Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Hinweis hätte er nun wirklich nicht mehr gebraucht!
Und doch traf der den Nagel auf den Kopf. Dafour lief durch das Mittelschiff,
die Kiste unter den Arm geklemmt, und reckte trotzig das Kinn nach oben. Er
mochte ja ein Gefallener sein, doch die Rache des Verstoßenen würde Danyel noch
ereilen. Ein boshaftes Grinsen lag auf Dafours Lippen, als er durch die große
Tür trat, die Stufen hinunter und über den Petersplatz eilte.
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Kilian schob Monja ein Stückchen von sich und
sah sie prüfend an. Sie schien wirklich in Ordnung zu sein. Er war froh, sie
wohlbehalten wiederzuhaben.
„Ohne es zu wollen, oder zu ahnen, bin ich in
etwas hineingeraten, was nun aber glücklicherweise geklärt ist. Jetzt komm erst
mal raus hier, dann können wir in Ruhe reden.“ Er schlang ihr den Arm um die
Schultern und führte sie aus dem Raum. Danyel folgte ihnen wortlos.
Als sie über den Flur gingen, sah Monja über
die Schulter.
„Und erzähl mir nichts vom Pferd. Ich weiß
genau, was dich hier hält“, sagte sie und zwinkerte Kilian zu.
Er seufzte nur. Sollte er ihr etwas vormachen,
was sie eh durchschauen würde? Unsinnig. Er führte sie die Stufen hinauf und
als sie schließlich nach draußen traten, schaute er sie von der Seite an. „Bist
du noch sauer?“, fragte er vorsichtig.
Monja zog eine Schnute, löste sich aus seiner
Umarmung und schneller, als er reagieren konnte, trat sie ihm in den Hintern.
„Autsch!“, rief er empört aus.
Monja verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nein, ich bin nicht mehr sauer. Aber den Arschtritt hast du verdient!“
An seiner Seite tauchte Danyel auf. „Ich muss
zugeben, deine kleine Schwester ist sehr amüsant“, bekannte er.
Kilian grunzte. „Liegt wohl in der Familie …“
„Mag sein. Ich habe noch etwas zu erledigen.
Nimm sie mit rein und versorg sie.“ Er sah an ihm vorbei zu Monja. „Du musst
Hunger und Durst haben. Kilian weiß, wo alles ist.“ Damit ließ er die beiden
stehen und marschierte mit langen Schritten zum Nebengebäude. Kilian hakte Monja
unter und führte sie ins Innere von Danyels Reich.
Er ließ ihr nicht die Zeit, sich alles
anzusehen und dirigierte sie in die Küche.
„Du bist die ganze Zeit bei ihm gewesen, stimmt ’ s?“
Kilian sah sie an und verdrehte die Augen.
„Warum fragst du überhaupt, wenn du es doch weißt.“
„Na ja, wenn ich ihn mir so ansehe, kann ich
dich sehr gut verstehen.“ Monja grinste frech. „Wäre mir nicht anders gegangen.
Heißer Body!“ Sie wackelte mit den Brauen.
„Monja!“ Entrüstet starrte er sie an.
„Ich bin kein kleines Mädchen mehr und ich bin
nicht blind. Da ist was zwischen euch. Aber warum diese Heimlichtuerei?“,
fragte sie, während er Saft und Kleinigkeiten zum Essen aus dem Kühlschrank
holte.
„Weil es nicht so begonnen hat, wie es für dich
aussehen mag. Dann kam die Sache mit Dafour – so heißt der Kerl, der dich
eingesperrt hat.“
„Er ist unheimlich“, warf Monja ein.
„Ja. Nein, besser: Er war unheimlich. Danyel
hat ihm seinen Status genommen, weil er ein Verräter war.“
„Welchen Status?“
„Ich erzähl dir das gleich der Reihe nach. Aber
zuerst wirst du etwas essen“, befahl er liebevoll.
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Danyel stand vor der Vitrine und überlegte,
doch er konnte nicht bestimmen, welches der Schmuckstücke Kilian gefallen
hatte. Er sah sich um, entdeckte in einem der Schränke eine große
Porzellanschüssel und nahm diese zur Hand, um den gesamten Schmuck unterzubringen.
Die Dreistigkeit, die Dafour an den Tag gelegt
hatte, war nicht zu übertreffen. Nie hätte er erwartet, dass hinter seinem
Rücken solche Geschäfte liefen! Was Dafour letztendlich damit bezweckt hatte,
spielte nur am Rande eine Rolle. Dennoch ärgerte er sich, dass er nicht die
Gelegenheit ergriffen hatte, seinem gefallenen Gefährten genauer auf den Zahn
zu fühlen. Danyel verstand nicht, was Dafour mit all den Sachen gewollt hatte.
Wahrscheinlich war das, was er hier sehen konnte, nur ein Teil dessen, was
Dafour aus Raffgier an ‚Bezahlung‘ entgegengenommen hatte. Wie auch immer es
gewesen war, jetzt war es vorbei.
Danyel eilte die Treppe hinunter. In der
Gartenanlage angekommen, rief er nach Jean – einem seiner Boten. Danyel hatte
kaum drei Atemzüge getan, als der erschien.
„Ab sofort bist du dafür zuständig, die Kiste
mit den Lebenszeitdokumenten abzuholen und die Pergamente an die Boten
weiterzugeben“, erklärte er ihm.
„Wie du wünschst, Danyel.“
„Und
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