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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Boden versunken, und hätte Onkel Fingal sie nicht am Arm gepackt und grob weitergezerrt, wäre sie einfach davongerannt.
    «Aus dem Weg», knurrte er, «hier gibt’s nichts zu sehen!»
    Onkel Fingal brachte die schüchterne Neunjährige zum Lehrerzimmer und klopfte an. Ein alter Lehrer mit zerzaustem Haar öffnete die Tür und musterte die beiden kritisch.
    «Wir möchten zu Frau Germin», sagte der Onkel, worauf der zerzauste Kopf nickte.
    «Einen Moment, bitte. Ich hole sie.» Der Zerzauste verschwand im Türspalt, und wenig später hörte Aliyah klackende Schritte, dann wurde die Tür ganz geöffnet und eine weiche Frauenstimme sagte dicht vor ihrem Gesicht:
    «Hallo Aliyah. Ich bin Frau Germin. Willkommen in unserer Schule.»
    Aliyah streckte ihr höflich, wenn auch zögerlich, die Hand entgegen und gab ein kaum hörbares «Hallo» von sich.
    «Der Unterricht beginnt in fünfzehn Minuten», sagte die Lehrerin. «Herr Fingal, möchtet Ihr zusammen mit Eurer Tochter ihr neues Klassenzimmer besichtigen?»
    «Sie ist nicht meine Tochter», erwiderte Onkel Fingal kalt.
    «Oh», meinte Frau Germin und lächelte verlegen, da sie nicht genau wusste, was sie darauf entgegnen sollte. «Es ist das dritte Zimmer auf der linken Seite. Ich zeige es Euch gerne, wenn Ihr …»
    «Ich muss gehen», unterbrach Onkel Fingal sie desinteressiert. «Die Schule ist um vier Uhr aus, richtig?»
    «Äh, ja. Vier Uhr», bestätigte Frau Germin.
    «Ich erwarte dich um halb fünf zu Hause», sagte Fingal, «und benimm dich gefälligst.»
    «Ja, Onkel Fingal», nuschelte Aliyah mit gesenktem Kopf. Sie hörte, wie der Onkel davonstapfte. Die Lehrerin berührte sie sanft an der Schulter und schob sie vor sich her den Gang entlang.
    «Der erste Tag ist immer schwer», sagte sie. Ihre Stimme hatte etwas Beruhigendes an sich. «Aber bald wirst du dich eingelebt und viele neue Freunde gefunden haben. Das versprech ich dir. So, und hier sind wir auch schon. Du kannst dich auf die Bank neben der Tür setzen, bis die Pause vorbei ist. Die Schulglocke klingelt schon in ein paar Minuten.»
    Sie drückte Aliyah auf eine Bank nieder, strich ihr tröstend übers Haar, und dann entfernte sie sich mit tänzelnden Schritten Richtung Lehrerzimmer. Aliyah klammerte sich an ihre Schultasche und wartete. Es war beängstigend still in dem leeren Gang. Aliyah kam sich unendlich klein und verlassen vor auf der Bank neben der Tür. Eine Neue für die Krüppelklasse, so hatte sie der Junge im Schulhof bezeichnet. Es war wie ein schmerzhafter Stich in ihre Seele gewesen. Schon so oft war sie wegen ihrer Blindheit mit allerlei Namen beschimpft worden. Sie hatte es so satt. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder sehen zu können. Warum muss ich blind sein?, dachte sie. Was habe ich getan, um so bestraft zu werden? Warum ist die Welt so furchtbar ungerecht? Warum muss ich in die Krüppelklasse gehen? Warum kann ich nicht sein wie alle andern?
    Die schrille Schulglocke riss Aliyah aus ihrer Gedankenwelt. Wie eine Flutwelle stürmten die kreischenden Schüler das Gebäude und boxten sich zu ihren Zimmern durch. Aliyah hörte, wie sich eine Gruppe von Jungs näherte, und ihren Stimmen nach zu urteilen, waren sie mindestens drei Jahre älter als sie.
    «Sieh an, das neue Mädchen aus der Krüppelklasse!», rief ein Junge, und es war eindeutig derselbe Junge, der sich schon auf dem Schulhof über sie lustig gemacht hatte. «Wie heißt du denn?»
    «Aliyah», antwortete Aliyah und hoffte, die Jungs würden bald weitergehen. Aber das taten sie nicht. Ehe sie sich dagegen wehren konnte, entriss ihr einer die Tasche und ein anderer schnappte sich ihren Blindenstock. Die Gruppe grölte.
    «Gebt es zurück!», flehte die Neunjährige leise und tastete mit ihren Armen in der Luft herum, während einer der Jungs sie immer wieder mit ihrem Blindenstock in die Seite piekste.
    «Hol’s dir doch, Krüppel!», höhnte er provozierend.
    «Ich bin kein Krüppel!», rief Aliyah wütend und erhob sich. «Gebt mir meine Sachen wieder!»
    «Hier», grinste einer der Jungs. «Direkt vor deiner Nase!» Er schwenkte die Tasche vor ihr herum, und jedes Mal, wenn sie danach griff, zog er sie wieder weg. Ein anderer Junge stupste sie mit dem Blindenstock an, als wäre sie ein Tier. Die Jungs amüsierten sich köstlich, und Aliyah wurde immer gereizter. Endlich gelang es ihr, den Lederriemen ihrer Schultasche zu erhaschen. Sie zerrte verzweifelt daran, und der Junge, der die Tasche

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