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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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davor immer gewarnt. Und damals waren es noch sieben Tore.« Seine Stimme wird leise und ich muss die Ohren spitzen, um seine Worte zu verstehen.
    »Es dürfen nicht noch weniger werden«, flüstert Grannys Stimme in meinem Ohr.
    »Aber das interessiert mich nicht«, erklärt Dusk kühl. »Es geht mir nur um die Mädchen.«
    Morti stößt einen Laut aus, den ich nicht interpretieren kann. Unwillen? Zustimmung?
    »Es geht mir nur um die Mädchen«, wiederholt Dusk, »und nicht um den Orden. Wie sicher sind die beiden bei den Hüterinnen? Werden sie ihnen eine Chance geben?«
    Eine Chance geben? Was meint er damit? Bis jetzt war ich der festen Überzeugung, dass uns die Hüterinnen ausbilden, damit wir gegen Azrael eine Chance haben.
    »Wieso sonst sollten sie sie ausbilden?«, fragt die Comtesse müde zurück.
    Um Azrael daran zu hindern, auf die Welt zu kommen. Weshalb sonst bilden sie uns aus?
    »Sie sind gut. Sie sind sehr gut. Obwohl sie keine …« »
    Sag es nicht«, knurrt Dusk.
    Die Comtesse verstummt, dann fährt sie leise fort: »Obwohl es ihnen fehlt, sind sie extrem gut. Sie sind besser als Emma und Ernestine. Wieso sollten sie ihnen dann nicht die Chance geben?«
    »Weil die Gefahr zu groß ist, dass ER kommt«, sagt Morti und spuckt in den Schnee.
    »Sollten sie nicht stark genug sein, müssen sie sie töten«, fügt Dusk hinzu. »Und das werden sie auch. Der Orden kennt keine Gnade. Er kennt nur seine Bestimmung. Sie werden die Mädchen opfern, wenn sie nicht stark genug sind, um das zu tun, was der Orden vorsieht.« Er macht eine kleine Pause. »Ich muss wissen, wann sich das entscheidet. Wann sie wissen, ob die Mädchen es schaffen können.«
    Ich höre über mir ein Geräusch, als würde jemand sein Gewicht von dem einen auf den anderen Fuß verlagern. Langsam lege ich meinen Kopf in den Nacken. Direkt über mir sehe ich jemanden mit dicken schwarzen Stiefeln.
    Diego Rosell. Wer bist du, denke ich mir und die Kälte, die jetzt in mich kriecht, lähmt mich. Zu wem gehörst du? Wieso merken die anderen nicht, dass Diego hinter ihnen steht und ihr Gespräch mithört?
    »Und dann ist da noch Kalos Sohn«, sagt Dusk mit kühler Stimme. Miley. »Kalo hat ihn nicht mehr unter Kontrolle. Wir können nicht länger zusehen.«
    Morti scheint unruhig zu werden, er antwortet nicht.
    »Kalo muss sich an den Vertrag halten. Notfalls muss sie ihren Sohn fortbringen«, faucht Dusk wütend. Oder ich bringe ihn um, scheint er zu denken. Obwohl ich nur seine Beine sehen kann, strahlt er eine unglaubliche Aggression aus.
    »Er ist ihr einziger Sohn«, sagt die Comtesse ruhig.
    »Das weiß ich«, erwidert Dusk. Und ein einziger Gedanke scheint ihn noch zu umfließen: Das Einzige, was zählt, sind die Mädchen.
    Im nächsten Moment höre ich Schritte im Schnee und die drei Gestalten verschwinden. Für ein paar Sekunden starre ich nur auf das Papier neben mir, dann starre ich auf die Schuhe über mir. Geh weg, denke ich mir. Geh weg. Geh weg.
    Dann höre ich meinen Namen.
    »Indie«, sagt Diego Rosell über mir. »Du musst ja schon erfroren sein.«
    In mir legt sich ein Schalter um, es ist so, als hätte ich die halbe Nacht in die Dunkelheit gestarrt, ständig auf der Hut, dass das Böse nach mir greift, und plötzlich spüre ich die schwere Hand auf der Schulter und möchte losschreien.
    Aber ich schreie nicht, instinktiv greife ich nach dem Papier und krabble unter der Holzveranda hervor. Mein ganzer Körper ist durchgefroren und steif. Meine Finger scheinen das Papier nicht halten zu können und wie in einem Albtraum kann ich meine Beine kaum bewegen.
    Wieder höre ich ein »Indie« hinter mir. Er spricht diesen Namen aus, als hätte er ihn schon vor langer, langer Zeit ausgesprochen. Als wäre er mein Freund, mein Vertrauter. Es macht mich nicht zornig, dass er mich genau wie Sam über den Tisch ziehen will. Es macht mir nur Angst, es ist eine Panik in mir, als wäre genau jetzt der Moment gekommen, in dem ich verloren habe. Der Augenblick, auf den ich die ganze Zeit gewartet habe. Ich stolpere los, ich habe kein Ziel vor meinen Augen, will einfach nur weg.
    Ist das ein »Indie«, das hinter mir herweht? Ein Lachen oder ein Weinen, ist das jetzt das Ende oder der Anfang? Ich drehe mich nicht um, ich will nicht wissen, ob er hinter mir herläuft, ich muss weg, das ist das Einzige, was zählt. Aber ich höre seine schweren Schritte auf der Veranda, auch er beginnt zu laufen.
    Jetzt funktioniert er wieder, mein Körper:

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