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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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richtig in die Gruppe eingegliedert. Sie ziehen ihr eigenes Ding durch, und wenn sie an den Channelings teilnehmen, wirken sie seltsam unbeteiligt und trotzdem wachsam, aufs Äußerste gespannt. Ich denke an unser erstes Zusammentreffen in New Corbie. Die Engel waren hinter mir her und kaum … meine Gedanken überschlagen sich … kaum war ich in Reichweite von Kat und Miss Anderson, verschwanden die Engel. So abrupt, wie ein Magnet von einem anderen Magnet abgestoßen und in die Gegenrichtung geschleudert wird.
    »Legt euch nicht mit Raguel an«, sagt Miss Anderson mit ihrem leicht näselnden Tonfall, als sie vor uns stehen, »meidet den Club und das Morrison Motel. Wenn sich ein Zusammentreffen nicht vermeiden lässt, seht zu, dass euer Herz rein und voller Liebe ist …«
    Sie fixiert erst Indie und dann mich. Ihre Stirn ist gerunzelt und ihre kleinen Augen hinter den schmalen Brillengläsern scheinen zu glühen. So habe ich Miss Anderson noch nie gesehen. Plötzlich wirkt sie nicht mehr unterkühlt, sondern voller Energie. Ich starre auf die Stelle, an der ich das Schulterhalfter und ihre Waffe vermute.
    »Haben Sie vielleicht noch eine Empfehlung für uns?«, faucht Indie.
    Endlich nimmt sie den blöden Schlapphut ab und wirft ihn hinter sich auf die Kühlerhaube des Navara. Die Schneeflocken werden dichter. Früher hätten wir uns auf den Rücken gelegt und die Flocken mit dem Mund aufgefangen und auf der Zunge zergehen lassen. Ich liebe Schnee, hätte ich gesagt und Indie hätte mir einen Schneeball in den Kragen gestopft. Vor ungefähr hundert Jahren. Jetzt wische ich die Flocken unwirsch von meinem Gesicht. Noch immer fühlt sich die Stelle unter dem Kinn, an der mich Pius berührt hat, wie verbrannt an. Hat auch er sich verändert? Gewinnt er an Macht, je länger er mit den Schwarzen zusammen ist? Jedenfalls war nicht mehr viel übrig von dem weinerlichen Kerl, den wir im Sommer kennengelernt haben.
    »Etliche«, sagt Miss Anderson und schiebt mit ihrer behandschuhten Hand ihren Tweed ein Stück zurück, damit sie auf ihre Armbanduhr sehen kann. Auf ihrem Gesicht schwebt ein genervter Ausdruck. Kat dagegen wirkt wie immer entspannt. Als hätte sie nicht gerade Raguel direkt gegenübergestanden.
    »Aber dies ist kein guter Ort für Unterhaltungen«, fährt Miss Anderson fort.
    »Ach nein?« Indie kneift die Augen zusammen. »Ich finde, es ist ein verdammt guter Ort, um ein paar wichtige Dinge zu klären.«
    Sie dreht sich um und läuft um den Navara und die Motorräder herum auf das Motel zu.
    »Indie«, rufe ich ihr atemlos hinterher und setze mich ebenfalls in Bewegung. Mittlerweile glaube ich, dass Indie völlig auf der falschen Fährte ist. Und mit welcher Halsstarrigkeit sie weitermarschiert, lässt meine Wut auf sie schlagartig zurückkehren.
    »Es gibt da wirklich einiges, was ich wissen will«, ruft sie über die Schulter zurück.
    Sie drückt die Glastür auf und lässt sie hinter sich zuschwingen. Ich quetsche mich eilig hinter ihr durch die Tür und auch Kat und Miss Anderson laufen uns hinterher. Sobald ich den ersten Schritt in das Motel setze, spüre ich die Anwesenheit der Engel. Ein seltsamer, rauchiger Geruch hängt in den weitläufigen Gängen. Ich blicke nach rechts auf die ausgetretenen flamingofarbenen Teppichböden, sogar die Wände sind mit dem Zeug beklebt. An vielen Stellen hängen Stücke davon lose herunter und am Boden sind so ausgetretene Stellen, dass man den blanken Beton hindurchsieht. Wenn ich die Augen schließe, kann ich Indie auf diesem Teppichboden krabbeln sehen. Und ich selbst stehe daneben, eine kleine rosafarbene Tasche in der Hand, während Mum mit der Dame an der Rezeption spricht, sich durch das hüftlange rote Haar streicht.
    Quatsch, denke ich, man kann sich an gar nichts erinnern, wenn man noch so klein ist. Und trotzdem fühle ich den Stoff von Mums gebatiktem Rock unter den Fingern und den Teppichboden unter den bloßen Füßen.
    »Miss Indiana Spencer«, sagt Miss Anderson scharf hinter uns und Indie zuckt zusammen, »die Vorstellung genügt. Wir haben uns schon lange ein Bild über deinen Charakter gemacht und er entspricht genau meinen Erwartungen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber genug. Wir sind nicht hier, um Konversation zu betreiben.«
    Indie dreht sich nicht um, sondern stützt sich mit beiden Händen auf dem Tresen ab, hinter dem früher die Rezeption war. Ich will sie packen, stattdessen folge ich ihrem Blick. Er ist auf das

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