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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Pfarrer.
    »Die Sache
in Ordnung bringen«, sagte der Squire streng. »Ram, geh zum Pfarrhaus und bring
John Summer her.«
    Als der
Diener gegangen war, wandte er sich an den Pfarrer und Betty. »Charles, sobald
John Summer hier ist, wirst du John und Betty trauen. Nein. Kein Wort. Dann
gehst du nach London und sagst Annabelle, daß sie Betty das Baby zurückgeben
muß.«
    »Aber die
Jagd!« jammerte der Pfarrer. »Morgen gehen wir auf die Jagd.«
    »Du hättest
ein junges Mädchen beinahe in den Selbstmord getrieben«, entgegnete der
Squire. »Du hast das einzig Richtige nicht getan, nämlich sie zu trauen, weil
du erstens John nicht genug zahlen wolltest, daß er eine Frau hätte ernähren
können, und weil du zweitens ein Kind für deine Tochter wolltest. Johns
Schulden hast du aber bezahlt und damit seine Spielleidenschaft unterstützt.
Weil Betty nicht mehr ein noch aus weiß, hättest du beinahe auch noch dein
Leben verloren. Ich versuche, ein furchtbares Unrecht wieder in Ordnung zu
bringen, und alles, woran du denken kannst, ist die Jagd.«
    Der Pfarrer
brach plötzlich in Tränen aus und rieb sich die Augen mit seinen derben
Fäusten. »Du hast recht, Jimmy«, heulte er. »Ich bin schlecht. Ich mache immer
schlechte Dinge. Ich bringe allen Unglück! ›Das Gute, das ich will, tue ich
nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, tue ich.‹ Römer, Kapitel 7, Vers 19. Sobald alles in Ordnung ist, gehe ich zu Philpotts und sage
ihm, er soll einen anderen Pfarrer suchen.«
    Der Pfarrer
schluchzte immer lauter. Betty stand auf, sank vor ihm auf die Knie und legte
schüchtern ihre Hand auf seinen Ärmel.
    »Nehmen
Sie's nicht so schwer, Herr«, flüsterte sie. »Ich war nicht mehr bei Verstand.
Ich war doch einverstanden. Männer verstehen nichts von solchen Sachen. Weinen
Sie nicht, Mr. Armitage. Wir hatten alle den Verstand verloren. Weinen Sie doch
bitte nicht so. Wenn ich nur mein Baby zurückbekomme, dann will ich nie mehr
etwas verlangen.«
    Aber die
Gewissensbisse des Pfarrers waren jetzt zu heftig, und er war untröstlich. Der
Squire dachte im stillen, daß es wohl niemand für möglich gehalten hätte, daß
der Pfarrer solche Tränenfluten vergießen könnte.
    Zwei Tage
später kam der Pfarrer, immer noch schweren Herzens und erschöpft vom vielen
Weinen, in London an und ging auf der Stelle zu seiner Tochter Annabelle.
    Das Herz
schlug ihm bis zum Hals, als er den Salon betrat. Endlich schrie das Baby
einmal nicht, und Annabelle sang es, freudig erregt und sehr hübsch, in den
Schlaf.
    Der Pfarrer
hatte Betty mitgebracht, aber darauf bestanden, daß sie draußen in der Kutsche
wartete. Er wollte ihr nicht noch mehr Kummer zufügen. Er hatte das Gefühl, daß
sein bereits völlig überlastetes Gewissen auch nicht mehr die kleinste
Kleinigkeit ertragen konnte.
    »Papa!«
rief Annabelle und lief ihm entgegen, um ihn auf die Wange zu küssen. »Bleibst
du bei uns? Ich bin sicher, daß du den weiten Weg nur gemacht hast, um deinen
Enkel zu bewundern.«
    Der Pfarrer
war der Meinung gewesen, daß er sich ausgeweint hatte, aber bei diesen Worten
begann er wieder zu weinen. Seine gedrungene Gestalt wurde von heftigem
Schluchzen geschüttelt.
    Aufgeschreckt
schickte Annabelle nach ihrem Mann. Der Marquis von Brabington kam herein und
schaute überrascht auf seinen Schwiegervater, dieses schluchzende Häufchen
Unglück.
    »Was in
aller Welt ist los? Komm, mein Schatz, hol einen Brandy. Mr. Armitage, Sie
klingen ja, als ob alle Ihre Hunde auf einmal die Staupe hätten.«
    »Ach, der
Teufel soll meine Hunde und die Jagd holen«, weinte der Pfarrer.
    Der Marquis
machte sich nun auch ernstlich Sorgen. Baby Charles, das ausnahmsweise guter
Laune war, juchzte jedesmal vor Vergnügen, wenn der Pfarrer von einem neuen
Tränenausbruch geschüttelt wurde.
    Ein Diener
kam mit einer Flasche weißen Brandy und Gläsern herein. Der Pfarrer nahm
geschwächt einen Schluck, blinzelte und leerte das Glas, stieß auf und starrte
unglücklich vor sich hin.
    »Nun,
Hochwürden«, begann der Marquis sehr zartfühlend, »Sie müssen uns wirklich
erlauben, Ihnen zu helfen.«
    Annabelle
war ganz weiß geworden. »Ein Todesfall!« rief sie. »Wer ist es? Minerva?
Daphne?«
    Der Pfarrer
schüttelte unglücklich den Kopf. Er schluchzte heftig auf, goß sich einen
neuen Brandy ein, stürzte ihn hinunter, stand auf und straffte sich.
    »Ich bin
gekommen«, sagte er, »um Baby Charles zu seiner Mutter zurückzubringen.«
    »Seine
Mutter?«

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