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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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lehrerhaft, er senkt ein wenig die Stimme. »Er hätte nie … einen so großartigen, meisterhaften Plan verfolgen können. Immer nur darauf bedacht, den letzten Weg der Menschen so angenehm wie möglich zu gestalten.« Sams Stimme klingt verächtlich und seine Lippen pressen sich so dicht aufeinander, dass sie wie ein Strich erscheinen. »Er wollte mich aufhalten.«
    Mums Gesicht ist bleich und schmal, plötzlich sieht man ihr ihre Anspannung körperlich an.
    »Mich. Aufhalten«, sagt er theatralisch. Er wirft seinen Kopf in den Nacken und beginnt, schallend zu lachen. Ein grässliches Geräusch. Das einzige Lachen inmitten von Männern, die sich nicht bewegen, nicht sprechen, die Miene nicht verziehen, und das macht es noch unheimlicher. Abrupt hört er damit auf.
    »Man kann mich nicht aufhalten.«
    Die darauf folgende Pause ist erfüllt von einem fernen Zirpen der Zikaden, Whistling Wing bei Nacht im August. Heiße Nächte, vertraute Geräusche.
    »Niemand kann das.« Seine Worte klingen drohend, schließlich beginnt er aber doch wieder zu lachen. »Dass es ausgerechnet meine Töchter versuchen, ist irgendwie Ironie des Schicksals.«
    Plötzlich ist es wieder leise, viel zu leise, und die Bedeutung seiner Worte wird mir sehr langsam klar.
    Er wollte mich aufhalten. Azrael wollte Samael aufhalten? Sam beobachtet mich, als würde er auf den Moment warten, an dem ich es kapiere, was er mir gerade gesagt hat.
    Azrael.
    Er war nie unser Gegenspieler.
    Azrael wird nicht durch dieses Tor heraufsteigen, er wird nicht meine Seele fordern, er ist nicht unser Feind.
    Gabes Griff um meine Taille wird plötzlich fester, auch ihm scheint aufzugehen, was Sam da gerade von sich gegeben hat.
    »Kein Azrael? Na, so was«, erwidere ich spöttisch, befreie mich aus Gabes Griff. »Was soll dann das ganze Spiel? Wir hätten uns genauso gut … in New Corbie treffen können. Im Murphy’s Law.«
    Mein Herz schlägt viel zu schnell, mein Gehirn versucht, Samaels Plan in seine Einzelteile zu zerlegen, zu verstehen, was er vorhat.
    Sam lacht.
    »Indie. Schätzchen«, sagt er nur.
    »Du warst die ganze Zeit schon hier«, sage ich ebenfalls im Plauderton. »Wenn wir dich nicht entbannt hätten …« Hätten wir dich besiegt gehabt.
    Er zuckt mit den Schultern, legt Mum den Arm um die Schulter und drückt sie an sich. »Sieht so aus, Indie. Wie gewonnen, so zerronnen. So ist das im Leben.«
    »Du warst schon immer hier«, murmle ich.
    Mein Blick ist jetzt fest auf Mum gerichtet. Sein Arm liegt entspannt auf ihren Schultern, sie könnte ihn locker abschütteln, wenn sie wollte.
    Was will er eigentlich noch? Er muss schon vor Jahren aus seinem Schattenreich gekommen sein. Irgendetwas scheint ihm noch zu fehlen. Meine Seele – wieso nimmt er sie nicht einfach? Aber er wartet noch immer, ruhig, wohl wissend, dass er kurz davor ist zu gewinnen.
    »Ich war nicht immer hier«, gibt er zu. »Aber es war zu schwierig, alles aus dem Schattenreich zu …«, er macht eine kleine Pause, »… zu regeln. Ohne einen Verbündeten, der hier auf Erden alles genau so macht, wie ich es wünschte. Deswegen habe ich mich irgendwann dazu entschlossen, meine Energie zurückzulassen und mir eine menschliche Gestalt zu suchen.«
    Noch immer verstehe ich nicht, was er meint.
    »Es war ein heißes, trockenes Jahr, damals. 1992. Es war ein Tor in …« Seine weißen Zähne blitzen in der Dunkelheit. »… Afrika. Irgendwo in …« Er wedelt mit den Händen, als wäre es unwichtig. »Afrika.«
    »Semuliki. 1992«, sage ich hölzern und in meinem Kopf setzt sich wieder ein Puzzleteil in das Bild.
    Er nickt.
    Der Kampf mit Kat und ihrer Schwester Maja. Damals geschah etwas, hatte Kat gesagt. Sie hatten das Tor verschlossen, aber davor war Samael durch Maja in die Welt gelangt, hat sie schwer verletzt zurückgelassen. Hat sich einen Körper gesucht, den Körper des Mannes, der unsere Mutter verführt hatte, und die Töchter gezeugt, die ihm das Engelstor öffnen und ihm seine Seele geben würden.
    Dawna und mich.
    »Es ist deine Energie, die dir noch fehlt«, stelle ich fest. »Und meine Seele.«
    Die Energie steckt in der Erde unter uns, sie rumort dort, sammelt sich, doch solange das Ordenstor nicht verschlossen ist, ist sie zu schwach für ihn. Ich wünschte, Dawna würde jetzt neben mir stehen. Würde mir die Kraft geben, das alles zu kapieren, eine Lösung zu finden.
    »War ein hartes Stück Arbeit«, sagt er zufrieden. »Den Orden dazu zu bringen, die Tore zu

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