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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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einer immensen Energie. Die Stimme meines Herzens, flüstert es in den Ecken, Vertrauen zum Leben. Meine Ängste zerfallen in nichts, es ist sofort klar, dass sie dieses Mal etwas anderes geschafft haben, dass nichts von außen ihre Kreise stört, dass der Schutzkreis, den sie um sich gezogen haben, nichts Böses hindurchlässt.
    Tamara nimmt mich bei der Hand und zieht mich in den Kreis. Wir setzen uns dazu, das Summen, das unseren ganzen Körper erfasst, erfüllt mich mit nicht erklärbarer Zuversicht. Als ich meine Augen schließe, sehe auch ich, warum Tamara so aufgeregt war. Mum. Sie liegt auf einem Bett im Morrison Motel. Ihre Kleidung ist zerrissen, sie hat ein blaues Auge und eine blutige Schramme mitten im Gesicht.
    Aber sie lebt! Mum lebt!
    Auf einem Sessel in einer Ecke sitzt ein düsterer Mann. Ich kenne ihn, Pius hat uns schon seinen Namen gesagt. Joph.
    Zum ersten Mal ist ihnen wirklich gelungen, Kontakt herzustellen.
    »Ich will ihn nicht ansprechen«, flüstert Sidney, ihre Worte gehen sofort in ein beruhigendes Summen über.
    Joph hebt seinen Kopf und runzelt die Stirn.
    Dawna drückt meine Hand so fest, dass es wehtut. In ihrem Kopf rasen die Gedanken und Überlegungen. Soll man Joph jetzt ansprechen? Sollten wir versuchen, ihn als Verbündeten zu gewinnen? Sollten wir ihn anflehen, Mum nichts zu tun? Auf sie aufzupassen? Dawna wird ganz still neben mir, sie konzentriert sich auf etwas anderes.
    Ein staunendes »Ah« fließt von mir zu Tamara und Sidney, es fühlt sich blau an, blau und kalt, es fließt zwischen uns, unstet, schwappt hin und her. Als würde es einen Ausgang suchen, aber nicht finden. Dann macht es aber mehr. Das Bild vor meinen geschlossenen Augen beginnt zu flimmern, das Blau fließt zu Füßen von Joph aus dem Boden, eine kleine blaue Wolke, die sich langsam ausbreitet.
    Plötzlich verstehe ich, was Dawna versucht. Ihre Hände werden nass, so sehr bemüht sie sich, ihre ganze Energie, ihre ganze Gedankenkraft darauf zu konzentrieren.
    Ein Schutzkreis um Mum. Eine Welle läuft durch uns hindurch, ich merke genau, wer sich uns jetzt anschließt und seine ganze Kraft zur Verfügung stellt. Dawna, Sidney, Eve, Tamara und ich, wir brauchen uns nicht zu verständigen, unsere gemeinsame Konzentration schafft das Unmögliche … ein Schutzkreis um Mum.
    Als ich die Augen öffne, bin ich vollkommen entkräftet. Beebee sitzt mir gegenüber, sie hat den Mund offen und kann ihn nicht mehr schließen.

18
    Dawna

    I ch verlasse den Dachboden und stolpere die Treppen nach unten in Richtung unseres Zimmers. Mein Kopf fühlt sich seltsam leer an, als hätte ich alle Gedanken, alle Energie dort oben zurückgelassen. Bei dem verzweifelten Unterfangen, Mum zu schützen. Am unteren Treppenabsatz steht Emma. Sie hält das Buch der Schatten an ihre magere Brust gedrückt und sieht noch schwächer aus als die letzten Tage.
    »Wir versuchen, uns abzuwechseln«, sage ich leise und Emma nickt müde, »zumindest bis wir wissen, wie es weitergeht, wie wir sie da herausbekommen, ohne dass noch ein Unglück … Indie ist jetzt oben mit Sidney. Ich habe ein … gutes Gefühl …«
    Mir steigen die Tränen in die Augen, ich wische sie hastig weg. Ich bin einfach nur erschöpft, den Schutzkreis aufrechtzuerhalten hat mich ausgelaugt. Mum war nicht bei Bewusstsein. Und das war besser so, ich hatte Angst, sie könne aufwachen und uns stören, Jophiels Aufmerksamkeit auf sich lenken und irgendetwas tun, das die Situation eskalieren lässt. Trotzdem zerriss es mir das Herz, sie so daliegen zu sehen. Verletzt und hilflos. Und alles unseretwegen. Weil wir zu dämlich waren, ein beschissenes, einfaches Ablenkungsmanöver zu durchschauen. Kein Wunder, dass Diego so wütend war. So hatte ich ihn noch nie erlebt.
    »Wir haben es verkackt, Emma. Wir haben bis jetzt alles falsch gemacht. Aber das mit Mum hätte nicht passieren dürfen.«
    »Diego wird zu Chakal gehen. Er wird ihn um Hilfe bitten.«
    »Und was ist, wenn sie genau das wollen?« Wir sehen uns in die Augen und ich spüre, wie Emmas Gedanken rasen. »Wenn sie wollen, dass wir die Wölfe schicken und damit unsere letzten Kämpfer verheizen?«
    Ich spüre, wie sich ein dumpfer Schmerz hinter meiner Stirn festsetzt.
    »Sie wissen doch nicht, dass sie nicht hinter uns stehen. Sie müssen doch denken, dass Chakal unseretwegen hier ist. Weil er sich an den Vertrag hält und bereit ist, für uns in den Tod zu gehen.«
    Wieder schweigen wir, irgendwo klappert ein Fenster

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