Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
steht und die ärgerliche Menge abhält. Diego und Dusk. Aber wie lange werden sie dort ausharren können? Werden sich Chakals Männer auch gegen Diego wenden? Ist er nicht einer von ihnen?
Mums Stimme wird lauter, als wollte sie mich dazu zwingen, nicht mehr auf das zu hören, was draußen geschieht.
»Knüpft das Band zwischen euch neu«, sagt Emma weich. Sie steht vor mir und ihr Blick ist gütig. Ich finde keine Angst darin, sondern nur die Gewissheit, dass wir es schaffen werden. Behutsam legt sie meine Hand in die von Dawna und ich weiß, dass ich jetzt nichts mehr tun kann, außer zu hoffen, dass Dawna mir verzeiht.
Dawnas Hand ist kühl, ihre schlanken Finger liegen zart in meiner Hand. Wir zwei, wir können das schaffen, denke ich. Uns zwei zusammen kann keiner mehr aufhalten. Ich wünschte, ich hätte keinen Fehler begangen, ich wünsche es mir so sehr.
»Ihr wisst, dass der Vertrag euch daran bindet, sie zu schützen«, versucht Diego, die Menge zu übertönen, aber mir scheint, dass ihm keiner zuhört.
»Nicht mehr«, donnert Chakal. »Sie stehen nicht mehr unter unserem Schutz.«
Vorsichtig drücke ich Dawnas Hand. Ich spüre nichts zwischen uns, aber das ist schlecht. Es fühlt sich an, als würde sich Dawna nur immer mehr verkrampfen, in dem unbändigen Willen, mir zu verzeihen.
»Erneuert ihn, den Pakt«, donnert die Stimme von Diego in die klare, weite Bergluft. »Erneuert ihn, denn ihr wisst, dass ihr es genauso wenig schafft ohne sie wie sie ohne euch. Hört auf die Stimmen eurer Väter und die Stimmen der Väter eurer Väter. Der Vertrag war gut. Der Vertrag ist gut. Denn er dient dem Guten und wehrt das Böse ab.«
Mir treten Tränen in die Augen. Indie, die nie weint. Verzeih mir, Dawna.
Wie ein weißes Tuch, das sich sanft im Wind bewegt, legt sich die Zuversicht um mich, webt ein lichtes Band zwischen meiner Schwester und mir. Ich öffne die Augen, als mich Dawna plötzlich umarmt. Meine Rippen scheinen zu knacken und die Freude, die mich erfüllt, wird von einem wütenden Fauchen vor der Tür unterbunden.
»Sie müssen gehen«, schreien die Zigeuner. Etwas Hartes kracht gegen den Wagen und der Hass, der uns umgibt, macht mich unruhig. Kat und Miss Anderson scheinen Blicke zu tauschen, nur Emma ist wie in Trance. Ruhig und langsam flüstert sie die Worte, die sie flüstern muss, mischt etwas in die Salbe, zerdrückt die verbrannte Pflanze. Schließlich verbeugt sie sich vor dem Messer, das zu ihren Füßen liegt, und hebt es auf. Der Wagen schwankt, als wieder etwas dagegengeworfen wird. Ungerührt umschreitet Emma Dawna.
Dawna zieht zischend die Luft ein, als Emma ihren Rücken ritzt. Ich wende meinen Blick ab, ich will nicht wissen, was mir bevorsteht.
»Unsere Gedanken bannen das Dunkel …«, murmelt Emma dicht an meinem Ohr und plötzlich habe ich das Gefühl, zurückzucken zu müssen. Das Böse ist nah. Es klopft nicht an, sondern wird wie ein Gewittersturm alles verwüsten.
Kats Griff wird fest und ich weiß, was jetzt kommt. Emma tritt hinter mich und schiebt den Stoff des Gewandes ein wenig auseinander. Mums Worte versiegen und Emmas Flüstern legt sich schmerzhaft auf meinen Geist.
Blut zu Blut. Mein Blut soll dich zeichnen. Aus meinem Blut kommt die Kraft, die dich trägt …
»Hört mir zu!«, dringt Diegos Stimme nun laut durch das wütende Stimmengewirr. »Wenn ihr nach meinen Worten den Vertrag lösen wollt, dann sei es so. Aber hört erst die Worte, die schon die Väter eurer Väter hörten. Denn nicht der Schutz eures eigenen Lebens sollte euch feige machen, nicht die Gewissheit des eigenen Todes euren mutigen Taten im Wege stehen! Denn jetzt ist nichts wichtiger, als sich dem Bösen entgegenzustemmen. Nicht für die Hüterinnen allein. Für uns alle. Für uns und unsere Kinder. Für das Leben unserer Kindeskinder! Für das höchste Gut, das wir je besessen, den Frieden in Freiheit!«
Gemeinsam mit ihnen wird es sich zeigen, wer am Ende zerstört den Engelsreigen, flüstert es in meinem Kopf.
Das dumpfe aggressive Gemurmel vor dem Wagen verstummt. Hat es Diego geschafft, dass sie ihm zuhören? Dass seine Worte ihre Stimmung gegen uns kippen?
Wie eine glühende Nadel schießt der Schmerz in meinen Rücken, als Emma die Haut meines Rückens ritzt. Kats Griff wird härter und Emma tritt vor mich.
»Erinnert euch an die Taten eurer Väter. Sie erkämpften sich die Freiheit, sie zählten nicht die Feinde, sie kämpften unerschrocken auf der Seite des Guten. Und
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