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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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nicht mehr standhalten. Mit letzter Kraft gelang es ihm, das Bein von sich wegzustoßen.
    Der Riese taumelte, wobei ihm die Keule aus der Hand fiel. Er ließ sie liegen und versetzte dafür Joash einen gewaltigen Fußtritt zwischen die Rippen. Ein hässliches Knacken war zu hören, und Joash schrie so laut auf, dass es auch Aliyah und Nayati draußen hören konnten. Nayati begann zu heulen. Aliyah rüttelte verzweifelt an der Tür und wischte sich über die feuchtgewordenen Augen.
    «Er wird ihn umbringen», japste Ephrion. «Wir müssen ihm helfen!»
    «Schhh!», machte Miro und drückte Ephrions Kopf nach unten. Joash schleppte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Boden, die Arme schützend an seinen Bauch gelegt. Er sah tausend kleine Sterne vor seinen Augen tanzen. Der Schmerz in seiner Brust raubte ihm schier die Sinne. Das Koloss sah auf ihn hinunter, als wäre er nichts weiter als eine Ameise. Er lachte. Dann ballte er seine Faust.
    «Ist vorbei jetzt!»
    Mit einem dumpfen Röhren holte er zu einem letzten Schlag aus. Der Fausthieb traf Joashs Kopf mit einer solchen Gewalt, dass er lautlos zusammenbrach und mit dem Gesicht nach unten im Staub liegen blieb. Er rührte sich nicht mehr. Der Riese grunzte zufrieden und sah sich suchend um.
    «Ihr hier!», rief er und trampelte mit mächtigen Schritten zurück in die Scheunenmitte, geradewegs auf die Holzkiste zu, hinter der Miro und Ephrion hockten.
    «Ich glaube, wir sollten rennen», wisperte Miro.
    «Ich bin nicht schnell genug», stammelte Ephrion.
    «Pech für dich. Ich bin weg hier!» Mit diesen Worten schoss Miro hoch, rannte quer durch die Halle und verkroch sich in sicherem Abstand hinter einem Stuhl. Der Bucklige klammerte sich noch immer an seine Blechtonne.
    Ephrion zog den Kopf ein und kauerte wie ein Käfer hinter der Kiste, zitternd und bangend. Er hörte, wie der Riese stehen blieb, unmittelbar auf der andern Seite seines Verstecks. Er konnte seinen schweren Atem hören. Ephrion schloss die Augen und machte sich so klein wie irgend möglich. Ein lautes Krachen und Splittern war zu hören, und als der Junge die Augen wieder öffnete, war die schwere Holzkiste einfach verschwunden. Dafür ragten direkt vor seiner Nase zwei stämmige Beine in die Höhe. Der Riese grinste auf ihn herunter. Ephrion erschauerte.
    Es ist aus , dachte er, verbarg den Kopf in den Händen und wartete darauf, dass er im nächsten Moment wie ein Insekt von dem Riesen zertrampelt würde. Doch etwas anderes geschah: Ein ohrenbetäubender Schrei hallte durch die Scheune. Der Meister drehte sich erstaunt um. Auch Ephrion blinzelte neugierig unter seinen verstrubbelten Haaren hervor in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Und was er dann zu sehen bekam, war so unglaublich, dass ihm beinahe die Augen aus dem Kopf fielen:
    Joash kniete auf dem Boden. Sein gesamter Körper bebte vor Zorn. Seine Augen flackerten zwischen den dicken Filzlocken hindurch, die ihm wild in die Stirn hingen. Etwas geschah mit ihm, etwas Seltsames, Unheimliches. Sein Körper begann sich sichtbar und hörbar zu verändern. Seine Muskeln strafften sich und wurden hart wie Stahl, seine Arme zitterten vor Anspannung, sein Atem ging schwerer, und etwas knisterte auf seinem Kopf wie züngelnde Flammen: sein Haar! Mit jedem Atemzug begann es zu wachsen und sich von selbst zu verquirlen und zu verfilzen. Joash schrie, und es war nicht zu erkennen, ob es vor Wut war – oder vor Schmerzen über die Verwandlung, die in ihm vorging. Länger und länger wurde sein Haar, und Joash wurde von einer solch glühenden Energie gepackt, dass er zu explodieren glaubte.
    Er legte seine Hände übereinander, hob sie wie einen Vorschlaghammer über seine Löwenmähne, brüllte laut und schlug damit auf den Boden. Ein dumpfes Beben erschütterte die Halle. Die von der Decke herunterhängenden Kerzen wackelten hin und her. Es knackste wie zerspringendes Eis, und der Boden unter Joashs Faust bekam Risse. Der Riese blickte verdutzt an sich hinunter und konnte dabei zusehen, wie sich unter seinen Füßen ähnlich einem horizontalen Blitz ein fingerbreiter Spalt durch den Boden fraß.
    «Bei Shaíria», brachte Ephrion bloß hervor und krabbelte auf allen vieren aus der Gefahrenzone.
    Joash erhob sich und ging entschlossen auf den Riesen zu. Er sah furchterregend aus. Die wilde Haartracht hatte mindestens das Doppelte an Volumen zugelegt und berührte jetzt den Boden. Etwas verwirrt schaute der Gigant zu Joash, dann auf

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