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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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der rauchige Geruch fast den Atem nimmt. Ich weiß, dass ich die Unterhaltung nicht mehr lange aufrechterhalten kann. Es zehrt an meinen Kräften, ich spüre den Schweiß auf meiner Stirn und meiner Oberlippe.
    »Einer davon hatte das Symbol der Gerechtigkeit in der Hand.« Ich mache eine kleine Pause, warte auf eine Reaktion von ihm, ein Erkennen in seinem Blick. »Der Engel, der gegen jede Ungerechtigkeit in der Welt kämpft, damit das Gute über das Böse triumphieren möge.«
    Seine Hand ist meiner inzwischen so nahe, dass er mir jederzeit meine Pistole entwenden könnte. Trotzdem bewege ich mich nicht.
    »Sein Name ist … Freund Gottes.«
    Seine Hand verharrt in der Stellung, in der sie ist, und bewegt sich nicht mehr auf meine Hand zu. Alle Engel scheinen den Atem anzuhalten. Oder wispern ihre Atemzüge all die Namen, die mir auf der Zunge liegen?
    Raguil. Rasuil. Raguhel. Ragumu, Rufael …
    »Sein Name ist …«
    Seine Hand schnellt vor und packt mich am Handgelenk. Ich beginne zu lächeln.
    Ich. Habe. Keine. Angst.
    »Sein Name ist Raguel«, wispere ich, es fällt mir schwer, den Namen auszusprechen und ihm weiter in seine laserblauen Augen zu sehen. Meine Vogelnarbe beginnt zu pochen und zu schmerzen, es fühlt sich an, als würde sich ein Messer an dieser Stelle in meinen Bauch bohren und sich einmal herumdrehen.
    Sein Griff um mein Handgelenk wird nicht stärker, ich könnte es ihm locker entwinden. Er sieht mich an, als würde er mich zum ersten Mal sehen. In seinen Augen flackert etwas, was ich nicht benennen kann. Sie sind nicht mehr wie Laser, wie unbeirrbare Lichtmaschinen. Wie eine Wolke fliegt die Erinnerung an eine lange vergangene Zeit durch diese Pupillen, ein Augenlid fängt zu zucken an.
    »Es ist dein Name, Rag«, sage ich laut. »Raguel. Freund Gottes.«
    Als Rag meine Hand fallen lässt, als hätte er sich verbrannt, kann ich nicht mehr lächeln.
    »Du wolltest dich nie umbringen«, sagt er rau und dreht sich von mir weg.

30
    Dawna

    E inen Moment stehe ich nur da, unfähig, mich zu bewegen, und denke, sie ist tot. Der Rauch brennt in meinen Augen und lässt Tränen über meine Wangen laufen. Dann geht ein Zittern durch Miss Andersons Körper und sie beginnt zu würgen. Mit wenigen Schritten bin ich bei ihr, halte sie an den Schultern fest und ziehe ihr die Sturmhaube vom Kopf. Ihr aschblondes Haar klebt feucht an ihrem Kopf, Blut rinnt ihr aus dem Mund. Sie hat für uns gekämpft, sie ist eine der besten Hüterinnen, nur zu diesem Zweck ausgebildet, und trotzdem konnte sie gegen die Engel nicht bestehen. Der Schrecken darüber scheint mich zu lähmen, meine Gedanken rasen. Warum ist Mum nicht hier? Wo haben die Dunklen sie hingebracht?
    »Miss Anderson, wir müssen hier weg.« Ich nehme ihr das Tuch aus den Händen und wische ihr damit das Blut aus dem Gesicht, ein sinnloses Unterfangen, denn mit jedem Atemzug tropft mehr aus ihrem Mund, läuft über ihre Brust und meine Hände. Schon bildet sich ein dunkler Fleck auf dem flamingofarbenen Teppichboden. Jeden weiteren Gedanken an Mum verbiete ich mir. Miss Anderson öffnet die Augen und starrt mich einige Sekunden an, bevor sie sie wieder schließt und erneut zu würgen beginnt.
    Ich lehne sie wieder gegen die Wand und binde das Seil los, das sie am Gürtel trägt. Es ist lang genug, dass ich es an der Türe befestigen kann. Vielleicht kann ich sogar ein Stück davon nehmen, um Miss Anderson an mir festzubinden. Ich bin stark, aber ich weiß nicht, ob ich sie festhalten kann, wenn ich klettere. Alles an mir funktioniert nur noch automatisch. Ich verschlinge das Seil zu einem Knoten und werfe dann das andere Ende aus dem Fenster, sehe zu, wie es sich aufrollt und bis zum Boden hinunterschlängelt. Als ich den Blick hebe, verdunkelt sich der Mond, doch es ist keine Wolke, die sich davorschiebt. Es ist etwas, das ständig seine Form verändert, bis es schließlich eine breite Front bildet. Es ist ein Schwarm Vögel, der auf New Corbie, auf das Morrison Motel zuhält. Neue Vögel, die dem Ruf Azraels gefolgt sind.
    »Okay. Es ist so weit. Sie müssen sich irgendwie an mir festhalten. Ich krieg Sie da raus. Versprochen. Aber Sie müssen mir helfen.«
    Wieder packe ich sie an den Schultern, während mein Herz zum Zerspringen schlägt. In wenigen Minuten werden die Dunklen genau über uns auf dem Dach landen. Es sind zu viele, wenn sie uns hier entdecken … Ich atme tief durch und versuche, Miss Anderson aufzurichten. Wieder schießt ein

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