Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Und das werden sie jetzt zerstören. An einem einzigen Tag wird das Kloster seine Bedeutung verlieren, die Schwestern ihre Heimat und das Böse wird kommen.
Nicht hier.
Aber in Whistling Wing, es wird das Tor explodieren lassen und all das Böse, das sie immer unter Kontrolle hatte, in die Welt blasen.
»Es ist falsch«, flüstert sie verzweifelt, aber sie kann nicht mehr denken. All die Dunklen, die sich mühelos erheben und die jeden, der sich ihnen in den Weg stellen, vernichten.
»Jetzt, Mutter Oberin, wir können das nicht lange aufrechterhalten«, sagt Lubaya und die Verzweiflung in ihrer Stimme bringt einen neuen Ton hinein.
So zeichnen sie die Runen, ihre Finger tauchen in den roten Nebel ein und gleiten durch den feuchten Sand.
Es ist so einfach.
Und so falsch.
40
Indie
I ch drehe mich zu Gabe um, seine Augen, so vertraut, sind auf meine gerichtet, seine ganze Aufmerksamkeit gilt mir. Einen kleinen Moment bin ich abgelenkt, sehe seltsamerweise den Kiesweg meiner Albträume vor Augen, dann löst sich das Bild auf und ich sehe Gabe an.
»Indie«, sagt er nur.
Wieder weht mir der nächtliche Wind die Haare vor die Augen. Die sanfte Berührung von Gabes Finger, der diese Haarsträhne zur Seite streicht, macht mir bewusst, wie verletzlich ich bin. Wie wenig Zeit wir für diese Berührungen hatten, diese vorsichtigen, die die Zeit vergessen lassen. Langsam senkt er seinen Mund auf meinen, mein Körper wird von einem Vibrieren erfasst, das ganz tief unter mir in der Erde zu entstehen scheint. Unsere Lippen berühren sich, erst nur flüchtig, bittersüß und danach verzweifelt wild und die Zuversicht, die er plötzlich ausstrahlt, lässt mich ein klein wenig ruhiger werden. Seine Liebe fließt in mich hinein, warm ergießt sie sich in meinen Körper, legt sich behutsam über die Narbe. Ich schließe die Augen, blende für ein paar Sekunden aus, wo wir sind, was wir sind und wo wir enden werden.
Ein Räuspern hinter uns lässt mich die Augen abrupt wieder öffnen.
»Sehr gut«, sagt Sam. »Sehr nett.«
Unsere Lippen trennen sich, ich hebe meinen Blick zu Gabe, der seinen Blick in die Ferne gerichtet hat.
»Ich bin wirklich gerührt.«
Gabes Mund umspielt plötzlich ein feines Lächeln, das ich nicht interpretieren kann.
»Das war’s?«, fragt Sam hinter mir. »Wie lächerlich die Menschheit doch ist.«
Gabes Blick ist noch immer über die Ebene gerichtet und die kleinen Grübchen auf seinen Wangen zeigen mir, dass er etwas sieht, wovon Sam nichts ahnt. Sam schüttelt gelangweilt seinen Kopf, als wollte er zum Ausdruck bringen, wie unglaublich wir sind.
»Ein letzter Kuss.«
Sam schnaubt verächtlich durch die Nase.
Plötzlich höre ich hinter mir ein weit entferntes »Wupwupwup«, das schnell lauter wird. Langsam drehe ich mich um und sehe in die Richtung, aus der ich dieses Geräusch höre.
Über den Horizont steigt gerade ein Black-Hawk-Helikopter. Wie aus dem Nichts aufgetaucht, gewinnt er an Höhe, sein Ziel sind eindeutig wir. Auch Sam dreht sich um, seine Augen verengen sich, als er wieder zu uns sieht.
»Sehr nett«, sagt er noch einmal und lächelt dabei zufrieden. »Nichts ist besser als noch ein bisschen Pfeffer in der Suppe.«
Es sind Hüterinnen, da bin ich mir sicher. Aber Sams Selbstsicherheit verdirbt das ganze Bild. Zu wenig. Zu spät. Der Plan von Samael ist perfekt, daran kann auch dieser Helikopter nichts ändern.
»Schätzchen, du weißt, was zu tun ist«, sagt er an Mum gerichtet.
Das Geräusch der Rotorblätter wird lauter, bald wird es überlagert von einem sirrenden Geräusch, das in ein dumpfes Rattern übergeht.
»Aber natürlich«, antwortet Mum und in ihrer Antwort liegt ein gewisser frecher Unterton, den ich nicht zu deuten weiß. Plötzlich ist die Luft von einem vielstimmigen Knattern erfüllt, mit jeder Sekunde wird das Geräusch lauter.
Dann steigt hinter dem ersten Helikopter eine ganze Kette von weiteren Black Hawks über den Horizont. Der einsame Helikopter hat Verstärkung erhalten: In breiter Front nähern sich die riesigen schwarzen Hubschrauber dem Friedhof. Es ist ein beeindruckendes Bild und ich kann das Lächeln, das mir plötzlich auf den Lippen liegt, nicht mehr unterdrücken.
»Rettung in letzter Sekunde. Ist es das, was du denkst, Indie?«, sagt Sam, aber sein Lächeln scheint jetzt aufgesetzt zu sein.
Sie fliegen tief und schnell, ich weiß nicht mehr, woher das Vibrieren kommt, das ich in
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