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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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und wirbelte herum. «War etwa ein Junge bei dir?! Was hat er dir angetan, Mädchen?!»
    «Nichts», versicherte ihr Violet. «Mir geht es gut, wirklich. Bitte lass mich jetzt alleine.»
    Sie schob ihre Mutter vom Bett weg und hoffte, sie würde endlich gehen. Aber das tat sie nicht.
    «Ich höre etwas», sagte sie stattdessen und sah sich suchend um. «Was ist das?»
    «Nichts, Mutter», sagte Violet verzweifelt. «Bitte geh jetzt!»
    Die Mutter drehte sich langsam Richtung Schrank. «Es kommt aus dem Kleiderschrank … Was versteckst du da drin? … Eine kleine Katze? … Hast du etwa ohne meine Erlaubnis eine junge Katze nach Hause gebracht?»
    Langsam, die Kerze wie eine Waffe vor sich hertragend, schritt sie auf den Schrank zu, und Violet wurde nervöser und nervöser.
    «Nein», sagte sie. «Ich meine … ja … ich meine … bitte geh jetzt, Mutter!»
    Sie sprang vor den Schrank, breitete schützend ihre Arme aus und versperrte ihrer Mutter den Weg. «Bitte, Mutter … bitte!», flehte sie weinend.
    «Geh zur Seite, Violet!», forderte ihre Mutter sie streng auf. Sie schob Violet grob weg … öffnete den Schrank … befreite den Korb von den vielen Kleidern … und taumelte erschrocken drei Schritte zurück.
    «Ein Baby!», rief sie und legte entsetzt die Hand auf den Mund. Für ein paar Sekunden stand sie einfach nur da und versuchte das, was sie vor sich sah, irgendwie zu verdauen. Dann packte sie ihre Tochter grob am Arm.
    «Du kleine Hexe!», schrie sie die Vierzehnjährige an. «Wie konntest du so etwas Düsteres in unser Heim bringen? Ich will dich und dieses kleine Ding noch vor der Morgendämmerung aus meinem Haus haben!»
    Sie sah Violet tief in die Augen, und ihre Stimme war mit Verachtung gefüllt, als sie sagte: «Du bist für mich gestorben! Und bevor du gehst, putz gefälligst deinen Dreck weg. Alles, was du zurücklässt, werde ich verbrennen!»
    Und mit diesen Worten drehte sie sich um, stapfte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Violet wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie hob ihr Kind aus dem Schrank und streichelte es zärtlich. «Ich werde dich Joash nennen, nach meinem Vater», sagte sie leise und schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. «Ich werde mich gut um dich kümmern. Das versprech ich dir, mein kleiner Jojo.»

24
    Katara hatte das Essen kaum angerührt. Sie saß zusammen mit ihrem Vater im «Goldenen Ziehbrunnen» und war schon den ganzen Abend über sehr schweigsam. Das Lokal, in dem Mangol, Goran und Katara abgestiegen waren, war das beste in der Stadt. Es wurde vorwiegend von Geschäftsleuten genutzt, da sich Pinzkrit im Verlauf der Jahre zu einer wichtigen Industriestadt entwickelt hatte. An runden Tischchen saßen Männer mit Zwickern und Schnurrbärten und Krawattenschleifen und diskutierten eifrig über die neusten Errungenschaften der Wissenschaft. Aufmerksame Kellner schlängelten sich mit Silbertabletts zwischen den Gästen hindurch, schenkten Wein aus, nahmen Bestellungen entgegen und lasen den noblen Herren die Wünsche von den Lippen ab.
    «Katara», sagte Goran mit einem besorgten Blick auf seine Tochter, «du musst etwas zu dir nehmen. Du hast den ganzen Tag im Sattel gesessen.»
    «Ich habe keinen Hunger, Vater», brummte die Siebzehnjährige missmutig und schob sich ihr Glasperlenzöpfchen aus dem Gesicht und den Teller von sich weg.
    Tatsächlich waren sie den ganzen Tag fast ohne Unterbrechung durch den Nebel geritten. Jemand hatte ihnen einen Tipp gegeben. Es hieß, die Flüchtigen wären nach Pinzkrit unterwegs. Daraufhin hatte Goran Mangol befohlen, ein paar Soldaten aus Mörthal abzuziehen, das nur wenige Meilen nördlich von Pinzkrit lag. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Sicherheitsgarde hatten sie Straßensperren errichtet und waren von Haus zu Haus gegangen, um die Jugendlichen aufzuspüren. Sie waren noch immer dabei. Bisher erfolglos. Dabei hatten sie sogar Bilder von ihnen, wenigstens von Miro, Ephrion und Aliyah. Gleich nachdem sie aus dem Verlies entkommen waren, hatte Goran ihre Familien ausfindig gemacht, die seither rund um die Uhr von Drakars Soldaten überwacht wurden, falls einer der Jugendlichen sie kontaktieren sollte.
    Nur von Joash war keine Familie auffindbar gewesen, nicht einmal ein Onkel oder eine entfernte Kusine. Und daher hatten sie auch kein Bild von ihm. Katara hatte ihn vor zwei Tagen zum ersten Mal gesehen, und das Einzige, woran sie sich erinnerte, war seine gewaltige

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