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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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sich auf.
    «Solange er das Boot nicht stiehlt und ohne uns abhaut», meinte Miro.
    «Ach komm, jeder braucht mal etwas Zeit für sich», verteidigte ihn Aliyah. «Er ist es nicht gewohnt, dauernd mit Leuten zusammen zu sein.»
    «Psst!», machte Sihana. «Habt ihr das gehört?»
    «Was gehört?», fragte Miro.
    Sihana begann zu flüstern. «Ich glaube, es ist jemand zu Hause. Etwas hat geknarrt.»
    Sie lauschten. Und in die Stille hinein hörten sie plötzlich eine weibliche Stimme. Sie klang irgendwie traurig und schwer, wie ein eintöniger Gesang:
    «Kommt herein. Die Tür ist offen.»
    Die Jugendlichen warfen sich misstrauische Blicke zu. Vorsichtig gingen sie über die hölzerne Plattform auf das Häuschen zu. Etwas in der Hütte quietschte fortwährend.
    «Habt keine Angst», drang die weinerliche Stimme erneut an ihr Ohr, «ich habe euch erwartet. Tretet ein.»
    Für einen kurzen Moment blieben die vier unentschlossen stehen, bis Ephrion mutig vortrat und die Tür mit der Handfläche aufstieß. Sie war nur angelehnt und knarrte laut, als er sie öffnete. Wer auch immer hier wohnt, dachte Ephrion, es ist bestimmt niemand, der uns Böses will. Hubertus hat schließlich gesagt, wir würden erwartet. Wir brauchen also nichts zu fürchten.
    Die Gefährten betraten das Haus. Es bestand aus nur einem Raum. Das flackernde Licht mehrerer Kerzen verlieh ihm etwas Warmes und Einladendes. Es gab praktisch keine Möbel, nur einen Schrank, eine Holzbank, eine Kochstelle und eine uralte Wanduhr, deren schweres Pendel regelmäßig hin- und herschwang und etwas Beruhigendes an sich hatte. In der Mitte der Hütte befand sich ein gedeckter Tisch mit vier Stühlen, daneben ein Schaukelstuhl. Und in dem Schaukelstuhl saß jemand. Eine Frau mit schneeweißem Haar. Sie hatte ihnen den Rücken zugekehrt, blickte zum offenen Fenster hinaus und schaukelte gemütlich hin und her. Nayati löste sich von der Gruppe und trabte kläffend auf die Frau zu, als würde er sie kennen. Er setzte sich vor sie hin und sah sie mit seinen eisblauen Augen freudig hechelnd an.
    «Findet Ihr?», lächelte die Frau geschmeichelt, und von hinten konnten Miro, Ephrion und Sihana sehen, wie sie sich mit den Händen durch ihr schneeweißes Haar fuhr, als hätte ihr der Wolf soeben ein Kompliment gemacht. Sie tauschten verwirrte Blicke, während sie beobachteten, wie Nayati seine Pfote in ihren Schoß legte. «Ich freue mich auch, Euch wiederzusehen, Nayati», sagte die weißhaarige Frau mit singender Stimme. «Ich freue mich auch.»
    Und wieder begann sie zu schaukeln und leise zu wimmern, als wäre sie von unendlicher Trauer erfüllt.
    «Wer seid Ihr?», fragte Aliyah.
    «Mein Name ist Andora», gab ihnen die Frau Auskunft, begleitet von einem tiefen Seufzen. «So lange schon habe ich auf euch gewartet. Ich wünschte, ihr wärt früher gekommen. Und gleichzeitig wünschte ich, ihr wärt nicht hier. Euer Erscheinen bedeutet Freud und Leid zugleich – Leben und Tod.»
    Und dann, wie von Geisterhand bewegt, drehte sich der Schaukelstuhl um, in dem sie saß, und im selben Moment wurden die Freunde kreideweiß im Gesicht.
    «Bei Shaíria», murmelte Sihana.
    «Kneif mich mal in den Arm, Miro», raunte Ephrion, und sein Herzschlag beschleunigte sich im Bruchteil einer Sekunde auf hundertachtzig.
    «Wir … wir müssen weg hier», flüsterte Miro mit weit aufgerissenen Augen.
    «Was habt ihr denn?», fragte Aliyah.
    «Es ist Eldora!», rief Miro starr vor Schreck.

41
    Viele Meilen weit entfernt summte ein Kommunikator laut und penetrant durch die Stille der Nacht. Er lag auf Drakars Nachttisch, und alle paar Minuten erklang eine aufgeregte Stimme.
    «Eure Hoheit? Seid Ihr da, Eure Hoheit? Bitte meldet Euch bei der Hauptwache. Es ist dringend!»
    Aus dem Badezimmer, das mit dem Schlafraum verbunden war, drang ein nervöses Flüstern und Raunen. Die Tür war einen Spalt breit geöffnet. Das Veolicht war aus, aber ein merkwürdiger bläulicher Glanz erfüllte das Bad. Drakar stand im seidenen Morgenmantel vor dem großen Spiegel. Doch es war nicht sein Gesicht, das er im Spiegel betrachtete. Es waren seine Hände.
    «Es kann nicht sein», murmelte er, während er seine gespreizten Finger mehrmals von hinten und von vorne betrachtete. Dann ballte er die Fäuste, schlug sie gegen das Waschbecken und schrie laut auf. «Es kann nicht sein!»
    Heftig atmend blieb er eine Weile stehen. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. «Was passiert mit mir?», flüsterte

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