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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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Standesämtern, sondern in Krankenhäusern und so.«
    »Aha, und wie heißt der?«
    »Mutter- und Familienglück, frischgeboren!«
    »Ich glaube, wir lassen das, oder?«
    »Hm, ja, äh, jetzt, wo ich so darüber nachdenke …«
    »Wiedersehen!«
    »Ja, tschüs.«

Lateinische Fundamentalisten
    Im Nachfolgenden gebe ich einen Dialog wieder, bei dem ich erst zum Ende des Gesprächs halbwegs verstanden habe, um was es der Kundin eigentlich ging. Offen ist bis heute, was die Frau mit Rappatscheng gemeint hat.
    »Aber nicht, dass die so ein Rappatscheng machen!«
    »Wie bitte?«
    »Ja, Sie sagten doch, dass bei der Beerdigung am Grab zwei Ministranten dabei sind.«
    »Ja.«
    »Sagen Sie denen, die sollen nicht so’n Rappatscheng machen.«
    »Die sollen kein was machen?«
    »Rappatscheng!«
    »Das sind zwei Messdiener, zwei Buben, der eine trägt ein Kreuz und der andere den Weihwassereimer.«
    »Ach, die spielen gar keine Instrumente?«
    »Nö.«
    »Aber erst haben Sie gesagt, da kämen zwei Ministranten, geben Sie’s zu!«
    »Ja, schon, aber das ist in diesem Fall aus dem Lateinischen, auf Deutsch sagt man Messdiener.«
    »Latein?«
    »Ja.«
    »Verstehen wir nicht. Haben Se da keine Deutschen?«
    »Die sagen doch gar nichts.«
    »Aber Ausländer sind das schon, oder?«
    »Nein.«
    »Ach, eben noch Latein, jetzt Deutsche. Aber egal, Hauptsache, die machen kein Rappatscheng.«
    »Also das kann ich Ihnen auf jeden Fall versprechen.«
    »Dann is’ ja gut. Wir ha’m ja nix gegen Ausländer.«

Onkel Walter
    Es kommt mitunter vor, dass die Rechnung des Bestatters auf eine andere Person ausgestellt wird. Da wickelt vielleicht ein Schwiegersohn alles im Beerdigungsinstitut ab, die Rechnung soll jedoch auf den finanziell bessergestellten Schwiegervater, Onkel oder Opa ausgestellt werden. Der kann diese Belastung möglicherweise von der Steuer absetzen. An und für sich ist es also nichts Ungewöhnliches, wenn Auftraggeber und Rechnungsempfänger voneinander abweichen. So war ich zunächst auch nicht verwundert, dass in diesem Fall Onkel Walter derjenige sein sollte, der die Rechnung bezahlte.
    »Können Sie dann die Rechnung auf unseren Onkel Walter ausstellen? Ich gebe Ihnen mal die Adresse.«
    »Das ist kein Problem. Der alte Herr will die Kosten übernehmen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie? Keine Ahnung?«
    »Ja, keine Ahnung, der hat aber genug Geld.«
    »Hatte er denn im Vorfeld signalisiert, dass er zur Kostenübernahme bereit ist?«
    »Das glaub ich kaum, der ist ziemlich knauserig.«
    »Dann wird es wenig Zweck haben, ihm die Rechnung zu schicken.«
    »Ach, machen Sie mal, vielleicht zahlt er ja.«
    »Und wenn nicht?«
    »Ja, meine Güte, dann müssen Sie halt etwas Druck machen.«
    »So geht das nicht. Sie sind der Auftraggeber und Sie bekommen auch die Rechnung. Wenn das so abgesprochen ist in der Familie, dann können wir die Rechnung gerne auch auf jemand anders ausstellen, aber wir können sie nicht einfach irgendwem schicken in der Hoffnung, dass er vielleicht bezahlt.«
    »Ach, der zahlt das schon, der weiß doch, dass wir alle kein Fett auf der Kette haben.«
    »Wir machen das so: Ich drucke Ihnen die Rechnung aus, und Sie legen die Ihrem Onkel selbst vor. Wenn er sich dann bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen, dann kann er das Geld ja überweisen.«
    »Das ist aber doof, dann hab ich ja den ganzen Ärger.«
    »Ja, anders geht’s nicht.«
    »Ich habe die Kontonummer von meinem Onkel, da könnten Sie es doch einfach abbuchen.«
    »Nein, das geht nicht.«
    »Mist. Na, dann zahlen wir das eben selbst, ich geh’ jedenfalls nicht zu dem.«

Spareffekt
    Das geht jetzt schon zwei Stunden so. Der Mann in mittleren Jahren möchte die Bestattung für seine verstorbene Großmutter ausrichten und ist sehr darauf bedacht, so wenig Geld wie möglich auszugeben. An und für sich ist gegen diesen Wunsch nichts einzuwenden, und ein ordentlicher Bestatter hat auch genügend preiswerte Alternativen im Programm, um auch dem Wunsch nach einem günstigen Angebot nachkommen zu können.
    Aber dem Mann ist das noch nicht preiswert genug. Er hat nämlich von der Oma nichts zu erben, und die Oma hatte ihm gesagt, dass er wenigstens das, was von der ohnehin kargen Sterbeversicherung übrig bleibe, behalten dürfe.
    »Gibt es denn nicht noch einen billigeren Sarg?«
    »Nein. Das ist das allergünstigste Modell. Der kommt auf zweihundertfünfundzwanzig Euro, billiger geht es wirklich nicht.«
    »Und die Urne, was ist denn

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