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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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Lager spürte ich es bohrend in der Magengegend. Der Frühlingshimmel war so trügerisch. So leer gefegt. So reingewaschen. Nichts deutete mehr auf die Vögel hin. Alles war so still. Unwirklich still.
    »Mach dir keine Sorgen.« Sie lächelt mich an. Tapfere Mum.
    Hinter uns sammeln sich ein paar Zigeuner. Sie wirken ruhig, aber wachsam. Ich traue mich nicht, nach Miley Ausschau zu halten, obwohl ich darauf brenne, ihn zu sehen. Aber vielleicht hat Chakal ihn mit Kalo in den Bergen zurückgelassen.
    Die Tür des Airstreams schwingt auf und Chakal steht vor uns. Er sieht aus, als hätte er die ganze Zeit nur auf uns gewartet. Auf seiner dunklen Haut liegt der silbrige Schimmer, den alle Wölfe an sich haben, das weiße Hemd, das er trägt, ist bis zur Brust aufgeknöpft.
    »Komm rein.« Seine Augen heften sich auf Mum und Mum steigt, ohne zu zögern, die zwei Trittstufen nach oben. »Du wartest hier.«
    Ich nicke und stecke meine Hände in die Hosentaschen, sodass ich das weite Männerhemd, das ich über mein Top gezogen habe, zurückstreife und er das Holster um meine Hüften sieht. Sicher ist sicher. Die Tür schlägt hinter den beiden zu und ich setze mich auf die Trittstufen. Mein Blick gleitet über die Wagen, dann zum Himmel, der sich blau und unberührt über das Brachland spannt. Im Westen liegt der Friedhof, keine zwei Kilometer entfernt. Die Unruhe setzt sich in meiner Brust fest, gerne würde ich von hier verschwinden. Mit oder ohne Verbündete.
    Indie sitzt schon im Pick-up, als wir zurückkommen. Sie startet den Wagen, während wir auf die Beifahrersitze klettern. Die Wohnwagen scheinen hinter uns zusammenzurücken.
    »Weswegen sind sie dann hier?«, frage ich böse.
    »Sie wollen die Dunklen vom Stamm fernhalten. Sie spielen den Lockvogel. Ganz einfach.«
    Mum zieht ein finsteres Gesicht.
    »Es sind nur die Krieger hier. Und auch nicht alle. Kaum Frauen. Und wenn, dann Frauen, die kämpfen können. Sie nennen sie Armanis, die Waffenfrauen.«
    Ich atme tief durch. Der Druck auf meiner Brust ist wie eine Eisenklammer, die sich mehr und mehr schließt.
    »Chakal will also immer noch den Vertrag lösen.« Indie steuert den Pick-up auf die Straße hinaus. Im Seitenspiegel sehe ich das Lager kleiner werden. Ein paar Wölfe traben uns hinterher, der Wind zaust ihr Fell und ich spüre Tränen in den Augen, so sehr vermisse ich Miley. Die Sonne spiegelt sich in den Fenstern der Wohnwagen. Es blendet und ich kneife die Augen zusammen.
    »Er will uns nicht helfen«, sagt Mum niedergeschlagen. »Er meint, mit Cheb ist das Versprechen begraben worden. Er wird es nicht erneuern. Er lässt nicht mit sich handeln. Abgesehen davon haben wir auch nichts, was wir ihm anbieten können.«
    »Du hast alles versucht, Mum. Chakal will nur seinen Arsch retten. Er hat doch nur darauf gewartet, dass Cheb stirbt …« Indie wirkt seltsam aufgekratzt. Ihre Wangen sind gerötet. Sie greift hinter sich und wickelt sich eines von Mums Ikattüchern um den Hals.
    »Was hast du da?«, sage ich, ohne hinzusehen. Ich weiß auch so, was es ist. Ein kleines rotes Mal, so wie ich sie selbst oft auf meinem Körper fand, zu Hause, wenn ich in den Spiegel blickte. Erinnerungen an Miley, die Dunkelheit und den Schnee, der aufs Bootshaus fiel.
    »Halsschmerzen.«
    Ich richte meinen Blick wieder auf den Seitenspiegel, die Straße windet sich leer hinter uns. Indie schafft es erstaunlich gut, meine Gedanken abzublocken. Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten.
    Verarsch mich nicht, denke ich und sie konzentriert sich auf die Landschaft, ein verschwommenes Bild, das durch mein Bewusstsein zieht.
    »Trotzdem, ich dachte, ich könnte ihn kriegen. Im Kloster haben wir Techniken gelernt, wie man den Willen anderer Menschen beeinflussen kann.«
    »Und? Hast du es bei Chakal probiert?« Indie bindet mit einer Hand einen Knoten in das Tuch.
    »Er hat gesagt: ›Das klappt bei Wölfen nicht, Schätzchen …‹, dieser Typ ist so was von arrogant. Er verachtet uns.«
    »Arschloch.« Ich höre die Euphorie in Indies Stimme.
    »Ich frage mich, warum immer ich an solche Männer gerate.« Mum seufzt. »Sie werden jedenfalls nicht lange bleiben.« Ich lehne meinen Kopf gegen das Seitenfenster und spüre plötzlich ein Vibrieren, tief in mir drin, etwas, das ich nicht einordnen kann.
    »Du schläfst gleich ein, Indie«, sage ich, »drück mal etwas auf die Tube.«
    Mein Herz beginnt, stark und gleichmäßig zu schlagen, ohne zu wissen, was mich beunruhigt,

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