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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. Mach weiter, soll das heißen. Gib nicht auf. Sie steigt auf das dünne Geländer, das uns umgibt, federt kurz in den Knien und springt. Im nächsten Moment hängt sie an der Dachkante und zieht sich scheinbar mühelos nach oben. Meine Knie werden weich. Kat legt sich an die Kante und hält mir ihre Hand entgegen.
    Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Die weite Fläche. Ein paar Holzliegen, von der Sonne verblichen und vom Regen aufgeweicht. Die drei Kamine, die keinen Schutz bieten. Sonst gar nichts.
    Kat dreht ihren Kopf zu mir und sieht mich intensiv an. Wir beide wissen, wohin der Mann von unten unterwegs ist. Dass wir in der Falle sitzen. Sie zieht mich hinter die einzige geschützte Stelle am Dach: der Aufgang vom Hotel. Eine Tür, deren Schacht uns vorerst vor Blicken schützt. Kat drückt ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, dann dreht sie sich nach Osten, verneigt sich vor etwas Unsichtbarem und beugt sich schließlich nach unten. Sie beginnt, etwas zu murmeln, was ich nicht verstehe, und malt in klaren, sicheren Strichen ein Pentagramm. Sie beginnt zu summen und zieht einen Kreis. Beginnend von Osten, über den Süden, den Westen, zum Norden. Erst jetzt sieht sie mich wieder an, lehnt sich gegen den Schacht.
    Das Scheppern auf der Feuerleiter hört auf. Anscheinend ist der Mann ins Hotel gestiegen. Oder er wartet auf der Feuerleiter auf uns.
    »Ihr habt nichts gewusst«, sagt sie schließlich in normaler Lautstärke. Erschrocken sehe ich mich um.
    »Uns kann keiner hören«, sagt sie ärgerlich. »Jetzt nicht.«
    Unser Atem gefriert in der Luft, vermischt sich wie unsere Gedanken, die zwischen uns fließen. Die Erleichterung, dass wir vorerst nicht gefunden werden können, macht mich wieder ruhiger.
    Wir haben nichts gewusst … aber irgendwie ist es plötzlich doch in meinem Kopf. Das Mutterkloster. Der Orden. Wir sind nicht alleine. Wir gehören zu dem Orden der Engelshüterinnen und es gibt mehr von uns. Die uns unterstützen und uns beraten, die mit uns in diesen Kampf ziehen können. Du hast tatsächlich nicht gewusst, wer wir sind, denkt Kat in diesem Moment.
    »Ihr wusstet nicht, dass es mehr Hüterinnen gibt«, stellt sie fest. »Schwesternpaare, wie ihr es seid.«
    Meine Scheiße. Woher sollte ich auch, denke ich ärgerlich. Hätte ja mal einer was sagen können von euch.
    »So nett, wie ihr zu uns wart, dachten wir …« Sie unterbricht sich selbst, ihre Gedanken scheinen wieder abgelenkt zu werden. »… dass ihr euer Ding genauso durchziehen wolltet wie eure Granny.«
    Granny.
    Mir sitzen plötzlich salzige Tränen hinter den Lidern. Granny. Habt ihr Granny gekannt? Wieso habt ihr ihr nicht geholfen? Hat sie euch gerufen? Hat sie euch zu spät gerufen? Die Worte stecken mir im Hals, die tausend Worte, die ich gerne fragen würde, aber plötzlich doch nicht kann.
    »Das erklärt natürlich einiges«, sagt Kat ruhig und horcht schon wieder auf ein Geräusch, das zu weit weg ist, als dass ich es hören könnte.
    »Was erklärt das?«, fauche ich sie an. Dann höre ich das Geräusch auch. Jemand geht die Treppe nach oben, die auf die Dachterrasse führt. Er rüttelt an der Tür. Sie geht nicht auf.
    Kat sieht mich gleichmütig an.
    »Dass ihr immer gegen uns gearbeitet habt. Dass ihr aus unserem Schutzkreis getreten seid, uns nicht in eure Pläne eingeweiht habt.«
    »Schutzkreis?«, sage ich, horche aber auf das Rütteln an der Tür.
    Das Geräusch hört auf, dann scheint sich jemand von innen dagegenzuwerfen. Mein Atem presst sich stoßweise aus meiner Lunge, ich stelle mich wie Kat mit dem Rücken zu dem Schacht, lehne mich dagegen. Versuche, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Auf das zu hören, was Kat sagt, und nicht auf das, was gerade an der Tür hinter uns passiert.
    »Es war nicht so einfach, einen Schutzkreis um Whistling Wing zu ziehen. Einen Schutzkreis, der so mächtig ist, die ganze Farm vom Bösen zu verschonen«, erklärt Kat nüchtern, als wäre es ihr vollkommen egal, dass jemand versucht, die Tür einzutreten.
    »Whistling Wing war immer geschützt.«
    Bis damals. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich Kat und Miss Anderson mit meinen Gedanken in die Irre geführt hatte, damals, als Dawna Shantani getroffen hatte. Sich die Kette umlegen hat lassen, die Kette von Miley. Die Biker konnten ungehindert nach Whistling Wing. Nur, weil wir keine Ahnung hatten, dass Kat und Miss Anderson auf unserer Seite sind.
    Moment. Aber was war mit

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