Danus Highland Warrior - Caileans Fluch (German Edition)
Hinweise dafür. Sie hatten nicht weniger Sex als früher. Eigentlich sogar mehr.
Aber wenn Amber genau darüber nachdachte, dann hatte sich doch einiges geändert: er war lange nicht mehr so zuvorkommend. Früher las er ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Jetzt war der Sex nur noch eine rein mechanische Handlung. Etwas, was ihn befriedigte, sie aber zu einer Art Gummipuppe werden ließ. Und Blumen hatte er ihr schon lange nicht mehr mitgebracht. Komplimente gab es auch keine mehr. Wie auch? Sie redeten ja keine fünf Worte mehr miteinander. Ihre gemeinsamen Abende sahen folgendermaßen aus: Amber erledigte nach ihrer Arbeit als Arzthelferin in einer Kinderarztpraxis den Haushalt, kochte und tat sonst noch alles, was Eric sich von ihr wünschte. Wenn Eric dann nach Hause kam, dann machte er es sich vor dem Fernseher bequem, redete nur mit Amber, wenn er ihr kundtun wollte, was sie wieder nicht zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte. Und ignorierte sie ansonsten soweit möglich, weil er die hundertste Wiederholung von irgendetwas im Fernsehen unbedingt ansehen musste. Hatten sie sich wirklich schon nach einem Jahr auseinander gelebt?
Amber betrachtete sich in dem großen Garderobenspiegel. Sie hatte sich nicht verändert. Sie sah noch genauso aus wie damals, als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, in dieser Szene-Bar in London. Diese Bar, in die sie auch heute wieder anlässlich ihres Jubiläums hatten gehen wollen.
So ein Mist aber auch , fluchte Amber in Gedanken. Sie hatte sich extra das Kleid angezogen, das sie auch getragen hatte, als sie Eric kennengelernt hatte. Es war gerade lang genug, dass es ihren Po bedeckte, der Rücken war weit ausgeschnitten und die Silberfäden im schwarzen Seidenstoff glitzerten wie Sterne am nächtlichen Himmel. Dazu trug sie die hohen Manolos mit der aufwendigen Schnürung. Eric liebte es, wenn sie sich so anzog. Er konnte zwar hochgradig eifersüchtig sein, aber genauso gern gab er mit ihr an.
Amber verpasste ihrer Hochsteckfrisur noch eine Ladung Haarfestiger, zupfte die ebenholzfarbenen Strähnen, die sie hatte aus der Frisur heraushängen lassen, noch einmal zurecht und blickte auf die Uhr über der Tür. Schon eine Stunde über der Zeit.
Jetzt würde sie anrufen. Sie kramte ihr Handy aus der Handtasche, die gerade groß genug für Geldbörse und Telefon war , und wählte Erics Nummer. Es dauerte einige Sekunden, bis sich eine Frauenstimme meldete, die verkündete, dass der Angerufene derzeit nicht annehmen könne. Amber warf dem Handy einen finsteren Blick zu und stopfte es zornig in die Tasche zurück.
Nein, dachte sie, mit mir nicht. Sie hatte sich geschlagene zwei Stunden aufgebrezelt und sie würde ihren Spaß haben, auch ohne Eric. Soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Dann soll er doch sauer auf sie sein, wenn er erfahren würde, dass sie allein weg gewesen war. Kurz zuckte Amber zusammen, als sie sich vorstellte, wie er toben würde, dann beschloss sie aber, das zu tun, was ihre Mutter Amelia immer von ihr verlangte; selbstständig zu sein.
Zwar würde das hier nicht ganz die Vorstellung ihrer M utter treffen - die war vollkommen verliebt in den Gedanken, ihre Tochter könnte die Frau von Eric werden, der ja so perfekt und toll war -, aber Amber hatte es endgültig satt, sich ständig sagen zu lassen, was sie zu tun und zu lassen hatte.
Sie war jetzt fünfundzwanzig Jahre alt, seit drei Tagen. Und sie hatte sich an ihrem Geburtstag geschworen, mehr an sich selbst zu denken. Sie wollte ihr Leben nicht mehr länger nach anderen ausrichten. Wollte öfters auch mal Nein sagen. Zumindest hatte sie sich das vorgenommen.
Das aufkommende schlechte Gewissen drängte sie zurück, sperrte es sorgfältig in eine Schublade in der hintersten, finsteren Ecke ihres Ichs. Sie war alt genug, alleine Entscheidungen zu treffen. Nicht Eric bestimmte ihr Leben sondern Amber. Wenn er nicht einmal an ihren Feiertag pünktlich kommen konnte, dann würde sie allein gehen.
Sie griff mit einem unsicheren Lächeln im Gesicht nach ihrer Stola, warf sie sich um die nackten Schultern und verließ entschlossen, aber mit einem Ziehen in der Magengegend die Wohnung. Nur einmal wieder etwas Spaß haben. Was war daran schon so falsch? Amber ging regelmäßig arbeiten, sie kümmerte sich um Eric und ihren Haushalt. Sie hatte sich ein paar Stunden verdient. Das war besser, als ewig alleine in der Wohnung zu sitzen und zu warten. Langsam fühlte sie sich, wie eine einsame alte Dame.
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