Weiße Vollspektrallampen erwachten zum Leben. Das helle Licht tat mir in den Augen weh, bis sie sich schließlich daran gewöhnten. Ich stand in einem vollständig leergeräumten Labor. „Hier hat er geforscht.“
    Aber hier ist er nicht gestorben. Das Labor, in dem er sich befand, hatte andere Bodenfliesen.
    Dann entdeckte ich einen Tisch, über dem Wachstumslampen hingen. Unter der heißen Strahlung der Birnen, die Wurzeln sicher in Nährlösungsblasen, blühten und gedeihten Eddies Stechäpfel. Aus jedem Einzelnen wuchs eine prächtige purpurne oder weiße Blüte, die an eine Doppeltrompete erinnerte. Diese Pflanzen wurden als Bindungszauber und Schmerzmittel verwendet.

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