Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
unfreundlich. »Niemand.«
Cassie räusperte sich. »Was für eine Pleite.«
»Ja, nicht wahr? Das ist Klytämnestra, die sie ermordet hat, als Agamemnon sie von Troja mit heimbrachte. Cassandra wusste auch in diesem Fall, was geschehen würde. Sie weigerte sich, den Palast zu betreten, und schrie, dass sie Blut riechen könne.«
»Ich verstehe.« Cassies Herz schlug hektisch. »Und auch das hat ihr niemand geglaubt?«
»Auch das hat ihr niemand geglaubt.« Keiko schüttelte mit gespielter Bekümmerung den Kopf. »Und so hat sie den Palast betreten.« Sie deutete mit dem Kopf auf Klytämnestras Axt. »Und bekommen, was sie verdient hat.«
»Arme alte Cassandra«, sagte Cassie möglichst neutral.
»In der Tat.« Keiko seufzte, aber dann schien etwas in ihr Klick zu machen. »Na ja, lass uns keine Zeit mehr verschwenden.«
»Ich brauche deine Hilfe nicht«, sagte Cassie steif. » Du musst dir nicht die Mühe machen, mich zu begleiten. Ich werde es Sir Alric auch nicht erzählen.«
»Du bist einfach zu freundlich. Genau wie er«, zischte Keiko.
»Ach, ja?«
» Ja. Du passt nicht hierher, Cassandra. Du denkst, du seist so klug, nicht wahr?« All ihre spöttische Höflichkeit hatte sich in Luft aufgelöst und sie schnaubte verächtlich. »Du bist eine Übung in Sachen Public Relations, vergiss das niemals. Du bist zu unserem Wohl hier, nicht umgekehrt.«
Cassie ballte die Fäuste, um sich daran zu hindern, Keiko zu schlagen. Verlier nicht die Fassung, Cassie. Das ist es, was sie will. »Wo liegt eigentlich sein Problem? Warum darf Alice nicht in den Gemeinschaftsraum?« Dann fügte sie sarkastisch hinzu: »Eine Angelegenheit der Auserwählten, stimmt's?«
Keiko antwortete nicht. Sie trat zuerst einen Schritt zurück, dann noch einen, dann streckte sie eine Hand aus, um die Flanke des verängstigten Hirschs zu streicheln. Ihre Finger glitten über den kalten Marmor und liebkosten die fauchende Schnauze eines Jagdhundes. Cassie schauderte. Es war eine beachtliche Skulptur. Die Reißzähne sahen aus, als würden sie sich in echtes Fleisch senken.
»Wenn du weißt, was gut für dich ist, Cassie Bell, dann halt dich da raus.« Keiko drehte sich auf dem Absatz uni, schob sich das glänzende Haar hinters Ohr und lächelte Cassie an. »Schlaf gut.«
KAPITEL 9
»Vergiss die Statuen.« Isabella hatte die Arme verschränkt und in ihrem Gesicht spiegelte sich begeisterte Entschlossenheit. »Das nenne ich einen richtigen Hermes.«
»Du machst mich fertig.« Cassie zog die Augenbrauen hoch. »Für den Preis könntest du ein kleines Land kaufen.«
Isabella strich über das butterweiche Leder der Tasche. »Und was sollte ich mit einem kleinen Land anfangen? Komm, ich kaufe dir auch eine, Cassie! Sie wird dich niemals im Stich lassen. Das ist kein Luxus, das ist eine Investition!«
»Ein kleines Land?«
Isabella versetzte ihr einen so heftigen Rippenstoß, dass Cassies Kichern als ein Keuchen herauskam. »Eine Hermes-Tasche, du Banause.«
»Hm. Auf gar keinen Fall.« Cassie rieb sich die Seite und schüttelte dabei entschlossen den Kopf. »Ich bin zufrieden mit der, die ich habe.«
Was streng genommen nicht der Wahrheit entsprach - sechs Monate später hatte sie immer noch ein schlechtes Gewissen, weil sie sie im Laden gestohlen hatte -, aber ihr gefiel ihre Discounter-Handtasche trotzdem. Sie würde jedenfalls nicht zulassen, dass Isabella ihr Sachen kaufte. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hätte sie eine Reihe von Polo-Ponys, und wo sollte sie die unterbringen? Sie grinste.
»Was ist so komisch? Oui«, sagte Isabella herrisch zu der Verkäuferin. »Ich nehme sie, bitte. Vous akzeptieren diese Karte, ja? Merci so viel beaucoup. «
»Dein Französisch ist grässlich«, sagte Cassie, während Isabella ihre Kreditkarte auf den Tresen schnippte. »Aber immer noch besser als meins.«
»Stimmt nicht. Und außerdem reicht meins für meine Zwecke! Komm, vom Einkaufen kriege ich immer schrecklichen Hunger. Ich spendiere ein Mittagessen, und wage es nicht, darüber mit mir zu streiten. Was war es, das du mich fragen wolltest?«
Cassie, der es widerstrebte, vor den hochmütigen Hohepriesterinnen der Boutique zu reden, wartete, bis sie zur Tür hinaus waren und in einem Restaurant auf der Avenue Montaigne saßen. Wieder verlegen, ließ sie sich auf den Platz sinken, den man ihr zugewiesen hatte. Dieses Lokal war noch schnieker als der Speisesaal der Akademie. Und auch trendiger.
»Lass uns Poule au pot nehmen. Das ist
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