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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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entgegnete Miro selbstsicher. «Und wie steht’s mit dir, Dicker? Glaubst du an die Prophezeiung?»
    «Warum sollte ich es nicht tun?», entgegnete Ephrion etwas verwundert.
    «Wenn die Prophezeiung wahr ist», überlegte Aliyah, «dann spielt es keine Rolle, ob wir daran glauben oder nicht: Sie wird sich erfüllen. Alles, worauf wir uns konzentrieren müssen, ist, die drei Teile des Buches zu finden. Den ersten Teil haben wir ja schon. Und den zweiten werden wir auch bald haben.»
    «Was ist das eigentlich für eine Sprache?», wollte Joash wissen, der begonnen hatte, das uralte Buch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Seiten waren so dick, dass sie beim Umblättern knisterten. Jedes Blatt war mit schwarzer Tinte handgeschrieben, und die Schrift bestand aus lauter seltsamen Schnörkeln und Schlenkern.
    «Mutter sagte, niemand würde diese Sprache kennen und keiner könne genau sagen, woher sie kommt», wusste Ephrion zu berichten.
    «Und wer kann sie dann lesen?»
    «Ich kann es», sagte Aliyah.
    Die Jungs wirbelten gleichzeitig herum. Die Verblüffung stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben.
    «Du?», fragte Miro ungläubig. «Willst du uns auf den Arm nehmen? Du bist blind!»
    «Ich weiß, das klingt komisch», sagte Aliyah. «Aber ich habe tatsächlich in dem Buch gelesen.»
    «Wie? Wann?», fragte Ephrion, und seine Neugier war geweckt.
    «Als wir bei Master Kwando waren», erklärte Aliyah. «Ich weiß nicht, welche Prüfung ihr bestehen musstet. Meine war es, die ersten zwei Sätze aus dem Buch zu lesen und ihren Sinn zu erforschen. Ich hielt es für einen schlechten Scherz, einen sehr schlechten. Aber dann versuchte ich es. Und plötzlich sprangen mir Worte in die Augen. Ich sah sie ganz klar und deutlich vor mir.»
    «Du hast sie gesehen ?», rief Miro, der sich schier nicht mehr einkriegte, und Ephrion fragte:
    «Was hast du gelesen?»
    Aliyah lächelte. «Gebt mir das Buch. Ich lese es euch vor.»
    Joash reichte es ihr, und sie schlug den Deckel auf. Ein Geruch nach Leder, Harz und altem Pergament stieg ihr in die Nase. Sie ließ ihre zarten Finger über die erste Seite gleiten, und ohne dass sie sich groß anstrengen musste, stachen ihr zwei Sätze in die Augen, dieselben Sätze, die sie schon damals bei Master Kwando zu lesen in der Lage gewesen war. Ihr grünes und ihr blaues Auge begannen zu leuchten wie das prächtige Farbenspiel zweier Opale, als sie den Jungs die Sätze vorlas:
    «Bevor Ihr nicht glaubt, könnt Ihr nicht sehen, und was Ihr in dieser Welt seht, ist nichts, woran Ihr glauben könnt. Doch er sieht nicht, wie die Menschen sehen – er sieht des Menschen Herz.»
    Sie sprach betont langsam, und die Jungs spürten förmlich die unglaubliche Kraft, die in diesen Worten lag. Auch wenn sie es nicht zugegeben hätten, und obwohl sie nicht genau verstanden, worum es ging: Die Worte bewegten sie.
    «Wer ist er?», fragte schließlich Ephrion.
    «Ich weiß es nicht», gestand Aliyah.
    «Echt stark, ey», sagte Joash beeindruckt. «Wie machst du das?»
    Aliyah zuckte die Achseln. «Ich kann es selbst nicht erklären.»
    «Lies weiter», forderte sie Miro auf.
    Aliyah schob sich ihr rostrotes Haar hinter die Ohren. «Ich glaube nicht, dass das geht. Bisher konnte ich nur diese beiden Sätze sehen. Alles andere blieb verborgen.»
    «Versuch es!», spornte sie nun auch Ephrion an.
    «Na los, Kleine», ermunterte sie Joash. «Zeig uns, was du draufhast.»
    Sogar Nayati hob gespannt den Kopf und kläffte zweimal. Aliyah legte beide Hände auf die Seite und konzentrierte sich. Sie wartete darauf, dass ihr irgendwelche Worte ins Gesicht springen würden, aber nichts geschah. Sie blätterte die Seite um und tastete sich mit den Fingern von oben nach unten durch. Wieder nichts. Alles war schwarz.
    «Es tut mir leid. Ich sehe nichts.»
    «Vielleicht etwas weiter hinten», sagte Ephrion und blätterte für sie ein paar Seiten um. «Versuch’s hier.»
    Aliyahs Fingerspitzen glitten über die schwarze Tinte, quer über die Seite, dem Rand entlang, von oben nach unten, wieder zurück nach oben, und dann hielt sie plötzlich inne. Ihre Finger blieben an einer ganz bestimmten Zeile hängen, und mit einem Mal wurde ihr ganz warm ums Herz.
    «Und?», fragte Joash ungeduldig.
    Ein Lächeln zog sich über Aliyahs feines Gesicht. «Ja, ich glaube, ich hab etwas! Ich kann es sehen! Es funktioniert!»
    «Lies es uns vor», sagte Ephrion aufgeregt.
    Aliyah fuhr mit den Fingern über die verschnörkelte

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