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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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Tür wegzuziehen. Hinter dieser Tür verdichtet sich die Dunkelheit. Sam sammelt seine Kräfte. Mit jedem Atemzug. Und schon jetzt ist er so mächtig, dass er uns alle auslöschen könnte.
    »Indie«, flüstere ich beschwörend, »lass den Scheiß. Wir müssen hier weg. Sie spüren es …«
    »Wer seid ihr?« Indie beachtet mich nicht. »Wer seid ihr, dass Rag euch unterlegen ist? Ihr habt ihn angesehen und er ist einfach gegangen.«
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Miss Anderson hinter uns auf die Knie sinkt. Sie bekreuzigt sich dreimal und berührt dann mit der Stirn den Boden vor ihren Knien. Ihre Finger beschreiben eine Acht auf dem Boden und ihre Lippen bewegen sich. Genauso wie in der Nacht, als wir Sam entbannten. Als Indie den Ford Bronco rammte. Da saß Miss Anderson auf dem Beifahrersitz und ihre Lippen bewegten sich in rasender Geschwindigkeit.
    »… Veni Sancte Spiritus et emitte caelitus lucis tuae radium …«
    Immer wieder wiederholt sie diesen Satz, während ihre Hand über den Boden streicht und Kat sich mit ihrem Rücken gegen die Tür stemmt. Es brodelt hinter ihr und langsam beginnen Schweißtropfen, über ihre Stirn zu laufen.
    »Er wird uns vernichten«, flüstert Kat, »wir werden jetzt langsam zurücktreten. Langsam, versteht ihr. Miss Anderson und Dawna …«
    »Wer seid ihr?«, wiederholt Indie.
    »Sie nehmen den Weg … und wir …«, ihre Stimme bricht und ich spüre, wie Hitze durch meinen Körper jagt.
    Lilli-Thi hat ihn in einer Schale Blut gefangen. Sie wiegt ihn, wie ein Kind. Ihre weißen Hände streicheln seinen Geist, nähren ihn und manchmal hält sie ihn in einer Faust. Gebündelt. An ihr Herz gedrückt. Sie ist schwach, denn noch zieht er alles aus ihr. Sie ist Mutter und Geliebte.
    »Komm herab, oh Heil’ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt«, flüstert Kat und die Schweißtropfen perlen in den Kragen ihrer Daunenjacke.
    Ihre Pupillen sind riesig und im Weiß ihres Auges scheinen Äderchen geplatzt zu sein.
    »… Veni Sancte Spiritus et emitte caelitus lucis tuae radium …«
    »Gehört ihr zu Sam? Wollt ihr uns schützen, damit …« Sie stoppt, nimmt Kats linken Arm und Kat lässt es geschehen. Sie schiebt Kats Ärmel zurück und ich will sie nur noch mit mir fortziehen. Weg von hier. Weg aus der Dunkelheit. Die Holzmaserung der Tür scheint sich aufzulösen und tanzt vor meinen Augen.
    »Habt ihr die Tätowierung?«, will sie wissen. »Habt ihr die schwarze Feder?«
    »… nec laudibus nec timore …« Miss Andersons Stimme schwillt an und hinter der Tür scheint etwas in Bewegung zu geraten.
    Ich kann nur auf Kats Arm starren. Da ist keine Feder. Die kaffeebraune Haut an ihrem Unterarm ist unversehrt. Aber ihre Handfläche, ihre weiße Handfläche! Ein Dreieck, die Spitze da, wo sich die Handlinien treffen, und in diesem Dreieck schwebt ein Auge. Sie sehen grob aus, harte Schnitte, die schlecht vernarbt und deswegen deutlich zu erkennen sind.
    »Sie hat das Zeichen«, flüstere ich, »sie hat Grannys Zeichen!«
    »Nec laudibus nec timore«, flüstert sie, »eine Hüterin beugt sich nicht!«

10
    Indie

    I ndie Im Moment sind Kat und ich uns so nahe, dass ich jeden Schweißtropfen sehen kann, der ihr von der Stirn über die Schläfe läuft. Sie sagt nichts zu mir, aber ich tauche in ihren Blick ein, spüre diese Vertrautheit zwischen uns, diese Vertrautheit, die schon zwischen uns ist, seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Die Tür hinter ihr scheint zu glühen, sie strahlt so viel Hitze aus, dass ich meine, mein Kopf platzt gleich.
    Sie sind auch Hüterinnen, flüstert es in mir. Sie sind nicht die Bösen. Sie sind auf unserer Seite.
    Tritt langsam zurück, sagt ihr Blick. Tritt. Langsam. Zurück.
    Etwas geschieht hinter dieser Tür. Vor meinem inneren Auge sehe ich Lilli-Thi. Ihr Blick hinter den dunklen, unordentlichen Haaren ist irr, als wäre sie nicht mehr von dieser Welt. Ich rieche etwas Metallisches.
    Blut.
    Tritt. Langsam. Zurück, dringen Kats Gedanken in meine. Und erst jetzt verstehe ich, was ich hier losgetreten habe. Was ich hier angerichtet habe. Dass Kat noch neben mir steht, auch nichts mehr mit Vernunft zu tun hat. Keiner kann Sam jetzt aufhalten. Wenn diese Tür sich auflöst oder von irgendjemandem geöffnet wird, dann wird ein Feuersturm über uns hinwegziehen.
    Schwere Schritte in weiter Entfernung reißen mich aus meiner Erstarrung. Spülen das in mein Bewusstsein, was Kat mir gerade gesagt hat. Sam hat

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