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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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betreten haben? Es war, als könnte ich alles Schlechte vor diesen Toren lassen. Als wären wir beschützt und behütet. In unserem Zimmer, das karg und klein ist, war ich sofort in einen traumlosen Schlaf gefallen. Zum ersten Mal hatte ich nicht von Miley geträumt und war morgens gestärkt aufgewacht. Es musste in Ordnung sein.
    »Wir kennen sie noch nicht. Lass uns mit ihr sprechen und dann weitersehen«, schlage ich vor und Indie zuckt nur mit den Schultern.
    »Außerdem hätte Emma nicht reisen können«, setze ich hinzu, »du hast gehört, was Mum gestern gesagt hat. Sie ist immer noch schwach. Die Schussverletzung heilt schlecht und meistens schläft sie. Sie ist eine alte Frau.«
    Ich sehe, wie Indie die Stirn runzelt, und nehme an, wegen meines letzten Satzes, doch dann höre ich auch Schritte im Kies knirschen und schon im nächsten Moment stehen zwei junge Frauen vor uns. Sie sind in unserem Alter, tragen dieselben weißen Umhänge wie die anderen Hüterinnen, doch ihre Kapuzen haben sie abgestreift, damit man ihr schulterlanges, schwarz glänzendes Haar sehen kann. Auf den ersten Blick sind sie sich sehr ähnlich, sie haben schmale blasse Gesichter mit großen dunklen Augen, doch wenn man genauer hinsieht, erkennt man feine Unterschiede. Ein Grübchen auf der Wange der einen, ein Leberfleck auf der Wange der anderen. Beide haben schwarze, markante Augenbrauen, doch bei der einen sind sie sehr gerade, während sie bei der anderen in einem eleganten Bogen verlaufen. Sie verziehen gleichzeitig ihre Münder zu einem Lächeln und entblößen zwei identische Reihen von spitzen, kleinen Zähnen.
    »Sieh an. Die Yankees.«
    Eine streckt mir die Hand hin. Sie ist ein kleines bisschen größer und noch feingliedriger als ihre Schwester.
    »Felicia Armengol. Das ist meine jüngere Schwester Jools.«
    Ich ergreife ihre Hand, doch sie erwidert meinen Druck nicht. Ihre Hand liegt schlaff in meiner.
    »Es ist verboten, sich mit nackten Schultern hier im Garten aufzuhalten.« Jools deutet auf unsere Tops. Ich kann Indies Gedanken fast körperlich spüren… Ich wüsste nicht, was dich das angeht… Noch immer schlagen Indies Gefühle viel zu schnell in Aggression und Abwehr um. Sie hat noch immer nicht gelernt, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Trotz des Trainings mit Kat vor der Initiation.
    »Nun. Es war nur nett gemeint.«
    Hat sich aber nicht nett angehört.
    »Indie und Dawna«, stelle ich uns betont freundlich vor.
    Es macht wirklich keinen Sinn, sich gleich am ersten Tag mit anderen Hüterinnen anzulegen.
    »Ich würde euch empfehlen, zu Emilia Ponti zu gehen. Sie wird euch Umhänge heraussuchen. Und Unterkleider. Normalerweise …«
    »Ich würde euch empfehlen, mit den anderen Hüterinnen zum Gebet zu gehen«, unterbricht Indie Jools, »ich habe gehört, die Regeln, die das Gebet und die Meditation im Orden betreffen, sind besonders streng.«
    Ich trete ihr ärgerlich auf die Zehen und Felicia stößt ein kleines, spitzes Lachen aus, das ihr Grübchen auf der Wange noch vertieft. Sie ist wirklich auf eine eigenartige Art anziehend. Sie wirkt knabenhaft und zart, als könnte sie keiner Fliege etwas zuleide tun, doch ich befürchte, dass dieser Eindruck täuscht. Jools ist deutlich weiblicher proportioniert. Unter ihrem Umhang zeichnen sich ihre Brüste ab, während Felicias Umhang in geraden Falten nach unten fällt.
    »Wir sind erst im letzten Zyklus initiiert worden. Diesen Hüterinnen ist es verboten, an den Gebeten der älteren Hüterinnen teilzunehmen. Wusstet ihr das nicht?«
    Ich binde mein Sweatshirt wieder los. Auf solche Diskussionen habe ich überhaupt keine Lust. Außerdem schiebt sich gerade eine bauchige Wolke vor die Sonne. Indie verschränkt demonstrativ ihre Hände vor der Brust. Sie denkt gar nicht daran, sich etwas überzuziehen.
    »Wir sind auch im letzten Zyklus initiiert worden«, stelle ich klar.
    »Vielleicht sind die Regeln in den Vereinigten Staaten anders.« Jools’ Stimme hat einen ironischen Unterton. So, als wäre es verwerflich, von dort zu kommen. Jetzt erkenne ich, dass sie zwei verschiedene Augenfärben hat. Das linke ist dunkelbraun und das rechte grau, wie das Meer an einem Gewittertag.
    »In Europa ist der Ursprung des Ordens. Hier müsst ihr euch an unsere Regeln halten.«

3
    Indie

    A n unsere Regeln halten«, äffe ich leise Jools nach. »Die haben wohl einen Sprung in der Schüssel. Hat sich bis jetzt irgendjemand über unser Verhalten beschwert?«
    Bevor ich mich noch

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