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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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dekorativ und in gar keiner Weise als bedrohlich.
    In ihrer
Verzweiflung hatte Lady Godolphin Mr. Archer eine Botschaft geschickt, in der
sie ihm schrieb, daß sie unglücklicherweise mit ihm dreizehn bei Tisch wären
und daß sie deshalb hoffe, er würde es nicht unpassend finden, wenn sie ihn
bitte, ihre Einladung als null und nichtig zu betrachten.
    Mr. Archer
hatte darauf geantwortet, doch, er finde es sehr wohl unpassend und freue sich
über alle Maßen auf die Dinner-Gesellschaft. Das machte Lady Godolphin so
wütend, daß sie behauptete, er habe ein dickeres Fell als ein Rhinozeros.
    Aber
wenigstens hatte sie das Vergnügen, Mr. Armitage wissen zu lassen, daß die
Beute in Gestalt von Mr. Garfield im Begriff war, ins Netz zu gehen.
    Dadurch
besserte sich die Laune des Pfarrers wieder, aber er war vorsichtig genug,
Daphne nicht zu erzählen, daß Mr. Garfield unter den Gästen sein werde.
    Daphne
wußte, daß Mr. Archer bei Lady Godolphin eingeladen war, und so würde sie sich
ohne Zweifel sowieso sehr schön machen.
    Sie sah auch
wirklich phantastisch aus, als sich die kleine Gesellschaft auf den Weg
machte. Nur Daphne selbst, Mr. und Mrs. Armitage waren eingeladen. Diana und
Frederica blieben zu ihrer großen Erleichterung zu Hause. Daphne trug ein
weißes Musselinkleid mit schmalen eingewebten Goldstreifen. Das Gewand hatte
eine sehr hohe Taille und ein sehr tief ausgeschnittenes Oberteil. Dieses war
ungefüttert, und das dünne Material enthüllte mehr von Daphnes Reizen, als es
dem Pfarrer schicklich erschien.
    Das Dumme
war nur, daß er erst, als sie bei Lady Godolphin eintrafen, merkte, wie
offenherzig ihr Kleid war. Er sah auch erst jetzt, daß es hinten einen Schlitz
hatte, der einen dünnen rosa Unterrock vorspitzen ließ und den flüchtigen
Betrachter in dem Glauben lassen konnte, daß Daphne nichts darunter trug.
    Das
Gewissen des Pfarrers regte sich, und er hatte das Gefühl, Lady Godolphin
bitten zu müssen, Daphne eine Stola zu leihen. Aber sein anderes Ich rang mit
der kleinlichen Stimme seines Gewissens – und trug den Sieg davon. Mädchen
taugten im Leben nun mal nur zum Heiraten und Kinderkriegen, und wenn man einen
Mann ködern wollte, dann mußte der Köder auch so attraktiv wie nur möglich
sein.
    Daphne
hatte das Kleid vor einiger Zeit nach einer Abbildung in dem Modejournal La
Belle Assemblée ausgesucht und war sich nicht im geringsten bewußt, daß es
äußerst gewagt war; sie fühlte nur, daß der Stoff kühl und angenehm auf der
Haut lag und daß das Gold und Weiß einen hübschen Kontrast zu ihrem schwarzen
Haar bildete.
    Sie hatte
ihre Aufmerksamkeit immer nur ihrem Gesicht zugewandt und darüber gar nicht
wahrgenommen, daß ihr Körper ebenso schön und anziehend war.
    Daphne
setzte große Hoffnungen auf die Anwesenheit Mr. Archers bei der
Dinner-Gesellschaft. Die Stimmungen ihres Vaters waren so wechselhaft wie der
Wind, und vorausgesetzt er blies zum richtigen Zeitpunkt aus der richtigen
Richtung, war es keineswegs unmöglich, daß sie Mr. Archer heiraten und
zufrieden mit ihm leben durfte.
    Erst als
die Gesellschaft in Lady Godolphins Grünem Salon versammelt war, ließ Mrs.
Armitage die Katze aus dem Sack. Sie nestelte an Daphnes Rücken herum, um den
zarten Musselin glattzustreichen und flüsterte: »Ich bin froh, daß du so
hübsch aussiehst, mein Schatz. Mr. Garfield ist ein sehr guter Fang.«
    »Aber Mama,
Mr. Garfield ist doch gar nicht hier«, antwortete Daphne und sandte ein
ungetrübtes Lächeln in Mr. Archers Richtung.
    »Er wird
aber erwartet!« sagte Mrs. Armitage.
    Eine tiefe
Röte überzog Daphnes Gesicht. Die Erinnerung an Mr. Garfields harten Mund,
seinen festen Körper und seine bernsteinfarbenen Augen überwältigte sie. Sie
fühlte plötzlich ihre Sicherheit bedroht und ging instinktiv zu Mr. Archer
hinüber.
    »Ihr Kleid
ist schön, Miss Daphne«, sagte dieser. »Ich muß diese Idee für eine Weste
kopieren – goldene Streifen auf weißem Musselin.«
    »Hören Sie
mir jetzt bitte zu!« zischte Daphne. »Mr. Simon Garfield kommt gleich, und Papa
will, daß ich ihn heirate.«
    »Aber das
geht nicht«, sagte Mr. Archer einfach, »denn wir wollen doch heiraten.«
    Daphne
fühlte sich verraten. Wenn das ein Heiratsantrag war, dann war es sicherlich
nicht der, von dem sie geträumt hatte.
    »Werden wir
denn heiraten?« flüsterte sie; aber Mr. Archer hatte ein loses Fädchen an dem
gestreiften Strumpf entdeckt, der unter seinem rechten Hosenbein

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