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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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zusammen!«
    Ich beiße meine Zähne zusammen, Dawna reicht Sidney eine Pinzette. Ein Schwall Blut schwappt über Sindeys Hand, doch sie verengt nur ein wenig die Augen, gibt die Pinzette schließlich Dawna zurück und bellt mir ein »Kompresse« zu. Eine Weile drückt sie ein weißes Mullpaket auf die Wunde und ihre Anspannung lässt ein wenig nach. »Es ist zwar eine tiefe Stichverletzung, aber nichts, woran Kat sterben wird. Mädchen. Gott sei Dank.«
    Ich nicke nur, obwohl mir die Menge an Blut zu viel erscheint. Die ganze Küche scheint im Blut zu schwimmen.
    »Aber der Blutverlust hat sie unglaublich geschwächt«, fügt sie noch hinzu und streckt den Arm nach einer Mullbinde aus, die Emma ihr reicht.
    »Sie ist tot«, flüstert Kat plötzlich. »Im Kampf gestorben.«
    Alle erstarren in ihren Bewegungen.
    »Kat«, sagt Sidney sanft. »Nicht sprechen, bleib einfach ganz ruhig liegen. Es ist alles in Ordnung. Du bist jetzt in Sicherheit.«
    »Wir konnten sie nicht rausholen.«
    »Mum?«, will ich wissen.
    »Indie«, ermahnt mich Sidney ungeduldig. »Sie sollte wirklich nicht sprechen, sie muss erst zu Kräften kommen.«
    Kats samtig schwarze Haut scheint plötzlich von einer geisterhaften Blässe durchdrungen zu sein, als hätte der Tod schon ihre Hand gepackt. Der Puls, den ich an ihrem Handgelenk fühle, ist schwach und schnell und immer wieder scheint der Herzschlag auszusetzen.
    »Du musst dir keine Sorgen machen, Kat«, fügt Sidney in beruhigendem Tonfall hinzu. »Es ist wirklich alles in Ordnung.«
    Kat öffnet ihre Augen und sieht mir direkt ins Gesicht. Ihre braunen Augen sind so dunkel, dass man die Pupillen nicht erkennen kann.
    »Nichts. In Ordnung«, sagt sie abgehackt.
    »Pscht«, flüstert Sidney. Sie weicht unseren Blicken aus und bemüht sich, einen ordentlichen Druckverband anzulegen.
    »Gar nichts. In Ordnung.«
    Kats Augen nageln mich fest, als gäbe es nur sie und mich in dieser Küche. Als wären wir mit unserem Herzschlag verbunden, ihr flatternder, schwacher und mein starker, ruhiger. Etwas an ihr erschreckt mich. Es ist nicht die Verwundung, die Blutlache vor meinen Knien oder das aufgerissene T-Shirt. Etwas in ihr scheint zerbrochen zu sein. Sie ist nicht mehr die zielstrebige und coole Kämpferin. Etwas ist mit ihr geschehen, in der Zeit, in der sie mit Dusk allein gegen all die Dunklen gekämpft hat. Plötzlich meine ich, eine Anklage in ihrem Blick zu erkennen. Oder ist es Verzweiflung, die sie ausstrahlt, Todesangst, Mutlosigkeit?
    Zweifel.
    Mein eigener Arm beginnt zu zittern, es gelingt mir fast nicht mehr, ihren Arm nach oben zu halten, so wie es Sidney mir befohlen hatte. Noch immer kann ich mich nicht von Kats Augen lösen, obwohl ich es will.
    »Keine Sorge. Ich habe das im Griff«, sagt Sidney ruhig und nimmt von Eve neues Verbandsmaterial entgegen. »Die Blutung ist gestoppt.«
    Kats Lider werden schwer, gequält schließt sie die Augen. Wir sehen sie eine Weile nur an, Sidneys Lippen pressen sich aufeinander, dann sagt sie betont fröhlich: »Okay. Das wäre in Ordnung. Dann lasst uns das Zimmer herrichten.«
    Eifrig folgen ihr die anderen Frauen, nur ich bleibe zurück, neben den blutigen Handtüchern. Vorsichtig lege ich Kat den Arm auf den Bauch, gehe neben ihr in die Hocke.
    Als ich ihr Flüstern höre, glaube ich erst, dass sie im Delirium spricht, aber dann öffnet sie ihre Augen und ich weiß, dass sie mit mir redet.
    »Damals. Im Semuliki«, wispert sie, »das war kein geglückter Einsatz.«
    Ich verstehe sie nicht, tupfe hilflos mit einem frischen Tuch über ihre Stirn.
    »Damals ist etwas geschehen. Etwas, was wir nie verstanden haben.«
    Dann schließt sie die Augen.
    Als Kat endlich in ihrem Zimmer ist, die Anspannung verfliegt, greift die Müdigkeit nach uns allen. Während Sidney und Eve noch besprechen, wie oft sie nach Kat sehen werden, gehe ich in unser Zimmer. Dawna ist nicht da, sie ist irgendwo draußen, auf der Veranda, bei den Pferden, als würde sie die Enge des Hauses nicht mehr ertragen. Obwohl ich kaum meine Augen offen halten kann, ist es mir nicht möglich zu schlafen. In meinen Gedanken fährt Rag sein Motorrad vor meine Füße, sieht Mum mit leerem Blick durch mich hindurch, liegt Miss Anderson in einer riesigen Blutlache auf flamingofarbenem Teppich.
    Immer wieder schlage ich die Augen auf, sehe die Bewegung der hellen Gardine. Als ich wieder aufstehe und aus dem Fenster sehe, meine ich, dass zwei dunkle Schatten von der Scheune zurück zum

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