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Dark Academy 01 - Geheimer Pakt

Dark Academy 01 - Geheimer Pakt

Titel: Dark Academy 01 - Geheimer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Poole
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anständig angezogen, wenn auch nicht ganz dem letzten Pariser Schrei entsprechend. Als sie die Tür aufzog, bewegte Isabella sich, drehte sich aber nur um und schnarchte dann weiter. Cassie atmete auf und schlüpfte in den Flur hinaus.
    Erleichtert stellte sie fest, dass kleine Wandleuchten brannten und Lichtpfützen in die Dunkelheit warfen. Nicht dass sie sich vor der Dunkelheit gefürchtet hätte. Es gab schlimmere Dinge als Geister, Vampire und Werwölfe, vor denen man Angst haben musste.
    Worte zum Beispiel. Worte waren wie Reißzähne, wenn sie von einer Expertin wie Jilly Beaton geschärft wurden. Worte konnten einem tiefe Bisse zufügen.
    Ah, du bist eine wertlose kleine Schlampe, Cassandra Bell. Selbst eine wertlose große Schlampe wie deine Mutter wollte dich nicht.
    Früher hatte sie vor Jilly Beaton Angst gehabt. Zu große Angst, um irgendjemandem von ihren gehässigen Schikanen zu erzählen.
    Es wird dir ohnehin niemand glauben, schmutzige kleine Lügnerin, die du bist! Es steht in deiner Akte – zwanghafte Lügnerin. Versuch, jemandem davon zu erzählen, und ich werde dafür sorgen, dass dir deine Privilegien wieder aberkannt werden.
    Also hatte Cassie nie jemandem davon erzählt. Sie hatte stattdessen gelernt, auf sich selbst aufzupassen. Und als sie älter und größer wurde und zudem entdeckte, dass ein kalter, hasserfüllter Blick besser funktionierte als Weinen oder Schreien, hatte Jilly Beaton sie in Ruhe gelassen und stattdessen kleinere Kinder aufs Korn genommen. Allerdings wusste Jilly von da an nie mehr, wann sie sich nach der Peinigung irgendeines armen Mädchens umdrehen und auf Cassie stoßen würde, die sie stumm beobachtete, die Augen erfüllt von dem stillen Versprechen auf Vergeltung, eines Tages. Das hatte ihr die Sache vergällt. Hatte sie dazu gebracht, sich von den anderen Mädchen fernzuhalten. Das Leben war leichter geworden. Wenn auch nur für einige Wochen.
    Cassie fröstelte und wünschte, sie hätte ihren Morgenrock doch angezogen. Immerhin hatte sie Patrick gehabt. Ihm hatte sie vertraut- nur eben nicht in allen Dingen. Er hatte sie aus ihrem Schneckenhaus geholt, hatte sie zum Lachen gebracht und sie gelehrt, dass sie sehr wohl etwas wert war. Jetzt war sie hier, an einer der angesehensten Schulen der Welt.
    Das Leben war komisch ...
    Barfuß schlich sie auf die große Treppe zu. Sie hatte keine Angst, aber junge, war dieses Gebäude unheimlich. Wenn sie zu viel nachdachte, wenn sie zu aufmerksam lauschte, konnte sie beinahe Geräusche hören. Knarren. Wispern. Das Seufzen einer schwachen Brise. Schritte.
    Ach, sei nicht dumm. Sie versetzte sich im Geiste eine Ohrfeige. Nein. Da war es schon wieder. Sie erstarrte und lauschte angestrengt.
    Ja. Definitiv. Das Geräusch kam von unten. Sehr leise Schritte; dass sie sie überhaupt hörte, war nur dem Marmorboden in der Eingangshalle zu verdanken. Es waren nicht die vorsichtigen Schritte eines Menschen, der Schlafende nicht stören wollte - es war jemand, der nicht entdeckt werden wollte. Cassie kannte den Unterschied.
    Ein Eindringling? Zögernd legte sie eine Hand auf das vergoldete Geländer und spähte in die Düsternis hinab. Mondlicht und Schatten, und für eine Sekunde war die Halle voller Geister. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, aber im nächsten Moment erkannte Cassie die weißen Gestalten. Die Statuen, die sie früher am Tag gesehen hatte.
    Aber trotzdem stimmte irgendetwas nicht. Achilles erschlug Hektor, gnadenlos - auf diesem Sockel standen definitiv nur zwei Marmorskulpturen. Warum aber zeichneten sich auf dem Boden drei Schatten ab?
    Irgendjemand versteckte sich. Wer immer es war, hatte hinter dem Sockel Deckung gesucht. Jetzt konnte Cassie außerdem deutlich Schritte hören. Mit angehaltenem Atem sah sie, wie der vierschrötige Portier die Halle betrat und stehen blieb, lautlos und wachsam.
    Cassie wagte es nicht, zu atmen. Aus Angst, dass sie seine Aufmerksamkeit erregen könnte, wagte sie es nicht einmal, sich zu bewegen. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht aufblickte. Sie konnte nicht sagen, warum, aber sie wusste instinktiv und mit Bestimmtheit, dass sie sich nicht von diesem ungeschlachten Portier mit den toten Augen außerhalb ihres Zimmers erwischen lassen wollte. Sie würde es niemandem wünschen, von ihm erwischt zu werden. Nicht einmal einem Einbrecher.
    Endlich wandte er sich wieder um. Offensichtlich widerstrebte es ihm, jedem einzelnen Schatten in der Halle auf den Grund zu gehen. Seine Schritte

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