Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
damit?«
»Sie bekommen ja schon gar keine Urne, sondern Ihre Großmutter wird in der Blechdose, die vom Krematorium kommt, bestattet. Das reicht vollkommen aus, aber sparen können wir da nichts.«
»Und das Grab, was ist denn mit dem Grab? Da müsste es doch noch was Günstigeres geben.«
»Sie wählten das anonyme Rasengrab. Das kostet dreihundertachtzig Euro; alles andere ist bedeutend teurer.«
»Haben wir denn keine Möglichkeit mehr, das noch günstiger zu machen? Meine Oma war eine ganz schlichte und einfache Frau, die wollte keinen Pomp.«
»Nun ja, von Pomp kann da ja sowieso keine Rede mehr sein. Einfachstes Totenhemd, keine Decke, nur ein dünnes Kopfkissen, billigster Sarg, keine Urne, keine Trauerfeier, keine Blumen und anonymes Grab … ich wüsste nicht, wo man da noch was sparen kann.«
»Ach kommen Sie, irgendwas geht noch, oder?«
Ich habe nun schon alles für den Mann getan. Ich habe ihm alle Varianten gezeigt, bin ihm bei den Preisen schon weiter entgegengekommen, als ich es normalerweise tue. Aber alles ist immer noch nicht billig genug.
Nur um ihn etwas zu provozieren, sage ich: »Okay, wir könnten Ihre Großmutter natürlich mit einer Sackkarre vom Krankenhaus abholen und sie in das Bettlaken einwickeln, mit dem sie derzeit bedeckt ist und sie bei Nacht und Nebel einfach über die Friedhofsmauer werfen. Das kostet dann nun hundert Euro.«
Ich erwarte, dass er jetzt etwas pikiert ist und ihm die Augen aufgehen, dass er durch seine vielen Sparmaßnahmen schon kurz vor der Grenze ist, dass es pietätlos wird. Doch was sagt der: »Geht das? Mensch, das wäre doch
die
Idee! Meine Oma war wirklich eine bescheidene und ganz sparsame Frau.«
Dann stockt er und überlegt kurz. Offenbar hat mein nicht ernst gemeinter Vorschlag doch etwas in ihm bewirkt. Er fragt nicht nochmals nach einer günstigeren Alternative und unterschreibt den Auftrag in der ganz ursprünglichen Form, so wie ich sie ihm vorgeschlagen hatte, bevor er anfing zu »sparen«. Jetzt bekommt die Oma doch eine kleine Trauerfeier mit Blumen und sogar eine Sargdecke.
Nachdem er unterschrieben hat, sagt er:
»Okay, bei der Oma sehe ich das ja ein. So ganz verscharren wie einen Hund kann man sie ja nun dann doch nicht. Aber man kann bei Ihnen doch auch so Vorsorgen machen, oder?«
»Ja, da legt man zu Lebzeiten fest, wie man dereinst bestattet werden will.«
»Okay, dann buchen Sie das mit der Friedhofsmauer bei Nacht und Nebel mal für mich.«
Ab ins Feuer!
Es ist ja eine nicht auszurottende urbane Legende, dass der Sarg bei einer Feuerbestattung in Wirklichkeit gar nicht mit verbrannt wird, sondern dass die habgierigen Bestatter die Särge heimlich wieder mitnehmen und noch mal verkaufen. Das machen sie angeblich sogar mit den Totenhemden und den Decken.
Zu diesen Behauptungen kann ich nur sagen: Alles Quatsch!
Es hat schon mal einige schwarze Schafe in der Branche gegeben, die einen von der Familie ausgesuchten, sehr teuren Sarg vor der Einäscherung gegen ein billigeres Exemplar austauschten, aber dass ich das hier nun erzählen kann, ist ja der Beweis dafür, dass diese Gauner aufgeflogen sind.
In Wirklichkeit ist der reine Materialwert eines Sarges für einen Bestatter mit einem halbwegs gutlaufenden Betrieb so bedeutungslos, dass es sich überhaupt nicht lohnt, einen Sarg auf diese Weise wieder in den Laden zu bekommen. Das gilt umso mehr für die günstigen Totenhemden.
Ganz allgemein gibt es aber eine große Unwissenheit in der Bevölkerung über die Abläufe bei einer Kremation. Viele denken, auch ohne an einen unlauteren Bestatter zu glauben, der Sarg würde nicht mit verbrannt. Dabei ist es hierzulande so, dass der Brennwert des Sargholzes beim gesamten Verbrennungsprozess mit einkalkuliert wurde. Der Sarg wird also benötigt.
Eine Dame hat es mir besonders schwer gemacht. Erst wollte sie den Sarg in anderen Formaten, und dann tat sie sich schwer, zu verstehen, dass in den Sarg der Körper kommt, beides eingeäschert wird und anschließend die Asche in eine Urne kommt. Vor den Särgen stehend fragte sie:
»Gibt’s die auch in anderen Formaten?«
»Also, eigentlich sind Särge immer so rechteckig.«
»Das ist ja mal voll langweilig.«
»Natürlich gibt es auch Designerstücke, zum Beispiel in Wellenform oder sogar ähnlich einem ägyptischen Sarkophag.«
»Nein, ich mein jetzt mehr so rund.«
»Rund?«
»Ja, so ohne Ecken.«
»Rund also.«
»Ja genau, mehr so wie ein … hm …«
»Wie ein
Weitere Kostenlose Bücher