Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
Vom Netzwerk:
größer und größer wurde. Längst waren auch ihre oberschenkelhohen verschnürten Wildlederstiefel geplatzt. Ihre Beine waren jetzt so dick wie Baumstämme und pelzig wie die eines Affen. Auch ihre Arme waren mit einem Fell überzogen, und ihre Hände waren zu fürchterlichen, haarigen Pranken herangewachsen.
    Wie eine schnellwachsende Pflanze schoss sie in die Höhe. Äste knackten und brachen wie Strohhalme entzwei, als sie mit ihren Schultern dagegenstieß. Wütend riss sie eine Liane aus, die vor ihrem Kopf herumbaumelte, und schlug damit um sich. Sie traf die Brettwurzel, hinter der Sihana und Miro hockten, und riss ein Stück davon heraus, als wäre es Karton. Sihana schrie hysterisch auf. Miro hielt schützend seine Hände über sie, als die Holzsplitter auf sie niederregneten. Auch Nayati duckte sich instinktiv.
    «Was machen wir jetzt?», flüsterte Sihana mit schreckensweit aufgerissenen Augen.
    Du musst sie aufhalten!, rief Nayati Miro zu .
    Ich? Bist du wahnsinnig? Sie würde mir alle Knochen brechen! Siehst du nicht, wie stark sie ist?
    In der Zwischenzeit war Aliyah zu einer Riesin herangewachsen. Miro, Sihana und Joash kamen sich neben ihr vor wie Kaninchen. Sie schrie erneut auf, und diesmal hörte sich ihr Schrei an wie ein ohrenbetäubendes, kehliges Gebrüll. Noch nie hatten die Jugendlichen etwas Ähnliches gehört. Es klang markerschütternd und brachte die Bäume und den Boden zum Vibrieren. Miro standen die Haare zu Berge. Er wandte sich verzweifelt an Joash, der wenige Schritte von ihm entfernt an einem Baum lehnte und an Aliyah hochsah wie an einem Gebäude.
    «Joash, tu etwas! Wenn sie jemand bändigen kann, dann du! Sei wütend! Du musst sehr, sehr wütend sein, hörst du? Soll ich dir ein paar Schimpfwörter an den Kopf werfen, damit es schneller geht?»
    «Nicht nötig, Mann», knurrte Joash und drehte seinen Kopf nach rechts und dann nach links, worauf ein leises Knacken zu hören war. «Es genügt mir zu sehen, was der Wald ihr angetan hat!»
    Joash kniete sich hin wie ein Sprinter, der auf das Zeichen zum Start wartet. Er hielt den Kopf gesenkt und atmete tief durch.
    «Was macht er da?», fragte Sihana.
    «Du wirst schon sehen», sagte Miro.
    Joash warf seine Filzlockenmähne zurück, stieß einen lauten Schrei aus und schlug mit den Fäusten auf den Waldboden. Im selben Moment wurde die Erde von einem leichten Beben erschüttert, und ein paar knorrige Äste brachen von den Bäumen ab. Ein alter Baum wurde der Länge nach gespalten. Ein paar Vögel flatterten krächzend davon. Aliyah ließ die Liane los wie ein uninteressantes Spielzeug und schaute verdutzt zu Joash hinunter. Sie schien ihn nicht zu erkennen und sah ihn mit ihrem blauen und ihrem grünen Auge an wie ein Ungeziefer, das zertrampelt werden musste. Joash war nur wenige Fuß von ihr entfernt. Er richtete sich langsam auf. Seine Filzlocken hatten sich in eine wilde Mähne verwandelt, die ihm bis weit über die Knie reichte. Seine Muskeln waren gestrafft, seine Fäuste geballt. Seine Augen blitzten vor wilder Entschlossenheit. Sein Nasenring bewegte sich hin und her, als seine Nasenflügel sich blähten.
    «Wer auch immer du bist», schrie Joash zu der Riesin hoch, «gib uns Aliyah zurück!»
    Er sprang auf sie zu und rammte mit voller Wucht seinen Kopf in ihr rechtes Bein. Doch nichts geschah, außer dass ein verärgertes Grunzen aus dem Rachen des Ungeheuers stieg. Joash nahm einen zweiten Anlauf und stieß seinen Stiefel gegen ihr linkes Bein. Aliyah schüttelte ihr Bein, als wäre eine Ameise daran hochgekrochen, und als sie ihren Fuß wieder auf den Boden stellte, zitterte die Erde, und es regnete Flechten und lose Rinde von den Bäumen. Joash suchte Schutz hinter einem umgestürzten Baum.
    «Oh nein», stammelte Miro, kreideweiß im Gesicht, «es funktioniert nicht!»
    «Was funktioniert nicht?», fragte Sihana, die es kaum wagte, über den Rand der halb zerfetzten Brettwurzel zu gucken.
    «Du verstehst das nicht», sagte Miro hastig, ohne seinen Blick von Joash und der Riesin abzuwenden, «letztes Mal hat er einen Riesen mit seinen bloßen Fingern weggeschnickt wie eine Münze. Seine Kraft ist unglaublich. Aber sie reicht offenbar nicht aus!»
    Ich sagte dir doch, du sollst Aliyah aufhalten!, meldete sich Nayati erneut. Du bist der Einzige, der es kann!
    Ich? Bist du von Sinnen? Wenn Joash es nicht kann, was soll dann bitte schön ich ausrichten können?
    Wenn dein Glaube stark genug wäre, könntest du ganze

Weitere Kostenlose Bücher