Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
Vom Netzwerk:
und mich ausfüllt bis in die letzte Zelle. Wie von selbst kommen mir jetzt die Wort von den Lippen, die ich mir gerade nicht habe einprägen können. Mein Herzschlag verbindet sich mit meinem Atem, ich bin erfüllt von der Energie der Erde und des Himmels. Wie eine helle, unschuldige Blase beginnt sich vom Boden her ein lichter Schutzkreis zu bilden. Er wächst nach oben, getragen von meinen Gedanken und meinem Willen, und mein Erstaunen darüber, dass dies alles aus mir heraus geschieht, erfüllt mich mit Andacht.
    Das Kaninchen kauert sich entspannt auf den Boden und schließt die Augen, als wäre ihm in diesem Moment klar geworden, dass ihm jetzt keine Gefahr mehr droht.
    Der Kreis stabilisiert sich, begrenzt und schützt. Sei willkommen zwischen den Welten, hier wo alles sich aufhebt. Geburt. Leben. Tod. Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft. Freud und Leid.
    Hier ist nichts und alles.
    Ich vergesse alles um mich herum, allein durch meinen Willen verändert sich die Dicke der Schutzschicht, bis sie nicht mehr durchsichtig ist, sondern eine nebelige Masse, die das Kaninchen ganz und gar vor meinen Blicken verhüllt.
    Ein leichtes Brausen in der Ferne lenkt mich ab. Plötzlich spüre ich die Erschöpfung, die mich unvermutet ergreift. Ich sehe zu den weit entfernten Kiefern, die sich im aufkommenden Wind bewegen. Ich starre auf das Kaninchen, während Müdigkeit und Kälte in mich hineinkriechen. Die euphorisierende Kraft ist erschöpft. Mit jeder weiteren Sekunde, die vertickt, wächst mein Ärger auf Kat. Wo bleibt sie? Und wo ist Dawna? Zu Hause im Warmen? Während ich so unsinnige Dinge tue wie Schutzkreise über Stunden aufrechtzuerhalten. Aber was heißt hier aufrechterhalten? Ich mache gar nichts und trotzdem verändert sich nichts.
    Eine Weile konzentriere ich mich gar nicht auf den Schutzkreis, aber er ist noch genau so wie am Anfang, das Kaninchen schläft und ich trample von einem Fuß auf den anderen, um ein bisschen wärmer zu werden. Wann kommt Kat wieder? Da sich noch immer nichts am Schutzkreis geändert hat, drehe ich mich um und sehe zu den Bäumen hinüber. Weit und breit von Kat nichts zu sehen. Ein schrilles Wiehern lässt mich den Kopf wenden. Es hört sich an, als würde ein Pferd in schnellem Galopp Whistling Wing verlassen. Was ist da los? Ist Dawna in Gefahr? Sind die Pferde ausgebrochen?
    Noch immer kauert das Kaninchen vor mir und ich verliere die Geduld.
    Ich laufe los, in die Richtung, wo ich die Pferde vermute. Kurz bevor ich in den Wald eintauche, drehe ich mich noch einmal um. Ich kann den Schutzkreis sehen, den ich um das Kaninchen errichtet habe. Er scheint ein tanzendes, weit entferntes Licht zu sein, das um das kleine Tier schwebt und es mütterlich einhüllt.
    Kehr um, denke ich mir, aber dann laufe ich doch weiter.
    Als ich zur Koppel komme, läuft am Zaun die Graue auf und ab. Als sie mich sieht, bleibt sie stehen. Mit weit geblähten Nüstern blickt sie an mir vorbei, die Ohren gespitzt, und wiehert laut.
    »Was ist, Mädchen«, frage ich, aber sie sieht mich nicht an.
    Der Schwarze. Sie ruft den Schwarzen.
    Toll. Der Schwarze ist irgendwie aus der Koppel ausgebrochen. Ich drehe mich in die Richtung, in die die Graue blickt, aber ich erkenne nichts. Aufgeregt läuft sie am Koppelzaun entlang, den Schweif aufgestellt, mit langen, federnden Bewegungen. Dann stoppt sie abrupt und ruft erneut nach dem Schwarzen.
    Was macht er draußen? Ich muss ihn suchen, auch wenn ich keine Lust habe. Auch wenn ich ein klein wenig Angst habe, dass ich doch auf einen der Engel stoße. Mein Blick bleibt wieder an der Grauen hängen, die schon wieder ihren unruhigen Trab beginnt.
    Du weißt, wo er ist, denke ich mir.
    Ich sitze auf dem blanken Rücken der Grauen. Wir schießen über die freie Fläche, ich kralle mich mit einer Hand in die Mähne und versuche, irgendwie Einfluss auf das Pferd zu bekommen. Mir scheinen Stunden vergangen zu sein, als sie endlich etwas langsamer wird und vor uns am Horizont eine Gestalt auftaucht.
    Als Erstes meine ich, es ist nur eine Erscheinung, weit, weit weg, eine Reiterstatue, aus Stein gemeißelt. Aber die Graue nimmt Kurs darauf und ich weiß jetzt, wer es ist. Es ist der Schwarze. Und auf ihm ein Reiter.
    Hektisch setze ich mich auf, lehne mich zurück und versuche, die Graue zu lenken oder wenigstens zu bremsen. Mein Körper verschmilzt mit ihrem Galopp, aber sie hat nicht vor, sich meinem Willen zu beugen. Ich hefte meinen Blick auf den Schwarzen und seinen

Weitere Kostenlose Bücher