Darf's ein Küsschen mehr sein?
Victoria’s Secret, auf deren Hintern die Aufschrift PINK prangte. Sie zog den Reißverschluss des dazugehörigen blauen Kapuzensweatshirts zu und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Auf ihrem Schreibtisch lag ein Schreibblock, und sie schnappte ihn sich, schaltete ein paar Lampen an und machte es sich auf dem Sofa bequem. Als sie nach der Fernbedienung griff, dachte sie an Meg und ihr Gespräch im Value-Rite. Wenn Meg in Bezug darauf gelogen hatte, dass sie wusste, was ihre Mutter zu weit getrieben hatte, würde sie auch bezüglich anderer Dinge lügen. Dinge, die Maddie vielleicht nicht belegen oder widerlegen könnte.
Auf dem Fernsehbildschirm flackerte Cold Case Files -
Wahre Fälle der US-Ermittler auf, und Maddie warf die Fernbedienung neben sich aufs Sofa. Sie legte die Füße auf den Couchtisch und notierte sich ihre Eindrücke von Meg. Dann schrieb sie eine Liste mit Fragen, die sie ihr stellen wollte, und war gerade bis »Welche Erinnerungen haben Sie an die Nacht, in der Ihre Eltern starben?« gekommen, als es an der Tür klingelte.
Es war schon halb zehn, und durch den Spion erblickte sie den einzigen Mann, der bisher ihr Haus betreten oder auf ihrer Veranda gestanden hatte. Es war jetzt über eine Woche her, seit sie Mick in seinem Büro im Mort’s geküsst hatte. Acht Tage, seit er ihr das Kleid aufgebunden und in ihr ein Verlangen nach ihm ausgelöst hatte. Heute Abend machte er nicht gerade ein glückliches Gesicht, doch ihrem Körper schien das nichts auszumachen. Als sie ihm die Tür öffnete, verspürte sie tief im Unterleib ein heftiges Ziehen.
»Ich hab gerade mit Meg gesprochen«, knurrte er, die Hände in die Hüften gestemmt, und strotzte nur so vor männlicher Streitlust und siedend heißem Testosteron.
»Hallo, Mick.«
»Ich dachte, ich hätte dir den klaren Befehl gegeben, dich von meiner Schwester fernzuhalten.«
»Und ich dachte, ich hätte dir klargemacht, dass ich mir von dir nichts befehlen lasse.« Maddie verschränkte die Arme unter ihren Brüsten und schaute ihn nur an. Die nächtlichen Schatten tauchten ihn in ein schwaches graues Licht und verliehen seinen Augen ein erstaunliches Blau. Jammerschade, dass er so herrisch war.
Sekundenlang starrten sie sich feindselig an. Dann ließ er die Hände sinken und fragte: »Wollen wir den ganzen
Abend hier rumstehen und uns anglotzen? Oder willst du mich hereinbitten?«
»Vielleicht.« Sie würde ihn schon noch hereinbitten, aber sie beabsichtigte damit nicht, ihm wieder so nahezukommen. »Wirst du wieder unverschämt?«
»Ich werde nie unverschämt.«
Sie zog ironisch eine Augenbraue hoch.
»Ich werde versuchen, nett zu sein.«
Was irgendwie halbherzig war, wie Maddie fand. »Wirst du auch versuchen , deine Zunge aus meinem Mund zu lassen?«
»Kommt drauf an. Wirst du deine Hände von meinem Schwanz lassen?«
»Arsch.« Sie machte auf dem Absatz kehrt, rauschte in ihr Wohnzimmer und überließ es ihm, die Tür zu schließen.
Der Schreibblock lag aufgeschlagen auf dem Couchtisch, und sie drehte ihn um, als er den Raum betrat.
»Ich weiß, dass du Meg anrufen sollst.«
Maddie griff nach der Fernbedienung und schaltete Cold Case Files aus. »Das stimmt.«
»Das darfst du nicht.«
Sie richtete sich auf. Es war so typisch für ihn zu glauben, ihr Befehle erteilen zu können. Er stand in ihrem Haus, groß und stattlich, als hätte er hier das Sagen. »Ich dachte, du hättest inzwischen begriffen, dass ich deine Befehle nicht befolge.«
»Das ist kein Spiel, Maddie.« Er trug ein schwarzes Mort’s-Polohemd, das er sich in seine Levi’s gesteckt hatte, die tief auf seinen Hüften saß. »Du kennst Meg nicht. Du weißt nicht, wie sie sein kann.«
»Warum sagst du es mir dann nicht?«
»Klar«, spottete er. »Damit du in deinem Buch über sie schreiben kannst.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht über dich oder deine Schwester schreibe.« Sie setzte sich auf die Armlehne des Sofas und stellte einen Fuß auf den Couchtisch. »Ehrlich gesagt, Mick, bist du dafür einfach nicht interessant genug.« Gott, war das dreist gelogen! Sie wunderte sich, dass ihre Nase nicht lang wurde.
Er schaute auf sie herab. »So ist das also.«
Sie legte unschuldig die Hand auf ihre Brust. »Ich hab mich ja von Meg ferngehalten, genau wie du es wolltest, aber sie hat mich angesprochen. Nicht ich sie.«
»Ich weiß.«
»Sie ist eine erwachsene Frau. Sogar älter als du, und sie kann ganz sicher selbst entscheiden,
Weitere Kostenlose Bücher