Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
recht.« Chakals Stimme lässt mich überrascht aufblicken. »Wir sind nicht zurückgekommen, um uns wie Feiglinge zu verstecken.«
Ein Raunen geht durch die Männer. Chakals Augen bestehen nur noch aus dem Schwarz seiner Pupillen. Das Blut der Engel hat ihn aufgepeitscht.
»Kat. Ich muss zu Indie. Es steht geschrieben …«
»Ich weiß, was geschrieben steht, ich weiß es. Und trotzdem denke ich, wir haben keine Wahl mehr. Denn er weiß es auch. Samael wird alles tun, um zu verhindern, dass drei Frauen am Tor stehen. Er wird alles tun …«
»Wo ist der Rest deines Rudels?«, fällt Dusk Kat ins Wort. Sein Blick ist auf Chakal gerichtet.
»An der Ost- und Nordseite. Sie warten auf mein Kommando.«
»Wie viele sind es?«
»An der Nordseite dreißig. An der Ostseite etwa ebenso viele.«
»Zu wenige.« Kats Stimme ist sachlich, als würde sie nicht über das Scheitern unserer Mission sprechen.
»Zu wenige?«, fahre ich sie an. »Wo sind die Hüterinnen, die an unserer Seite kämpfen sollen? Wo sind sie? Verdammt! Der ganze Orden lässt uns im Stich! Der Orden ist nicht das Stück Papier wert, auf dem der Name Marquessac geschrieben steht!«
»Das Tor in Kuba ist gefallen.«
Ich atme tief durch.
»Sie hatte die besten nach Kuba geschickt, um das Tor zu sichern. Wir waren völlig unvorbereitet. Es war nicht vorauszusehen …« Kat bricht ab. Ich sehe plötzlich die Gänge des Klosters vor mir, zäher Rauch hängt darin, leer gefegt, verwüstet.
»Und das Tor im Orden?«
Ihr Schweigen hallt in meinen Ohren.
»Sag es. Kat.«
»Das Tor im Orden wird fallen.«
Ich gehe in die Hocke und stütze meinen Kopf in die Hände. Meine Gedanken rasen. Das Tor in Kuba geschlossen. Das Tor im Orden, alle Energie konzentriert sich auf das Tor im Orden, bis dieses geschlossen wird. Und dann? Dann wird Indie alleine diesem Energiestrom ausgeliefert sein.
»Wir müssen es versuchen!«, sage ich entschlossen.
Hinter uns hören wir Schritte und im nächsten Moment stehen Sidney, Eve, Beebee, Vince und Rudy vor uns. Rudy hat die Comtesse geschultert, sie baumelt leblos über seinem Rücken.
»Wir haben Tamara verloren«, stößt Sidney atemlos hervor. »Die Comtesse ist stark verwundet. Keine Ahnung, ob sie das überlebt. Wir müssen sie hier wegbringen.«
Vorsichtig lässt Rudy die Comtesse von seiner Schulter gleiten. Sie gibt keinen Laut des Schmerzes von sich, doch ihre Augen sind weit geöffnet. Was ich darin sehe, will ich gar nicht wissen, ich will nicht, dass sie es sagt.
»Sie hat die Engel über die Ebene gejagt«, presst sie hervor. Ich sehe den Schweißfilm auf ihrer Stirn und beuge mich zu ihr hinunter. »Sie sind ihr alle gefolgt, ihr und dem Schwarzen. Ich bin ihr nach, doch ich konnte ihr nicht helfen … nicht mehr helfen. Ich habe sie sterben lassen …«
»Es ist nicht Ihre Schuld«, sage ich hilflos.
»… so wie ich auch Ernestine sterben ließ … ich war nicht zur Stelle.«
Ich wische mir energisch mit dem Handrücken über die Augen. Mein Herz und meine Seele sind leer und wie ausgebrannt. Wolken verdunkeln den abnehmenden Mond und die Schwärze der Nacht verdichtet sich, so greifbar, als könnte man sie mit den Händen berühren.
»Was ist mit den Engeln?«, flüstere ich. Es sind viel mehr, als wir ursprünglich dachten.
»Es sind Hunderte. Sie sind auf dem Weg hierher. Es wird nicht lange dauern …«, ihre Stimme wird zu einem Murmeln.
»Bringt sie nach Whistling Wing.« Kats Anweisung ist klar und ohne Emotion. »Alle Frauen gehen mit ihr. Rudy, Vince, ihr nehmt die Waffen aus dem Bronco. Bleibt dort, bis …«, sie stockt, »und nehmt Dawna mit.«
Wütend springe ich auf.
»Du bist nicht berechtigt, mir Anweisungen zu geben, Katherine Okonye.« Kat packt mich an beiden Schultern, ihr Griff fühlt sich an wie Stahlzwingen, die sich in meine Knochen bohren.
»Du hast es nicht kapiert«, ihre Augen bohren sich in meine, »wir können dich nicht schützen. Weder vor den Dunklen noch vor den Abgesandten des Ordens. Sie wollen dich alle tot sehen. Also, sei vernünftig und geh mit den anderen. Geh zurück nach Whistling Wing. Ich kann für nichts garantieren, für gar nichts. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass du diesen Ort nicht lebend verlassen wirst, wenn du bleibst.«
Ein Geräusch lässt uns alle erstarren. Über uns breiten sich die Vögel über den Himmel, wie ein unzerreißbares Netz. Ihre Schwingen berühren sich, ihre Federn glänzen in sattem Schwarz. Sie beschreiben
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