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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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mit ihrem zarten Stimmchen zurückfragte: «Mütterchen? Seid Ihr das?»
    Jetzt drehte Miro vollends durch. Entschlossen packte er das blinde Mädchen am Arm, um es außer Reichweite des Brotverteilers zu ziehen.
    «Aliyah. Das ist nicht das Mütterchen», flüsterte er ihr hektisch ins Ohr. «Etwas ist hier oberfaul. Ich glaube …»
    «Mein Söhnchen», fiel ihm der Mann ins Wort, und seine Mundwinkel formten sich zu einem geheimnisvollen Lächeln, «nicht alles kann mit dem Verstand erklärt werden.»
    «Sie ist es!», rief Aliyah. «Ich erkenne ihre Stimme!»
    «Wir sollten von hier verschwinden, Leute», sagte Joash knapp, während er den Alten mit seinen stechend goldbraunen Augen festnagelte wie eine dem Tod geweihte Beute. Die Straße hatte ihm beigebracht, misstrauisch zu sein. Und dieser Fremde wusste eindeutig zu viel von ihnen. Irgendjemand hatte sie verpfiffen. Aber wer? Ephrion stand einfach nur mit offenem Mund da, und die Blättertüte mit den Brotlaiben war kurz davor, auf den Boden zu fallen.
    Der Mann fuhr sich bedächtig über seinen grauweißen Bart, und seine Stimme klang auf einmal wie die einer gutmütigen Großmutter. «Kinder, Kinder. Ist Aliyah wirklich die Einzige, die mich sieht?»
    Als wolle er das Gegenteil beweisen, stellte sich der weiße Wolf plötzlich mit den Vorderpfoten auf die Tischkante und bellte zweimal kräftig.
    «Wuff! Wuff!»
    «Aber natürlich», antwortete der Bärtige und kraulte ihm den Kopf, was der Wolf sichtlich genoss. «Du würdest mich auf hundert Meilen wittern, hab ich nicht Recht, Nayati?»
    Jetzt ließ Ephrion die Brottüte endgültig fallen. «W … w … wer seid Ihr?»
    «He!», rief jemand von hinten. «Geht das auch heute noch? Wir stehen hier schon eine Ewigkeit!»
    Der Mann mit dem Bart gab einem anderen Brotverteiler ein Zeichen, worauf dieser seinen Posten übernahm und die wartenden Leute mit Zuckerbrot versorgte.
    «Kommt mit», sagte er dann und deutete mit den Augen die Gasse hinauf, die durch das Brotverteilen blockiert und deshalb menschenleer war. «Es gibt viel zu besprechen.»
    Ephrion hob die Brote vom Boden auf und war noch immer völlig durcheinander.
    «Ich blick hier nicht mehr durch», stellte Miro irritiert fest. «Seid Ihr es wirklich?»
    «Aber natürlich ist sie es!», sagte Aliyah ohne den geringsten Anflug von Zweifel, und Joash knirschte Ephrion leise ins Ohr:
    «Wenn ich auch nur einen Soldaten in der Nähe sehe, brech ich ihm das Genick.»
    Sie folgten dem Mann ein paar Schritte in die düstere Gasse hinein, bis sie sich weit genug vom Trubel entfernt hatten, um ungestört reden zu können.
    «Lasst euch nicht von meiner äußeren Erscheinung täuschen», sagte der Alte. «Menschen blicken auf das, was vor Augen ist. Ihr aber sollt mein Herz erkennen.»
    «Aber Ihr seid … ein Mann!», entfuhr es Ephrion.
    «Alles nur Tarnung. Ich kann meine Gestalt jederzeit verändern. Eine äußerst praktische Gabe in Zeiten wie diesen.»
    «Wow», meinte Miro beeindruckt.
    «Ich wusste, dass Ihr es seid, Mütterchen!»
    «Schschsch!» Die Prophetin legte ihren Zeigefinger bedeutsam auf die Lippen. «Leise, mein Kind. Zu viele Ohren könnten heimlich mithören.»
    Joash tippte Aliyah von hinten an. «Ey, sag mal: Wer ist der Alte? Woher kennt ihr euch? Und warum um alles in der Welt nennt ihr ihn Mütterchen?»
    «Sie ist es, die uns beauftragt hat, dich aus dem Gefängnis zu befreien», klärte ihn Aliyah auf.
    Der Mann wandte sich Joash zu und sah ihn mit gütigen Augen an.
    «Jojo», sagte er. Augenblicklich fuhr Joash zusammen wie ein aufgescheuchtes Reh. Der kräftige Bursche mit der Filzlockenmähne wirkte auf einmal wie ein kleiner, eingeschüchterter Knabe.
    «Woher … woher kennt Ihr diesen Namen?», stammelte er. Es war sechs Jahre her, seit ihn zum letzten Mal jemand Jojo genannt hatte. Das war gewesen, als seine Mutter an einer Überdosis gestorben war. Und das in seinen Armen … In seinem ganzen Leben hatte er sich nie einsamer gefühlt. Und dann war er auf die Straße gerannt. Sein Leben war seit jenem furchtbaren Tag nie mehr dasselbe gewesen.
    «Ich weiß, was Ihr durchgemacht habt, mein Junge», fuhr die Prophetin fort und legte Joash verständnisvoll die Hand auf die Schulter wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet. «Aber ich habe über Euch gewacht. Ihr wart nicht allein.»
    Joash wich dem Blick des Alten aus und kämpfte gegen seine Gefühle an. Er kam sich vor wie ein offenes Buch in seiner Gegenwart. Es war, als

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