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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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mir und … hast du es noch jemanden erzählt?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Den Frauen?«
    Er meint damit Kat und Miss Anderson. Wieder verneine ich.
    »Gut.« Er entspannt sich etwas und setzt sich an das andere Ende der Pritsche. »Ich werde diese eine Person hierher bringen. Es ist alles vorbereitet. Es darf nur niemand Verdacht schöpfen. Verstehst du? Niemand. An Wintersonnwende werdet ihr gezeichnet, dann seid ihr in eurer Kraft. Ihr habt doch alles?«
    »Was meinst du?« Ich sehe ihn fragend an.
    »Alles, was ihr für die Initiation braucht.«
    Die Petroleumflamme flackert und scheint fast auszugehen.
    »Die Salben, die Kräuter, das Messer …«, sagt er.
    »Wir haben das Messer nicht«, sage ich leise. »Ferris wollte es mir geben.«
    Meine Brust wird eng, wenn ich an Ferris denke, und ich kann nicht weitersprechen. Und natürlich war mir die ganze Zeit klar, dass das Messer ein Problem wird. Dass wir das Messer brauchen. Aber jetzt wird mir bewusst, wie sehr die Zeit drängt.
    »Wahrscheinlich hat es Rag«, sage ich verzweifelt.
    Dusk fährt sich mit den Händen über das Gesicht. Plötzlich sieht er sehr erschöpft aus. Ich höre Zweige, die über das niedrige Dach schaben, und den Kahn, der gegen die Wand des Hauses schlägt.
    »Mach dir keine Sorgen.«
    Er rutscht näher an mich heran und legt seine Hände auf meine Oberschenkel.
    »Warum hat Granny immer Wolfsmädchen zu mir gesagt?«, flüstere ich.
    Dusks Hände sind warm und beruhigend. Ich spüre das Wölfische in seiner Berührung und sehne mich danach, in seinem Arm zu liegen. Warum?
    Dusk lächelt. »Wolfsmädchen«, sagt er.
    Er zieht mich an sich und diesmal wehre ich mich nicht. Unter meinem Ohr höre ich sein Wolfsherz gleichmäßig schlagen.
    »Es gibt einen Vertrag zwischen den Hüterinnen eurer Linie und den Wölfen«, sagt er, »den Wölfen aus Chebs Rudel.«
    »Wer ist Cheb?«, frage ich.
    »Still«, er streicht mit der Hand über meinen Rücken, »Wolfsmädchen.«
    »Deine Ururgroßmutter liebte einen Wolf«, fährt er fort, »Victoria. Sie liebte ihn so sehr, dass sie ihn gehen ließ und damit sein Leben rettete.« So wie ich Miley. »Der Wolf war der Erstgeborene des Rudelführers. Die Wölfe waren ihr seitdem zum Dank verpflichtet. Sie zahlten den Preis für sein Leben. Sie schützen die Hüterinnen. Mit ihrem Leben. Das ist der Vertrag. Der eine Teil des Vertrags. Und er kann nicht gebrochen werden.«
    »Der eine Teil?«
    Dusk antwortet nicht, doch seine Augen werden plötzlich dunkel und wild.
    »Und du«, frage ich weiter, »bist du aus Chebs Rudel? Bist du auch an den Vertrag gebunden?«
    Dusk legt sein Kinn auf meinen Scheitel und ich bin mir nicht mehr sicher, ob es sein großer, kantiger Wolfsschädel ist, den ich spüre.
    »Nein«, sagt er, »ich habe dich gesehen. Ernestine hat mich um Hilfe gebeten. Ich wollte es nicht tun, doch dann sah ich dich. Du warst sieben Jahre alt. Es war Sommer und du liefst auf dem kleinen, gewundenen Weg zur Gärtnerei. Du hattest ein weißes Sommerkleid an, das dir viel zu groß war. Es war mit einem Lederriemen in deiner Taille gerafft und das Ende hattest du in deinen kleinen braunen Händen. Wir standen uns gegenüber und erstaunlicherweise hattest du keine Angst vor mir. Ich werde nie dein Gesicht vergessen. Nie dein Haar, wie es über deine Schultern fiel, nie den sanften Ausdruck deiner Augen. Ich sprang weg. Ich rannte um mein Leben. Aber ich war schon verloren. Später sagte ich Ernestine, ich hätte mich anders entschieden.«
    Ich sehe zu ihm auf. Seine goldenen Augen sind nicht auf mich gerichtet. Das Weiß daraus ist fast verschwunden.

46° 59’ 51,086’ N, 110° 57’ 34,29’ W
Mount Monarch

    S ie zählt die Tage. Wenn sie im Bett liegt, ritzt sie feine Striche in das Holz neben ihrem Kopf. So fein, dass sie mit der Maserung verschwimmen und mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen sind. Und trotzdem hat sie Angst, dass Elin die Striche entdeckt und sie durcheinanderbringt. Natürlich weiß Elin nichts davon, aber sie hat Angst, dass Elin es spürt. So wie sie ihre Träume spürt. Ihre Angst und manchmal ihre Gedanken. Sie beugt sich nach vorn und blickt aus dem kleinen Fenster, zieht die Vorhänge zurück. Seit ein paar Tagen sind die Frauen anders. Sie stehen zusammen und flüstern miteinander. Ihre Gleichgültigkeit hat sich in Wachsamkeit gewendet und seitdem weht der Geruch von verbrannten Kräutern durch das Lager. Sie binden kleine Säckchen mit diesen Kräutern und

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