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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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überdeutlich hervor. Das Licht fiel durch das Fenster herein.
    Alle Fenster waren mit einem dünnen Streifen Gold eingefasst, der durch das Glas strömte wie ein Vorhang aus Sonnenschein, in dem unzählige Staubkörnchen tanzten.
    Es hätte mich nicht wundern dürfen, dass ich Sonnenschein sah, wenn ich von Jason Monroe träumte.
    Er hockte im Schneidersitz auf dem Boden und blickte mit freundlichem Interesse hoch. In der Lichtflut schienen seine blauen Augen Feuer zu fangen, und auch sein Haar stand in Flammen, ein menschlicher Schmelzofen aus Gold. Wieder war er der junge Jace aus der ersten, wilden Zeit unserer Affäre. An seinem Handgelenk glitzerte der Bolgari-Zeitmesser, und als er das Schwert ein wenig anhob und auf seinem Handteller balancierte, spannten sich unter seinem weißen T-Shirt die Muskeln an.
    Der Raum war eine Überraschung. Es war Jados Raum, oben, wo die Treppe endete, der Raum, in dem mein Sensei seine hochgeschätzten Schwerter austeilte, immer nur jeweils eines und nur an seine vertrauenswürdigsten Schüler. Allerdings waren die Holzregale an der Wand jetzt leer, der nachgiebige Hartholzboden zerkratzt, und die weiße Farbe blätterte von den Wänden. Vor dem Fenster hing kein Vorhang, und der Flur, in den man durch die offene Tür blickte, war so leer wie eine Sojamalz-Vierzig-Flasche, die durch die Straßen rollt.
    „Hübsch. Jace war barfuß und trug Jeans. Der zarte goldene Flaum auf seinen Unterarmen schimmerte im Licht. „Und dieser Treffpunkt gefällt mir auch.“
    Dieses Mal sprach er laut, die Worte wurden nicht einfach nur wie ein Geschenk in meinen Kopf gelegt. Kein Wunder, dass mir die Stimme, die mich vom Tod weglockte, vertraut war, es war schließlich seine.
    Ich atmete tief aus und sank zu Boden. Mir fiel auf dass ich einen abgetragenen Pullover anhatte sowie zerrissene Jeans, durch die bleiche menschliche Haut hindurchschimmerte. In diesen Träumen war ich stets wieder ein Mensch. Meine Nägel waren mit rotem Molekularlack bemalt, und meine schwarz gefärbten Haare waren zerwühlt und voller Spliss. „Ich bin nicht tot.“ Vier Worte, die ich mir mühsam durch den Kloß in meiner Kehle hindurch abrang.
    Allmählich dämmerte es mir, durch das schummerige Licht und den angenehmen Geruch nach Staub, Farbe und frischer Luft hindurch, die sich anfühlte, als dringe durch jede Ritze Sommerwind herein. „Und eigentlich glaube ich auch nicht, dass ich träume“, flüsterte ich.
    Sein Grinsen wurde breiter, jenes Grinsen, das ihm immer weibliche Aufmerksamkeit sonder Zahl eingebracht hatte. „Das hast du echt schnell kapiert, Süße. Wir haben hier ein bisschen Zeit. Ein bisschen Raum.“
    „Ich vermisse dich.“ Es machte mir Angst, wie sehr das der Wahrheit entsprach. „Warum machst du das? Warum hast du mich nicht sterben lassen?“
    „Du spinnst wohl. Was hätte ich sonst für dich tun sollen?“ Er zuckte mit den Schultern, sah mich ernst an, ließ das Schwert sinken und legte es sich quer über die Knie.
    Es war sein Dotanuki, das Schwert, das bei seinem Tod zerbrochen war. Nicht zerbrochen im eigentlichen Sinn, sondern verdreht wie ein Korkenzieher. Es hatte seinen Schmerz in die Luft hinausgeblutet, den Schmerz einer Seele, die von dem Ka eines Schmarotzers aus ihrer Verankerung gerissen worden war. Mein Blick glitt die vertraute Scheide entlang, und all die Fragen, die ich ihm nie gestellt hatte, sammelten sich in meiner Kehle.
    „Gabe“, flüsterte ich. „Eddie.“
    „Du hast das Richtige getan.“ Seine Hand zuckte, als wolle er sie ausstrecken und mich berühren. Dann entspannte sie sich wieder, und seine Finger glitten über den vertrauten, umwickelten Schwertknauf. „Es würde nicht zu dir passen, eine wehrlose Frau umzubringen, Danny. Du hättest dich dafür gehasst. Jedenfalls später. Wenn du dich wieder beruhigt hättest.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Das habe ich nicht gemeint.“ Und er hatte meine Frage immer noch nicht beantwortet. Warum sollte ausgerechnet er mich zurückrufen? Er war doch selbst tot.
    Ich hatte ihn genauso im Stich gelassen wie alle anderen.
    „Du wolltest wissen, ob ich sie sehe. Du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann. Geh ins Reich des Todes und frag dort, wenn du es wissen möchtest.“ Er seufzte. „Verdammt, Schatz, du stellst immer die verkehrten Fragen.“
    „Und seit wann redest du so entsetzlich seicht daher?“, konterte ich reflexartig, wie in einem Kampf Gegen ihn zu kämpfen war immer die beste Methode

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