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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Sprechen blubberte es in seiner Kehle.
    »Will.« Mehr brachte ich nicht zustande.
    Er hob die Hand, weiß mit scharlachroten Blutflecken.
    Hinter mir gähnte das Fenster, und ich wollte zurückweichen, doch als ich einen Schritt nach hinten machte, stieß mich etwas an. Ich wankte und richtete mich auf. Will stand da und schwieg.
    »Jorg! Jorg!« Eine Stimme erreichte mich, fern, aber irgendwie vertraut.
    Ich sah durchs Fenster und in die Tiefe, die mich jenseits davon erwartete.
    »Spring«, sagte William.
    »Spring!«, sagte Mutter.
    Aber Mutter klang nicht mehr wie Mutter.
    »Jorg! Prinz Jorg!« Die Stimme wurde lauter, und ein heftiger Stoß warf mich zu Boden.
    »Gib den Weg frei, Junge.« Ich erkannte Makins Stimme. Er stand in der Tür, mit Laternenlicht im Rücken. Und aus irgendeinem Grund lag ich zu seinen Füßen. Nicht beim Fenster. Und nicht nackt. Ich trug noch immer meine Rüstung.
    »Du hast vor der Tür gelegen und sie blockiert, Jorg«, sagte Makin. »Dieser Bursche namens Robart … Er hat mich zu dir gerufen, und da lagst du schreiend hinter der Tür.« Er sah sich um und hielt nach Gefahren Ausschau. »Ich bin wegen eines verdammten Alptraums vom Südflügel hierher gelaufen, nicht wahr?« Er schob die Tür weiter auf und fügte ein verspätetes »Prinz« hinzu.
    Ich stand auf und hatte das Gefühl, unter den Fetten Burlow geraten zu sein. Es hing kein Porträt von Mutter an der Wand, und es stand kein William hinter dem Bett.
    Ich zog mein Schwert und wollte Sageous töten. Ich wollte es so sehr, dass ich den Wunsch wie Blut schmeckte, heiß und salzig in meinem Mund.
    »Jorg?«, fragte Makin. Er sah mich besorgt an, als befürchtete er, dass ich den Verstand verloren hatte.
    Ich ging zur offenen Tür. Makin trat vor und versperrte mir den Weg. »Du kannst nicht mit gezogenem Schwert durch den Flur gehen, Jorg. Der Wächter müsste versuchen, dich aufzuhalten.«
    Er kam nicht an Rikes Größe oder Breite heran, aber Makin war ein großer Mann, mit breiten Schultern und mehr Kraft, als ein Mann haben sollte. Ich glaubte nicht, dass ich ihn überwältigen konnte, ohne ihn zu töten.
    »Es geht um Opferbereitschaft, Makin«, sagte ich und senkte das Schwert.
    »Prinz?« Er zog die Stirn kraus.
    »Ich werde den tätowierten Mistkerl am Leben lassen«, sagte ich. »Ich brauche ihn.« Erneut sah ich meine Mutter, doch das Bild verblasste schnell. »Ich muss herausfinden, welches Spiel hier gespielt wird. Wer die Figuren sind und wer die Spieler.«
    Die Falten fraßen sich tiefer in Makins Stirn. »Schlaf, Jorg. Und diesmal im Bett.« Er sah in den Flur. »Möchtest du etwas Licht im Zimmer?«
    Diese Worte entlockten mir ein Lächeln. »Nein«, antwortete ich. »Es ist nicht die Dunkelheit, die ich fürchte.«

 
19
     
    Ich erwachte früh. Graues Licht kroch durch die Fensterläden und zeigte mir zum ersten Mal mein Zimmer. Groß war es, gut eingerichtet, an den Wänden Tapisserien mit Jagdszenen. Ich löste die Finger vom Griff meines Schwerts, streckte mich und gähnte. Es fühlte sich nicht richtig an, dieses Bett. Es war zu weich, zu sauber. Als ich die Decke zurückschlug, fiel die Rufglocke vom Nachtschränkchen. Mit einem fast musikalisch klingenden Läuten fiel sie auf den steinernen Boden, rollte zum Teppich und blieb dort stumm liegen. Niemand kam. Was mir nur recht war – die letzten vier Jahre hatte ich mich allein angezogen. Zum Teufel auch, ich hatte mich kaum jemals ausgezogen! Und selbst die einfachste Lakaienkleidung hätte edel gewirkt im Vergleich mit den Lumpen, die mir zur Verfügung standen. Trotzdem. Niemand kam.
    Ich trug den Brustharnisch über dem grauen, zerrissenen Hemd. Auf der nahen Kommode lag ein Spiegel. Ich ließ ihn dort liegen, die spiegelnde Seite nach unten. Mit den Fingern strich ich mir kurz durchs Haar, auf der Suche nach Läusen, die dick genug waren, um gefunden zu werden, und dann war ich bereit für den Tag.
    Zuerst öffnete ich die Fensterläden, deren Verschluss diesmal sofort nachgab. Ich sah auf den Hinrichtungshof hinab, ein von den kahlen Mauern der Hohen Burg umschlossenes Quadrat. Küchenjungen und Dienstmädchen eilten über den Hof, gerufen von ihren Pflichten, und niemand von ihnen achtete auf das blasse Stück Himmel hoch über ihnen.
    Ich wandte mich vom Fenster ab und machte mich auf den Weg. Jeder Prinz kennt die Küche besser als jeden anderen Ort seiner Burg oder seines Schlosses. Wo sonst kann man so viel Abenteuer finden? Wo sonst wird

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