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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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die Augen, bevor sie sich wieder aufrecht hinsetzte und die Füße zurückzog.
    »Harriet hat meinen Großvater auf ihrem Autorücksitz zu Tode gevögelt«, brummte er. »Das kann man kaum als Verbrechen bezeichnen.«
    Sie schob ihren Teller beiseite und verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Das stimmt, aber es ist eine pikante Geschichte.«
    »Und du willst darüber schreiben?«
    »Bisher hatte ich nicht daran gedacht, das zeitlich schlecht abgestimmte Ableben deines Großvaters zu erwähnen.« Sie drehte den Kopf leicht zur Seite und sah ihn aus den Augenwinkeln an. »Aber ich muss die Seiten mit Familienhintergrund vollkriegen.«
    »Soso.«
    »Ich könnte sie auch mit Fotos füllen.«
    Er setzte sich ruckartig auf, legte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. »Du willst Fotos von mir? Reizende, glückliche Familien-Polaroids? Vielleicht von Weihnachten
oder Thanksgiving oder von dem Sommer, als wir alle nach Yellowstone gefahren sind?«
    Sie trank einen Schluck Eistee und stellte ihn wieder ab. »Das wäre toll.«
    »Vergiss es. Ich lass mich nicht erpressen.«
    »Das ist keine Erpressung. Ich will nur, dass wir beide kriegen, was wir wollen. Und was ich wirklich will, ist, im Hennessy’s Fotos zu machen.«
    Er beugte sich noch weiter über den Tisch und raunte: »Wie fühlt es sich an, etwas zu wollen?« Eine Kellnerin stellte seine Plastiktüte mit Essen auf den Tisch, und ohne den Blick von Maddie zu wenden, knurrte er: »Halt dich fern von meiner Bar.«
    Sie beugte sich zu ihm, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. »Sonst?«
    Sie war verdammt mutig, und das gefiel ihm fast an ihr. Aber auch nur fast. Er stand auf und griff in seine Gesäßtasche nach seiner Geldbörse. Er warf einen Zwanziger auf den Tisch. »Sonst schleif ich dich auf dem Hintern raus.«

Kapitel 9
     
     
    »Du spinnst doch.«
    »Das geht schon klar.« Maddie warf Adele einen aufmunternden Blick über die Schulter zu und öffnete die Tür zum Mort’s.
    »Hat er nicht gesagt, dass er dich auf dem Hintern rausschleifen will?«
    »Streng genommen hat er ja das Hennessy’s und nicht das Mort’s gemeint.«
    Sie traten ein, und die Tür schloss sich hinter ihnen. Adele beugte sich dicht zu Maddie und schrie, um den Lärm und die Musik aus der Jukebox zu übertönen: »Glaubst du, er achtet auf solche Feinheiten?«
    Maddie, die das für eine rein rhetorische Frage hielt, ließ den Blick durch die schummrige Bar schweifen. Es war Freitagabend um halb neun, und das Mort’s war mal wieder gerammelt voll. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, je wieder einen Fuß in diese Cowboybar zu setzen – bis Mick es ihr verboten hatte. Doch jetzt musste sie ihm zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern ließ. Er musste wissen, dass sie keine Angst vor ihm hatte. Sie hatte vor nichts Angst.
    Sie erkannte Darla von ihrem letzten Besuch im Mort’s und ihre Nachbarin Tanya von der Party bei den Allegrezzas wieder. Mick war nirgends zu sehen, und sie atmete ein
bisschen freier. Aber Angst hatte sie nicht. Sie wollte es nur weiter als einen Meter in die Bar schaffen, bevor er sie entdeckte.
    Vorhin hatte sie sich die Haare auf große Lockenwickler gedreht, die ihrer Frisur massenhaft Volumen verliehen. Sie war stärker geschminkt als sonst und hatte sich in ein Halterneck-Kleid aus weißem Baumwolljersey und Sandalen mit fünf Zentimeter hohen Absätzen geworfen. Wenn sie schon hochkant rausflog, wollte sie wenigstens gut aussehen. Über dem Arm trug sie ihre rote Angora-Strickjacke, weil sie wusste, dass sie frieren würde, sobald die Uhr neun schlug.
    Aus der Jukebox dröhnte ein Song über Redneck-Frauen, während sich Adele und Maddie durch die Menschenmenge schlängelten und auf einen leeren Ecktisch zusteuerten. Mit ihren langen Locken, einer engen Jeans und einem T-Shirt mit der Aufschrift VERSCHON DAS PFERD, BESTEIG DEN COWBOY zog auch Adele viel Aufmerksamkeit auf sich.
    »Hast du ihn gesehen?«, zischte Adele, als sie sich auf zwei Stühle pflanzten. Da sie mit dem Rücken zur Wand saßen, hatten sie einen Superblick auf die Bar.
    Sie waren den Plan gemeinsam durchgegangen. Er war von genialer Schlichtheit. Nichts Riskantes: einfach ins Mort’s gehen, ein bisschen was trinken und wieder verschwinden. Alles kein Problem, doch jetzt wirkte Adele verschreckt und sah sich mit großen Augen um, als rechnete sie jeden Moment damit, dass ein SWAT-Team mit Kalaschnikows im Anschlag die Bar stürmte und sie zwang,

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