Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
verschrumpelte, glühten Keikos Augen mit mörderischem Zorn in einem immer dunkler werdenden Rot.
Dann sah Cassie es: ein Zeichen auf dem Schulterblatt des Mädchens. Kunstvoll gewundene Linien, ein Muster, das im Durchmesser fünf Zentimeter maß. Es war kein Brandzeichen, keine Tätowierung. Die Linien glühten in einem weißen, blendenden Licht.
Keiko tastete nach dem Messer, versuchte es verzweifelt aus ihrem hastig verwesenden Fleisch zu ziehen. Ihre Hände waren knorrig und klauenähnlich, ihre Nägel gelb und scharf. Jake umklammerte Cassies Arm so fest, dass sie dachte, ihr Blut würde gleich aufhören zu zirkulieren.
Keiko sackte zuckend auf den Boden, ihr Haar fiel in trockenen Strähnen aus und löste sich sofort auf. Noch einmal riss sie am Griff des Messers. Die Klinge bewegte sich, aber aus der Wunde sickerte kein Blut, sondern ein schwächliches Licht, das sich in der Luft auflöste.
Das weißglühende Zeichen auf ihrer Schulter erlosch wie eine ausgeblasene Kerze. Mit einem lang gezogenen Zischen schrumpfte Keiko restlos in sich zusammen und starb. Als Cassie sich zwang, die Augen des Mädchens noch einmal zu betrachten, waren sie nicht mehr da.
Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis sie Jake wieder atmen hören konnte. Sein Körper zitterte an ihrem; ihr selbst war eiskalt. Keikos verschrumpeltes, augenloses Gesicht schaute immer noch in ihre Richtung.
Jake fluchte. »Das kann nicht - kann nicht das sein, was für den Tod von ...« Sein ganzer Körper zitterte heftig.
Die Realität kehrte mit Macht zurück. »Wir müssen hier weg. Komm«, sagte Cassie plötzlich vollkommen kalt und gelassen und zog ihn von Keikos Überresten weg.
»Warte.« Jake sah restlos erschöpft aus, aber er zitterte nicht mehr und schien jetzt auch kühl und entschlossen. Er zögerte kurz, dann beugte er sich über das Ding auf den Fliesen und zog das Messer heraus. Die Klinge \sTar trocken und staubig.
Jake schob sie sich ins Hemd. »Jetzt können wir gehen.«
KAPITEL 16
»Moment mal«, flüsterte Jake. »Sieh dir das an.«
Er hielt Cassie fest, sodass sie auf dem oberen Treppenabsatz mit Blick auf die große Halle stehen bleiben musste. Beide spähten verstohlen über das vergoldete Geländer.
Keiko war immer noch erkennbar, ein zerschmetterter, verschmierter Staubfleck auf den glänzenden Marmorfliesen. Jetzt stand eine Gestalt nachdenklich über ihren Leichnam gebeugt. In der Dunkelheit war es schwer zu sagen, und Cassies Blickwinkel war alles andere als ideal, aber sie war davon überzeugt, dass es Marat war. Der Portier drückte sich ein Handy ans Ohr und etwas Helles hing über seinem Arm. Während er unhörbar in sein Telefon sprach, schaute er sich in der Halle um, dann hob er den hässlichen Kopf, um die Schatten der großen Treppe zu mustern. Cassie wich jäh zurück und zog Jake mit sich.
Lichter gingen an, Türen wurden geöffnet, fragende Stimmen wurden laut.
Als sie einen letzten Blick übers Geländer riskierten, blitzte in der Düsternis unter ihnen etwas Weißes auf. Cassie und Jake tauschten einen Blick. Marat hatte schnell ein Leinenlaken über das geworfen, was von Keiko übrig geblieben war.
Cassie schauderte. »Komm.«
»Wo bist du gewesen?« Isabella sprang auf, als Cassie Jake in ihr Zimmer zog und die Tür fest hinter sich schloss. »Was ist los? Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Was geht hier vor, Cassie? Jake?«
Cassie rieb sich die Stirn. Grimmig blinzelte sie gegen ihre Tränen an. Jetzt war nicht die Zeit für Gefühlsduseleien. »Isabella! Dein Interview. Was ist passiert?«
»Es lief gut. Wirklich gut«, antwortete Isabella. »Sie haben mir ein paar Drinks serviert und waren sehr freundlich. Wir haben geredet. Um Himmels willen, Cassie, was ...«
»Wie lange bist du schon zurück?«, unterbrach Cassie sie. »Wie lange hat das Interview gedauert?«
Isabella sah sie verwundert an. »Eine Stunde, zwei Stunden? Ich habe gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verflogen ist. Aber dann ist etwas passiert, irgendeine Störung, und ich wurde weggeschickt.« Sie hielt inne. »Also bin ich zurück auf unser Zimmer gegangen und habe festgestellt, dass du fort warst, Cassie. Erzählst du mir jetzt, was los ist?«
»Keiko ist tot«, platzte Jake heraus.
Diese Neuigkeit brachte sogar Isabella zum Schwe„9c», wenn auch nur für einen Augenblick.
»Tot? Was soll das heißen, tot?«
»Was denkst du, was es heißt?«, fuhr Jake sie an. Er war kreidebleich.
Cassie legte ihm warnend
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