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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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noch keinen Körper. Er ist ein Dämon in seiner Reinform und kann von niemandem besiegt werden. Er wird uns alle vernichten. Jetzt hat er nicht mehr seinen Auftrag im Sinn, es ist wie eine Urgewalt, die entfesselt wird, die keine Gründe für ihre Zerstörung braucht …
    Ich kann nicht weiter darüber nachdenken, wie in einem ungelenken Ballett treten Kat und ich von der Tür weg, ich rückwärts, sie dicht vor mir vorwärts. Wir berühren uns nicht, wir sehen uns an. Wir werden immer sicherer in dem, was wir tun. Ich sehe es in ihren Augen. Noch zwei Schritte zurück. Dann nach links drehen. Noch zwei Schritte und dann…
    Sie packt mich an meiner linken Hand und beginnt zu laufen. Ihre Hand ist warm und sicher, die Energie zwischen uns vibriert. Sie läuft viel schneller als ich, leichtfüßiger, kraftvoller. Im Nu sind wir bei der Treppe. Aber sie läuft in die falsche Richtung. Ich weiß nicht, wohin Dawna und Miss Anderson verschwunden sind, ich weiß nur, dass wir die Haupttreppe nach unten laufen sollten und nicht nach oben. Bevor ich etwas sagen kann, höre ich aber schon, weshalb sie nicht diesen Fluchtweg genommen hat. Schritte kommen die Treppe herauf. Nicht irgendwelche Schritte. Es sind die schweren Schritte mehrerer Männer, die im Gleichtakt laufen und sich anscheinend über die Stockwerke verteilen. Wir hasten bis zum obersten Stockwerk, schwenken in den linken Gang, rennen bis zum Ende. Hier geht es nicht mehr weiter, man kann nur noch umkehren und zurück zur Treppe laufen. Kat schubst mich in das letzte Zimmer.
    Wir bleiben an die Wand gelehnt stehen, es ist so dämmerig, dass ich nichts erkennen kann. Obwohl die Tür geschlossen ist, hören wir die Männer, auf der Suche nach uns.
    Du bist eine Hüterin, denke ich mir, presse mich mit meinem Rücken gegen die kalte, harte Wand, als könnte ich mich so unsichtbar machen. Es gibt mehr. Es gibt nicht nur uns auf dieser Welt. Es gibt einen Orden.
    Natürlich. Es gibt den Orden. Es gibt den Stein. Es gibt diese Inschrift. Und es gibt nicht nur uns.
    Nicht jetzt, denkt Kat. Schweig. Verrat uns nicht.
    Ich versuche, die Gedanken auszublenden, aber jetzt, da ich plötzlich verstehe, ist es ganz schwierig, dies nicht zuzulassen. Keine Fragen zu stellen.
    Kat atmet so leise, dass ich es nicht hören kann. Wir sehen uns nicht an. Die schweren Vorhänge des Zimmers sind zugezogen, ich höre nur auf meinen Herzschlag. Das Dämmerlicht umfängt uns, wir hören mehr, als wir sehen. Auch wenn ich es versuche auszublenden, sind da die schweren Schritte unter uns. Jeweils zu zweit laufen sie die Gänge entlang, treten die Türen ein. Gehen zum nächsten Zimmer. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie in unserem Stockwerk sind. Bei jedem Krachen unter uns zucke ich zusammen. Das ganze Gebäude ist von Schritten erfüllt, Schritte von Personen, die uns suchen. Kat scheint ruhig zu sein, aber ich sehe die Schweißperlen auf ihrer Stirn und die Konzentration in ihrem Gesicht. Hat Kat einen Plan?
    Langsam gewöhnen sich meine Augen an das wenige Licht. Uns gegenüber steht ein Doppelbett, seit Jahren nicht benutzt. Gegenüber ist eine hellbraune Schrankwand, dort wo der Fernseher gestanden hat, baumeln Kabel aus dem offenen Schrank. Hier kann man sich nirgends verstecken.
    »Die Feuerleiter«, flüstert sie.
    Das rostige Teil vor dem Fenster. Natürlich weiß ich, wie sie aussieht. Sie besteht aus alten, rostbefleckten Leitern, die von einem Stockwerk zum nächsten führen. Jede Plattform ist nur eine kleine Gitterrostplatte, durch die man hinuntersehen kann. Hinunter, bis ganz unten. Kat zieht den schweren Vorhang gerade so weit auf, dass sie das Fenster öffnen kann. Als ich draußen stehe, merke ich, wie mir die plötzliche Kälte den Atem verschlägt. Wir sehen uns einen Moment nur an, als wir hören, dass die Feuerleiter zu scheppern anfängt. Bewusst senke ich nicht meinen Blick – jemand ist auf dem Weg hier hoch.
    Kat deutet mit dem Kopf nach oben. Aber über uns gibt es nichts mehr. Die Feuerleiter endet hier, im letzten Stockwerk. Und das Einzige, was noch über uns kommt, ist das Flachdach, doch da oben gibt es keinen Schutz, nichts, wo man sich verbergen könnte. Mein Herz pocht im Hals, mein Gehirn ist leer, vielleicht sind nur Sekunden vergangen, aber der Mann auf der Feuerleiter ist schnell. Er nimmt die Treppen im Laufschritt, immer zwei Stufen auf einmal. Das ganze Gerüst dröhnt blechern von seinen schweren Stiefeln.
    Kat packt mich am Arm und

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