Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
schützen, wir haben sie verloren!
»Die Motorräder«, schreit Dawna neben mir, und als ich meinen Blick hebe, sehe ich, dass sie eines der Motorräder, die auf der Straße liegen, versucht hochzustemmen. »Jetzt hilf mir schon. Wir müssen …« Ich springe auf, um ihr zu helfen, schiebe mir die Glock in den Hosenbund und stemme mich gemeinsam mit Dawna gegen die Maschine. Die Duke ist irrsinnig schwer, und während wir sie aufrichten, redet Dawna ununterbrochen auf mich ein.
»Wir holen sie da raus, wir schaffen das. Die fahren jetzt bestimmt ins Morrison Motel und … wir gehen da einfach rein, ich habe genug Energie …«
»Hast du noch Munition?«, unterbreche ich sie.
Natürlich nicht. Die restliche Munition liegt im Pick-up. Sie starrt mich an, als hätte ich in einer unverständlichen Sprache gesprochen. Ich höre den heißen Motorblock der Maschine knacken, die Gedanken von Dawna hüllen mich schmerzlich ein, sie springen zwischen Mum und den Dunklen hin und her, bis sie bei Gabe landen.
»Du hast Gabe getroffen«, sagt sie abrupt, verengt dabei die Augen. »Deswegen konnten sie uns finden.«
»Quatsch«, antworte ich kühl. »Setz dich auf die Maschine und wir holen uns in Whistling Wing, was wir brauchen.«
»Du hast unsere Sicherheit aufs Spiel gesetzt, nur um mit einem von ihnen rumzumachen«, wirft sie mir vor, hinter ihren Pupillen brennt die Panik, die Panik, was sie mit Mum machen.
»Gabe ist keiner von ihnen«, verbessere ich sie böse. »Red keinen solchen verdammten Quatsch. Er hat mir … Informationen gegeben.«
Und mit mir herumgeknutscht.
»Informationen. Das von Mum wusste er aber nicht, oder wie?«, fragt sie spöttisch.
»Wir können nicht unbewaffnet und allein in dieses Scheiß-Hotel gehen«, erwidere ich möglichst ruhig. »Es müssen inzwischen etwa dreihundert Biker sein, die dort herumlungern.«
Dreihundert. Bis jetzt hatte ich darüber nicht nachgedacht, aber jetzt brennt diese Zahl in meinem Kopf, mit der Gewissheit, dass es zu viele sind. Auch wenn wir initiiert sind, weitertrainieren und alles perfekt machen, besser als jede Hüterin zuvor, wir können nicht zu zweit gegen Hunderte Männer kämpfen.
»Na prima. Ein bisschen Schiss, Indie«, fragt Dawna böse.
Ein bisschen neidisch, Dawna?, denke ich hitzig. Schließlich ist es MEIN Gabe, der für mich auch in den Tod gehen will, während DEIN Miley sich nicht mal traut, in Whistling Wing aufzukreuzen. Während MEIN Gabe sich sogar ins Wolfslager traut, nur um mich zu sehen.
Dawna schluchzt auf und senkt den Blick.
»Sorry«, flüstere ich, lege meine Hand auf die ihre, halte sie fest, als sie versucht, sie wegzuziehen. »Ich wünschte, ich hätte diese Gedanken nie gedacht.«
Der Augenblick zwischen uns dehnt sich.
»Schon gut«, sagt Dawna rau.
»Das Einzige, was jetzt zählt, ist, Mum zu retten.«
»Sie werden sie töten.«
»Wir werden es verhindern«, erwidere ich mit mehr Zuversicht in der Stimme, als ich selbst empfinde. Obwohl ich das Gefühl habe, dass wir zu spät sind, dass wir Zeit vergeuden, um dann doch nichts zu erreichen.
»Whistling Wing«, sage ich.
Sie nickt und schwingt sich auf die Duke.
»Ich habe euch falsch geraten«, flüstert Emma und starrt auf ihre Hände.
Diego lehnt an der Wand, zum ersten Mal sehe ich Wut in seinem Blick. Er sagt nicht ›ich hatte euch gewarnt, ich hatte euch gebeten, nicht alleine zu fahren‹. Aber seine ganze Körperhaltung strahlt aus, dass wir sowohl die Sache mit den Wölfen als auch das mit Mum gründlich verbockt hatten.
»Du hast nur das geraten, was dir Granny eingeimpft hatte«, sagt Dawna und steht auf. »Es kann nicht falsch sein, dass wir uns an das halten, was Granny beschlossen hatte.«
Abrupt stehe ich auf und trete ans Fenster. Grannys Kräutergarten ist ein einziges Blütenmeer, obwohl sich keiner darum kümmert, blühen die Lupinen, der Sonnenhut, Mädchenauge, Kamille, Taglilie. Große Rosenblüten hängen schwer und voll in den wild wuchernden Rosenbüschen.
Granny.
Was würdest du jetzt tun? Ich lausche auf ein Wispern in meinem Kopf, aber ich höre nichts.
»Ernestine wusste aber nicht alles«, sagt Emma unglücklich. »Hat sie davon gewusst, dass es so viele Dunkle gibt, die Azraels Weg bereiten sollen? Wusste sie von dieser unglaublichen Stärke Azraels?«
Tamara schluchzt auf und umfängt sich selbst mit ihren Armen. »Oh Gott, Vic. Sie war die Stärkste von uns. Sie werden ihr doch nichts antun.«
»Vielleicht trinken sie
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