Darf's ein Küsschen mehr sein?
Schwester zu Abend essen musst.«
Er öffnete den Mund, um zu widersprechen; dann machte er ein Gesicht, als fiele es ihm wieder ein. »Verdammt.« Sein Griff um ihre Taille wurde etwas fester, bevor er einen Schritt zurücktrat und die Hände sinken ließ. »Ich hatte nicht vor, etwas anzufangen, das ich nicht zu Ende bringen kann.«
»Und ich hatte nicht vor, überhaupt mit irgendwas anzufangen.« Maddie leckte sich die Lippen und überlegte, ob sie reinen Tisch machen sollte. Gleich hier. Jetzt sofort. Bevor er es von jemand anderem erfuhr. »Das ist eindeutig keine gute Idee.«
»Da täuscht du dich.« Er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich zur Haustür. »Das Einzige, was nicht stimmt, ist das Timing.«
»Aber du kennst mich doch gar nicht«, protestierte sie, während sie neben ihm in den Eingangsbereich lief.
»Wozu die Eile?« Er öffnete die Tür, blieb jedoch auf der Schwelle stehen. Er sah ihr ins Gesicht und seufzte tief. »Okay, was muss ich wissen?«
Und sie kniff. Oder beschloss vielmehr, dass es nicht der günstigste Zeitpunkt war, es ihm zu sagen, während sich ihr Körper noch nach seinem verzehrte. Stattdessen entschied sie sich für einen anderen Ansatz. »Ich bin gewissermaßen sexuell abstinent.«
»Gewissermaßen?« Verblüfft blickte er in ihr Gesicht hinab.
»Wie kann man denn ›gewissermaßen sexuell abstinent‹ sein?«
Tja. Wie eigentlich? »Ich hab einfach sehr lange nicht mehr mit einem Mann geschlafen.«
Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. »Bist du etwa lesbisch?«
»Nein.«
»Das dachte ich auch nicht. Du küsst nicht wie eine Lesbe.«
»Woher weißt du das?«
In einer Sekunde sah sie noch in seine blauen Augen, und in der nächsten presste er sie an sich. Dann küsste er sie so leidenschaftlich, dass sie die Erregung bis tief in den Unterleib spürte. Er sog ihr den Sauerstoff aus der Lunge, sodass ihr ganz schwindlig wurde. Gott, sie konnte weder atmen noch denken. Sie würde vor Lust gleich in Ohnmacht fallen.
Er ließ sie abrupt los, und sie sank an den Türrahmen. »Daher«, murmelte er.
»Mein Gott, du bist wie ein Tornado«, stieß sie fassungslos hervor. Als sie sich prüfend an die Unterlippe fasste, fühlte sich ihr Mund ganz taub an. »Du saugst alles um dich herum auf.«
»Nicht alles.« Er trat auf die Veranda ins Sonnenlicht. »Noch nicht.«
Kapitel 6
Maddie streckte die Arme vom Körper weg, während Nan, die Näherin, ihr den pfirsichfarbenen Satinstoff unter den Achseln feststeckte. Die zwei anderen Brautjungfern, die mehr oder minder vollständig bekleidet rechts und links von ihr standen, wurden genauso heftig geknufft und gepikst wie sie.
»Du schuldest mir was«, beschwerte sie sich bei ihrer Freundin Clare, der errötenden Braut in spe. Maddie war am Morgen mit dem Auto aus Truly gekommen. Sie wollte noch mit den Mädels ausgehen und erst am nächsten Tag zurückfahren.
»Seht es doch mal so«, meinte Clare, die in »Nans Brautladen« ganz entspannt auf dem Sofa saß. »Wenigstens sind die Kleider nicht mit Rüschen überladen wie die, die wir auf Lucys Hochzeit tragen mussten.«
»Hey, die waren wunderhübsch«, verteidigte Lucy ihre Entscheidung für den Rüschenlook, während die zweite Näherin ihr den Saum feststeckte.
»Wir sahen aus wie Ausreißerinnen vom Abschlussball«, widersprach Adele und hielt ihr dichtes, lockiges Haar hoch, während die dritte Näherin ihr den Kleidersaum am Rücken feststeckte. »Aber ich hab schon schlimmere gesehen. Meine Cousine Jolene hat ihre Brautjungfern genötigt, violett-weiße Toile-de-Jouy zu tragen.«
Clare, die Hüterin des exquisiten Geschmacks, schnappte entsetzt nach Luft.
»Toile? Wie die pastoralen Drucke, die man von Sesseln und Tapeten kennt?«, fragte Maddie.
»Ja. Die Mädels sahen aus wie wandelnde Sofas. Vor allem Jolenes Freundin, die ein bisschen breiter gebaut ist.«
»Das ist echt traurig.« Lucy drehte sich um, damit sich die Näherin am hinteren Saum zu schaffen machen konnte.
»Kriminell«, fügte Adele nachdrücklich hinzu. »So was gehört verboten. Ansonsten sollte es ein Recht auf Schmerzensgeld geben, wenn man einer solchen psychischen Belastung ausgesetzt wird.«
»Was hat Dwayne denn wieder angestellt?«, hakte Clare nach.
Dwayne Larkin war Adeles Exfreund, und Adele hatte eine zweijährige Beziehung mit ihm gehabt und sich Hoffnungen gemacht, einmal Mrs Larkin zu werden. Über seine Marotten, wie zum Beispiel, dass er grundsätzlich an den
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