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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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sondern dass es eines von den Papieren ist, die sie bei Rosells Laden mitgenommen hat. Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. Ich weiß, das sieht furchtbar arrogant aus.
    »Dein Problem ist, dass du immer meinst, klüger als alle anderen zu sein. Das funktioniert nicht.«
    Wir starren uns an und ich habe kurz das Gefühl, dass ich einen dieser winzigen elektrischen Stöße spüre, wie in unseren dreiundreißig Tagen. Aber ich muss mich getäuscht haben. Das Papier raschelt unter Indies Jacke.
    »Was hast du bis jetzt gelernt?«, frage ich sie.
    »Schutzkreis«, gibt sie bockig zur Antwort.
    »Und hat’s funktioniert?«
    »Es KONNTE nicht funktionieren«, faucht sie mich an. »Wir sind nicht initiiert. Das Ganze ist doch total sinnlos. Wir rackern uns ab, für nichts. Und an meinem Geburtstag stehen wir da …«
    »Wir sind eine Linie von mächtigen Hüterinnen. Es wird von Hüterin zu Hüterin weitergegeben.«
    Ich lege meine Hand auf das Treppengeländer, weil ich plötzlich das Gefühl habe, mir wird schwindelig.
    »Und wir sind die mächtigsten von allen«, füge ich hinzu.
    Deswegen macht es Sinn. Auch ohne Initiation können wir weit kommen, weil wir mächtiger sind als die anderen. Das hatte Miss Anderson betont. Wir sind mächtiger und tragen deswegen auch mehr Verantwortung. Der Gedanke, dass wir es noch schaffen können, auch wenn wir die Person, von der Dusk gesprochen hat, nicht finden, hatte mich aufrecht gehalten. Diese kleine, zaghafte Hoffnung hatte mich weiterlaufen lassen. Hinter mir kriecht die Dämmerung über das Brachland. Gleich wird Miss Anderson wieder hier sein und bis dahin wollte ich schon längst …
    »Super«, sagt Indie, »dann musst du dir ja keine Sorgen machen.«
    »Verstehst du überhaupt, was ich sage?« Ich gehe an ihr vorbei die Treppen hoch und drücke die Haustür auf. »Aber egal. Ich habe keine Zeit für solchen Mist.«
    »Ich verstehe nicht, warum du diesen ganzen Sprüchequatsch nicht lernen musst«, sagt Indie, bevor ich hineingehen kann.
    Ich drehe mich zu ihr um. Ich strecke meinen Arm aus.
    »Coniuro et confirmo super vos Angeli fortes Dei, et sancte in nomine Adonay, Eye, Eye, Eye, qui est ille, qui fuit, est et erit, Eye, Abraye: et in nomine Saday, Cados, Cados, Cados, alie sendentis super Cherubin, et per nomen magnum ipsius Dei fortis et potentis, exaltatique super omnes coelos.«
    Ein bläulicher Mantel breitet sich um Indie, vermischt sich mit ihrem roten Haar. Sie reißt ihre Augen auf und ich schaffe es nicht, ein Grinsen zu verstecken.
    »Dies sei die Grenze dieses Kreises«, flüstere ich, »außer Liebe soll hier nichts einkehren. Nichts als Gutes soll erscheinen.« Dann schnipse ich einmal mit den Fingern, das bläuliche Licht verschwindet und ich ziehe die Haustür hinter mir zu.
    Bei den ersten Schritten habe ich Angst, das Eis könnte brechen. Es knackst und Risse breiten sich in Sekundenschnelle in alle Richtungen aus. Ich bleibe stehen und sehe mich um. Noch nie war ich im Winter hier. Wenige Meter hinter mir ist unsere Badestelle. Das schwindende Licht lässt alles noch einmal unwirklich aufleuchten. Den Platz, an dem ich vorsichtig das Eis betreten habe. Der gleiche Platz, an dem ich im Sommer gesessen habe, die Füße im Wasser, neben mir Indie, wir redeten leise über Dinge, die ich längst vergessen habe und die in unserer Welt nun nicht mehr existieren.
    Ich höre den Schrei eines Vogels und zucke zusammen. Bald wird die Dämmerung zur Nacht werden. Dann können sie sich verwandeln und vielleicht können sie dann Samael verlassen. Wer weiß das schon. Ich schüttle diesen Gedanken ab und laufe weiter. Miley hat nicht gesagt, wie weit ich gehen muss, und die Dunkelheit lässt die Umrisse des Ufers zu einer einzigen konturlosen Masse verschwimmen. Da ist Schilf und da sind umgestürzte Bäume, die ins Eis hineinragen. Über einen muss ich klettern, weil ich Angst habe, noch weiter auf die offene Eisfläche hinauszulaufen, wenn ich ihn umrunde. Wieder splittert das Eis unter meinen Schritten, jetzt bin ich so nahe am Schilfgürtel, dass mich die gefrorenen Halme streifen.
    Ich werde es nicht finden, denke ich, doch dann entdecke ich einen schmalen Steg. Das Holz ist morsch und eingebrochen. Ich taste mich daran entlang und in meinem Bauch setzt sich ein Knoten voller Angst fest. Da ist es. Das Bootshaus duckt sich in die Dämmerung. Es steht auf Pfählen und auf der linken Seite ist ein Tor, durch das man die Boote hinein- und hinausfahren kann. Das

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