Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
Vom Netzwerk:
Der Bucklige duckte sich hinter die Blechtonne wie ein schuldbewusstes Tier, das die Schläge seines Herrn fürchtet. Und dann erschien der «Meister» breitbeinig in der Scheunenmitte: ein Koloss von einem Mann. Er war beinahe doppelt so groß wie Joash. Ein einziges Muskelpaket mit Schultern so breit wie ein Haus und Beinen so dick wie Baumstämme. Sein kurzer Hals schien einzig aus daumendicken Sehnen und Muskelsträngen zu bestehen. Der Riese war glatzköpfig bis auf ein langes Haarbüschel, das er sich mit einem Lederriemen in einem Zopf zusammengebunden hatte. Er trug eine offene Lederweste, die seinen durchtrainierten Oberkörper und die fast unmenschlich kräftigen Oberarme noch mehr zur Geltung brachte. Seine Hände waren Pranken, etwa so groß wie Kohlenschaufeln. In der rechten Hand hielt er eine Keule, die mit scharfen Metallsplittern gespickt war und die er beim Gehen hinter sich herschleifte.
    Mit schweren Schritten schlurfte er auf Joash zu. Joash kam sich neben ihm wie eine erbärmliche Heuschrecke vor. Instinktiv ließ er den Mann los, der noch immer in seiner Faust gestrampelt hatte wie ein großes Baby. Er plumpste zu Boden, rappelte sich auf und stolperte eilends davon. Gleichzeitig hob der Riese seine Keule über den Kopf, stieß einen wütenden Schrei aus und raste wie eine gewaltige Kriegsmaschine auf Joash zu. Gerade noch rechtzeitig gelang es Joash, dem «Meister» mit einem Hechtsprung auszuweichen. Sekunden später krachte dessen tödliche Waffe auf die Stelle, auf der Joash gerade noch gestanden hatte. Dort war in der Erde ein riesiges Loch entstanden, Staub wirbelte auf. Mit großen Augen starrte Joash auf den Krater, dann auf den Giganten. Das Grinsen auf seinem Gesicht erstarb endgültig.
    «Oh nein», wimmerte Ephrion und begann nervös an seinen Fingernägeln zu kauen. «Den schafft er nie!»
    «Er muss», flüsterte Miro, der sich kaum traute, über den Kistenrand zu spähen. «Er muss einfach!»
    «Wir hätten nie herkommen dürfen», piepste Ephrion.
    «Sei still!», zischte Miro, ebenfalls bibbernd vor Angst. «Nicht bewegen! Wenn er uns entdeckt, sind wir erledigt.»
    Schwerfällig drehte sich der Riese um und suchte mit seinen kleinen Augen den Raum nach seinem Gegner ab. Der Bucklige huschte auf Zehenspitzen auf die andere Seite der Tonne, bevor ihn der Meister sehen konnte. Er klammerte sich an den Tonnenrand und lugte mit seinen giftgrünen Augen vorsichtig dahinter hervor. Joash trat aus dem Staub heraus, ging leicht in die Knie und wartete. Der Hüne schnaubte.
    Einen kurzen Moment standen sie sich gegenüber und belauerten sich wie zwei Kämpfer im Ring. Dann griff der Riese erneut an. Mit lautem Gebrüll stürzte er sich auf sein Gegenüber. Joash zog den Kopf ein, und die Keule zerschnitt keinen Fingerbreit über seinen Filzlocken die Luft und riss ein Regal voller Flaschen um. Ein klirrender Regen aus Scherben und Flüssigkeit ergoss sich über Joash. Er kam ins Stolpern, fiel rückwärts hin, und bevor er dazu kam, sich wieder aufzurichten, hatte ihn der Riese am Fuß gepackt. Im nächsten Augenblick flog Joash quer durch die gesamte Lagerhalle, prallte mit Wucht gegen eine Wand und blieb halbbetäubt neben einem zerbrochenen Wagenrad auf dem Rücken liegen.
    «Joash!», entfuhr es Ephrion quiekend. Miro legte ihm die Hand auf den Mund und riss ihn mit sich zu Boden, als der Koloss an ihnen vorbeistapfte. Ephrion konnte seine furchtbare Keule sehen, die der Riese nur zwei Fußbreit von ihm entfernt über den Boden zog. Der Hüne blieb kurz stehen, und Ephrion stockte der Atem. Ein leises Knacken war zu hören, als er den Kopf erst nach links, dann nach rechts drehte. Dann wälzte er sich weiter, stieg über den Mann, der noch immer besinnungslos unter einem Berg voller Dosen begraben war, und ging direkt auf Joash zu. Es gab kein Entkommen.
    Der Gigant bäumte sich auf, hob sein rechtes Bein und versuchte Joash mit seinem riesigen Fuß zu zerstampfen. Aber Joash rollte sich im letzten Moment zur Seite. Der Riese knurrte wütend und nahm einen zweiten Anlauf. Mit noch mehr Wucht ließ er seinen Stiefel auf Joashs Brust niedersausen. Hätte Joash den schweren Schuh nicht in letzter Sekunde mit beiden Händen zu fassen gekriegt, wäre er unweigerlich plattgestampft worden. Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte er den Fuß nach oben. Seine Arme vibrierten. Der Abstand zwischen dem Stiefel und seiner Brust wurde immer geringer. Lange würde er dem ungeheuerlichen Druck

Weitere Kostenlose Bücher