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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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hängen sich diese Säckchen an Lederbändern um den Hals, und wenn sie an diesen Frauen vorübergeht, bekreuzigen sie sich … sfanta mama de Dumnezeu …
    Drei Tage vor Wintersonnwende, denkt sie.
    Sie darf diesen Zeitpunkt nicht verpassen. So weit ist sie gekommen. Sie hat überlebt. Jeden einzelnen Tag. Jetzt ist sie seit einundzwanzig Tagen im Lager. Einundzwanzig Tage und jede Stunde bringt sie der Wintersonnwende näher. Die Zeit steht nicht still. Das Ende ist nah.
    Der große silbergraue Wolf hatte ihr den Weg gezeigt. Der Einzige, der den Weg zum Treffpunkt kannte, zu der Stelle, an der Chakal auf sie wartete. Obwohl er keiner von ihnen ist. Sie wusste nicht, ob sie ihm trauen kann. Der Wüstenhund war schon ein paar Tage fort gewesen und in ihrer kleinen Wohnung hatte sich die Stille ausgebreitet. Er bekam die Nachricht und ging in der Nacht und sie fragte nicht, ob er zurückkommen würde, denn das war der Plan. Eigentlich wusste sie, dass sie ihn wahrscheinlich nie wiedersehen würde, und das machte sie traurig. Trauriger als die vielen Jahre vorher, in denen sie immer alleine gewesen war. Aber alles ging einmal vorbei. Und was wog ein Jahr gegen ein ganzes Leben. Sie zog sich ihre Laufschuhe an, schnürte sie zu und trat auf die Straße hinaus. Sie war dieses Jahr siebzig geworden, aber ihr Körper war leicht und geschmeidig und die Kilometer zerflossen unter ihren Füßen. Ihr Atem strich gleichmäßig und sie lief die Promenade hinunter.
    »Du kannst dem trauen, der den Namen Wüstenhund trägt. Er wird dich beschützen, bis die Mädchen ihn mehr brauchen als du. Dann weißt du, dass nicht mehr viel Zeit bleibt.«
    Sie zwang sich, beim Laufen in die Ferne zu blicken, den Kopf zu heben und die Menschen wahrzunehmen. Niemals sprach sie mit jemandem.
    »Du kannst Cheb trauen. Cheb wird immer zu dir stehen. Er hat es bei unserer Liebe geschworen und ein Zigeuner hält sein Wort. Ein Wolf hält sein Wort.«
    Ein kalter Wind trieb sie an. Sie überholte andere Läufer, die gemächlich ihre Runden um den geschwungenen See drehten, und bog in die weitläufige Parkanlage ab. Sie wusste, was sie über sie dachten. Von hinten sah sie jung und durchtrainiert aus. Ihre Beine waren muskulös und ihr rotes Haar schwang im Takt ihrer Schritte. Ja, es war immer noch rot, mit weiß schimmernden Fäden. Sie mochte den Park, der früher ein Vergnügungspark gewesen war. Sie lief an verlassenen Imbissbuden und einem verrosteten Kettenkarussell vorbei. In der Mitte des Parks ragte ein Riesenrad zwischen den Bäumen hervor. Schlingpflanzen rankten sich über die Gondeln. Hier stoppte sie ihren Lauf und der Wolf trat zwischen den Bäumen hervor.
    »Dem Dritten wirst du trauen müssen. Es gibt kein Zeichen, kein Erkennen. Es wäre zu gefährlich. Aber er wird dich finden und dich zum Winterlager bringen. Du wirst keine andere Wahl haben. Keine Wahl und keine Zeit.«
    Obwohl sie auf ihn gewartet hatte, schrak sie zurück. Er war groß und seine Augen golden und sie verfluchte, dass sie keine Wahl hatte. Sie warf einen Blick über die Schulter, ob ihr jemand gefolgt war, und als sie ihn das nächste Mal ansah, stand ein Mann vor ihr.
    »Was ist mit den Mädchen?«, flüsterte sie.
    »Wir haben keine Zeit«, sagte er.
    »Ich will wissen, ob sie leben.« Sie brauchte etwas, woran sie ihn erkennen würde.
    »Wie heißen sie?«, flüsterte sie und ein Kloß machte sich in ihrer Kehle breit.
    »Je weniger du weißt, desto besser. Der Wüstenhund wird dir nichts von ihnen sagen. Verzeih ihm. Wenn er zu dir kommt, besteht immer noch die Hoffnung, dass der Sucher die Mädchen nicht findet. Deswegen ist es besser, kein Gedanke, kein Name, kein Wissen …«
    Als der Mann nicht antwortete, trat sie einen Schritt näher.
    »Jetzt ist es egal«, fuhr sie ihn an, »jetzt da du hier bist, weiß ich, dass alles missglückt ist, was missglücken konnte. Du kannst es mir sagen. Also. Wie heißen sie?«
    »Dawna und Indie«, sagte der Mann und der Klang dieser Worte bohrten sich so in ihr Herz, dass ihr der Atem stockte. Dawna und Indie.
    Sie blickte zu den Gondeln des Riesenrads hinauf. Der Wind ließ sie sachte hin und her schwingen. Wie lange hatte sie auf diese Namen gewartet. Und dann hatte sie wieder gehofft, diese Namen nie zu erfahren.
    »Der Sucher …«, sagte sie, ohne den Blick von den Gondeln zu nehmen.
    »… hat sie gefunden«, vollendete der Mann ihren begonnenen Satz. So heftig stieß er die Worte hervor, dass sie ihn prüfend

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