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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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gestikuliert. Ihre Wangen sind gerötet und ihre Augen leuchten. Was hat Kat nur mit den Frauen veranstaltet?
    Alle wirken gelöst und entspannt. Nur Tara rutscht unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her und drückt sich die Hand auf den Bauch. Als sie bemerkt, dass ich sie ansehe, nimmt sie die Hand hastig weg. Schmerzt ihre Narbe? Schnell steht sie auf und verlässt als einzige wortlos die Küche.
    »Wie auch immer«, Sidney greift nach dem Telefon, »ich werde jetzt Chuck anrufen. Jetzt da der Baum weg ist, kann er losfahren und den Weg räumen. Für was hat man schließlich einen Mann.«
    Sie schneidet eine Grimasse und beginnt, seine Nummer in das Telefon einzutippen. Eve und Mum kommen zu mir ans Fenster. Sie haben sich beieinander untergehakt, als wären sie beste Freundinnen.
    »Jetzt finde ich das so richtig gemütlich«, sagt Eve und blickt versonnen in das Schneegestöber. »Wir sind hier eingeschneit. Lauter Menschen, die sich gernhaben. Das ist fast wie früher im Ferienlager. Schade, dass ich meine Gitarre nicht hierhabe. Und wir sollten Cookies backen. Schließlich ist bald Weihnachten.«
    Mum drückt sie an sich.
    »Ich freue mich so für dich, Eve. Das war ein wichtiger Schritt. Loslassen. Das ist das Zauberwort.«
    Sie zwinkert mir zu. »Grannys Bademantel steht dir. Der sieht so romantisch aus. Wie aus einer anderen Zeit. Ich kann mich noch so gut erinnern, wie Granny ihn trug. Ich liebte es, wenn sie damit im Haus umherging. Sie war dann so weich. So mütterlich. Nicht die harte Farmersfrau, die mich allein großzog, ohne Mann und ohne Hilfe. Wenn mir morgens kalt war, hüllte sie mich darin ein und es roch immer ein bisschen nach …«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »… ich weiß es nicht mehr, Dawna. Ich weiß es einfach nicht mehr. Die Zeit ist so lange vorbei.«
    Ich spüre das Büchlein an meiner Hand. Mum streicht mir über die Wange.
    »Du siehst müde aus, Kleines, geh schlafen.«
    »Ist schon okay.« Ich versuche, mir einzureden, dass es vernünftig ist zu warten, bis alle weg sind, und dann ein Gespräch mit Mum zu führen und ihr das Buch zu geben. Ich habe selbst keine Ahnung, wie ich mir ein solches Gespräch vorstellen soll. Miss Anderson hat Nerven. Wieso gibt sie Mum das Buch nicht selbst? Sie ist die erfahrene Hüterin. Aber nein. Sie muss sich auf die Fastentage vorbereiten. Darauf, dass ich in ihrem Zimmer ausflippe und die Wände hochgehe, dass ich nach Wasser und Schlaf bettle und schließlich zusammenbreche. Dagegen wird sie mit aller Härte angehen. Sie wird mich nicht schonen. Sie wird mich wach und am Leben halten. Verdammt.
    »Er geht nicht ran«, sagt Sidney gerade, »das ist ja so was von typisch. Wahrscheinlich ist er froh, dass ich nicht zurückkann. Der Scheißkerl.«
    »Bald brauchst du ihn nicht mehr«, erwidert Mum beruhigend, »wir werden alle unabhängig und stark sein.«
    Ich lehne mich gegen das kalte Fensterglas und ziehe die Beine an. Ich denke an Dusks Worte. Er wird sie holen. Obwohl ich ihn nach unserem letzten Treffen mehr als verabscheue, ruht all meine Hoffnung auf ihm. Wenn es jemand schafft, dann er. Selbst wenn der Weg nicht geräumt wird. Er ist stark und schnell. Er hat keine Angst vor der Natur, denn er ist ein Teil von ihr.
    Mum dreht sich von mir weg und ich schiebe das Buch weiter nach hinten, bis hinauf zum Ellenbogen. Später, denke ich, es ist der falsche Zeitpunkt.
    Als die Küchentür aufgestoßen wird, zucken wir alle zusammen. Die Tür knallt gegen die Wand und eine kleine Gestalt mit einer Winchester steht mitten im Raum. Sie klopft sich den Schnee von ihrem Mantel und lehnt die Winchester gegen Grannys alte Vitrine.
    »Stromausfall«, sagt sie, als würde das als Erklärung für ihren Besuch vollkommen ausreichen.

28
    Indie

    I n der Luft verbindet sich der Geruch von herben Kräutern mit dem Duft vom Wachs der Kerzen. Meine Augen brennen, mein Herz schlägt schnell und das Geräusch des Blutes in meinen Ohren lässt mich schwindelig werden. Ich friere so sehr, dass ich das Gefühl habe, die Knochen in meinem Leib sind eiskalt. Die Flammen der drei Kerzen machen seltsame Dinge, sie hüpfen manchmal um mich herum, verzerren sich, werden unscharf. Und wenn ich mich zu abrupt bewege, meine ich, gleich umzufallen.
    Gerade hat mich Kat in mein Zimmer gebracht, zum ersten Mal seit drei Tagen bin ich nicht in ihrem Zimmer. Obwohl es mein eigenes ist, erscheint es mir fremd, so als wäre ich Jahre weg gewesen und käme nach einer langen Reise

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