Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
dunkle Schleier, die ihm die Sicht nehmen. Ihm und mir. Ich bin viel zu dünn gekleidet, um hier zu sein, allein auf einem Grabstein zu sitzen. Ein Frösteln läuft über meine Arme, bis in meine Finger hinein, die Glock liegt kalt in meiner Hand. Genauso schnell wie die Wolken zieht auch mein Leben vor meinem Auge vorbei. Meine erste Erinnerung … es ist der Wüstenhund, an den ich mich kuschle, mich zwischen seinen Beinen zusammenrolle wie ein kleines Hündchen. Diese Geborgenheit wird es nie wieder geben. Die Einsamkeit streckt ihre kalten Finger nach mir aus. Es ist mir gleichgültig, ob ich mich einsam fühle. Begrüße die Einsamkeit, sie wird immer dein Begleiter sein. Sie ist der Begleiter aller Menschen, doch nur die Klugen bemerken sie, sagte Granny oft, aber ich verstand sie nie.
Ich stütze meine Ellbogen auf meine Knie und lasse die Hand mit der Waffe zwischen meinen Beinen baumeln.
Es ist gut, hier zu sitzen und noch einmal alles zu überdenken. Mir bewusst zu machen, was es bedeutet, das Richtige zu tun. Wieder huschen die Erinnerungen durch meine Gedanken und ich sehe mich vor diesem Grab knien, die Runen zeichnen mit kindlicher Schrift. Sie wurden nie gleichmäßig groß, der Abstand war unregelmäßig und Granny pflegte zu sagen: »Du musst dein Bestes geben, Indie, das ist das Wichtigste. Und manchmal musst du mehr geben, als du meinst, geben zu können.« Zuerst halte ich mir die Glock an die Schläfe. Der Lauf fühlt sich glatt und kühl an. Langsam senke ich die Hand wieder und drücke mir den Lauf gegen die Brust. Alles zu unsicher. Der sicherste Weg, sich umzubringen, ist die Sache mit dem Lauf in den Mund. Ganz fern meine ich, Motorengeräusch zu hören. Motoren sehr vieler Motorräder.
Ich stecke den Lauf der Glock in den Mund. Es schmeckt nach Waffenöl, der Lauf ist eiskalt, so eiskalt wie meine Seele, wie meine Angst, wie die Furcht vor dem, was kommt. Als die Motorräder sich nähern, nehme ich den Lauf langsam wieder aus dem Mund.
Lass es nicht Gabe sein, der mich aufhalten will, bete ich im Stillen. Nicht er.
Ein Motorrad nach dem anderen fährt durch das Friedhofstor, das noch immer schräg in den Angeln hängt. Die Bikes schaukeln langsam zwischen den Gräbern auf das Grab unserer Ahnen zu. Ich stehe nicht auf. Ich weiß, dass ich alle Zeit der Welt habe.
Lass es nicht Gabe sein, denke ich mir noch einmal, aber als der vorderste Motorradfahrer auf mich zufährt, bis das Vorderrad fast meinen Fuß berührt, weiß ich, dass er es nicht ist.
Obwohl ich erleichtert sein sollte, schlägt mir mein Herz im Hals.
Er zieht seinen Motorradhelm vom Kopf und sieht mich mit seinen laserblauen Augen an.
Es ist Rag.
26
Dawna
M eine Augen brennen vom Fahrtwind, ich klammere mich immer noch an Dusks Rücken, als wir langsam auf die Rückseite des Motels zufahren. Wir haben die Lichter ausgeschaltet, hinter uns sind Miss Anderson und Kat auf den Dukes der Engel. Langsam rollen sie mit uns auf gleiche Höhe, wir lassen gleichzeitig den Motor ausgehen und steigen ab. Wir konnten sehen, wie Rag mit seiner Kohorte das Motel verließ. Wie viele Engel im Motel zurückgeblieben sind, ist ungewiss.
»Sie müssen das nicht alleine tun«, wende ich mich an Miss Anderson.
Sie ist auch komplett in Schwarz gekleidet, sie nimmt den Helm ab, behält aber die Sturmhaube auf, eine schwarze Maske, die nur ihre Augen frei lässt. Selbst im Mondlicht kann ich ihren entschlossenen Gesichtsausdruck sehen.
»Sollen wir uns nicht doch lieber aufteilen?«, schlägt Dusk vor. »Kat könnte mit Ihnen gehen. Vielleicht ist es notwendig, oben jemanden zu haben, der Rückendeckung geben kann.«
»Ich weiß, was ich tue.«
»Davon bin ich überzeugt«, wispere ich und blicke zum Motel hinüber.
Viele der Fenster sind erleuchtet, mit spärlichem rötlichem Licht, von dem man nicht weiß, woher es genau kommt. Sind es die Engel selbst? Das Motel scheint ruhig dazuliegen, doch ich habe noch das Motorengeräusch der sich entfernenden Dukes im Ohr. Das bösartige Surren eines Hornissenschwarms, der jederzeit zurückkehren kann. Vor dem Mond ziehen helle Wolkenschlieren vorbei. Ich wünschte, er würde ganz verschwinden und die Nacht in tiefschwarze Dunkelheit tauchen. So schwarz, dass sie alles verschluckt. Ich spüre Dusk in meinem Rücken und wünschte, er würde seine Arme um mich legen, doch er tut es nicht.
»Davon bin ich wirklich überzeugt, aber vielleicht sollten wir auf Nummer sicher gehen.«
»Wir sind
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